Die Weiße Burg
Faiselle folgte Magla, und Varilin folgte Faiselle. Dann kam Saroiya und schließlich Takima. Jede sprach lange, Varilin und Saroiya standen kurz davor, eine der verbotenen Ansprachen zu halten, und jede sprach mit der größten Eloquenz, zu der sie fähig war. Niemand errang den Sitz einer Sitzenden, ohne nicht nötigenfalls eloquent zu sein. Trotzdem wurde bald ersichtlich, dass sie sich wiederholten, wenn auch nur mit anderen Worten.
Die Verlorenen und ihre Waffe wurden nie erwähnt. Die Schwarze Burg war das Thema der Sitzenden, die Schwarze Burg und die Asha'man. Die Schwarze Burg war eine faulige Stelle auf dem Antlitz der Erde, eine Bedrohung für die Welt, so groß wie die Letzte Schlacht selbst. Allein schon der Name deutete eine Verbindung zum Schatten an, ganz zu schweigen davon, dass es eine eindeutige Ohrfeige für die Weiße Burg war. Die so genannten Asha'man - niemand benutzte die Bezeichnung, ohne »so genannt« hinzuzufügen oder es mit einem höhnischen Verziehen des Mundes zu sagen; in der Alten Sprache bedeutete das »Wächter«, und sie waren alles, nur keine Wächter -, die so genannten Asha'man waren Männer, die die Macht lenken konnten! Männer, die verdammt waren, vom Wahnsinn verschlungen zu werden, falls die männliche Hälfte der Macht sie nicht vorher tötete! Wahnsinnige, die die Eine Macht lenkten. Von Magla bis Takima stattete jede von ihnen sie mit jeder erdenklichen Schreckensgeschichte aus. Dreitausend Jahre Schrecken der Welt, und die Zerstörung der Welt davor. Solche Männer hatten die Welt zerstört, hatten das Zeitalter der Legenden zerstört und das Antlitz der Welt in eine Wüste verwandelt. Das waren die Leute, mit denen sie sich verbünden sollten. Wenn sie das taten, würde man sie in jeder Nation verfluchen, und das zu Recht. Jede Aes Sedai würde sie verabscheuen, und das zu Recht. Das konnten sie nicht tun. Sie konnten es nicht.
Als Takima schließlich Platz nahm und die Stola sorgfältig auf den Armen drapierte, zeigte sie ein kleines, aber ziemlich zufriedenes Lächeln. Gemeinsam war es ihnen gelungen, die Asha'man noch furchterregender, noch gefährlicher erscheinen zu lassen als die Verlorenen und die Letzte Schlacht zusammen. Vielleicht sogar als der Dunkle König selbst.
Da Egwene die rituellen Fragen begonnen hatte, musste sie sie auch beenden, und sie stand lange genug auf, um zu sagen: »Wer tritt für eine Vereinbarung mit der Schwarzen Burg ein?« Sie hatte nur geglaubt, dass Stille im Pavillon geherrscht hatte. Sheriam hatte sich endlich beruhigt, auch wenn auf ihren Wangen noch immer Tränen funkelten, aber in der Stille, die dieser Frage folgte, klang ihr Schlukken wie ein Schrei.
Takimas Lächeln gefror, als Janya aufstand, sobald Egwene die Frage beendet hatte. »Selbst ein schmaler Ast ist besser als gar kein Ast, wenn man ertrinkt«, sagte Janya.
»Ich würde es eher versuchen, als mich allein auf die Hoffnung zu verlassen, bevor ich untergehe.« Sie hatte die Angewohnheit zu sprechen, wenn sie es nicht sollte.
Samalin erhob sich, um neben Malind zu stehen, und plötzlich kam es zu einem Ansturm, Salita und Berana und Aledrin zusammen, Kwamesa tat es ihnen nur einen Augenblick später gleich. Neun Sitzende auf den Füßen, und so blieb es, während sich die Momente ausdehnten. Egwene wurde sich bewusst, dass sie sich auf die Lippe biss, und hörte schnell damit auf, in der Hoffnung, dass es niemand bemerkt hatte. Sie hoffte, dass sie sie nicht blutig gebissen hatte. Nicht, dass jemand sie ansah. Jeder schien den Atem anzuhalten.
Romanda schaute stirnrunzelnd zu Salita hoch, die mit grauem Gesicht und bebenden Lippen starr geradeaus starrte. Die Schwester aus Tear mochte nicht in der Lage sein, ihre Furcht zu verbergen, aber sie würde den eingeschlagenen Weg weitergehen. Romanda nickte langsam und stand schockierenderweise auf. Auch sie entschied sich, die Regeln zu verletzen. »Manchmal«, sagte sie und schaute Lelaine direkt an, »müssen wir Dinge tun, die wir lieber nicht tun würden.«
Lelaine erwiderte den Blick der grauhaarigen Gelben, ohne zu blinzeln. Ihr Gesicht hätte aus Porzellan sein können. Ihr Kinn hob sich kaum merklich. Und plötzlich stand sie auf und sah Lyrelle ungeduldig an, die sie kurz anstarrte, bevor auch sie sich erhob.
Alle starrten sie an. Niemand machte einen Laut. Es war geschehen.
Jedenfalls fast. Egwene räusperte sich und versuchte Sheriams Aufmerksamkeit zu erregen. Der nächste Teil war Aufgabe der
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