Die weiße Macht
schleifen.
Irgendwo hatte ich mal in einem Comic eine derartige Figur gesehen. Ich beobachtete sie ebenso gespannt wie Suko. Wir beide hörten das Flüstern des Mönchs. »Vorsicht, er darf euch nach Möglichkeit nicht berühren, Freunde.«
»Warum nicht?«
»Es könnte tödlich sein. Ich habe den Versuch zwar noch nicht unternommen, aber ich möchte gern auf Nummer Sicher gehen.«
»Okay«, sagte ich, bevor ich sicherheitshalber einen Schritt zurücktrat.
Suko tat das gleiche, und es war genau der richtige Zeitpunkt gewesen, denn die Gestalt warf sich nach vorn, und plötzlich umklammerten zwei goldene Hände die Stäbe.
Er hatte die Arme ziemlich hoch gehalten, schob seinen Kopf vor, so daß sein ebenfalls goldenes Gesicht zwischen den Stäben schimmerte. Eine Maske mit goldenen Augen. Der Mund, fast schon ein Maul, öffnete sich.
Eine Zunge schlug hart von einer Seite zur anderen, und auch sie glänzte golden. Die Farbe war also nicht nur auf der Haut geblieben, sie war auch hindurchgedrungen.
Ich konnte mich einfach nicht mehr rühren. Mein Hals war so gut wie zu.
Dabei bedrückten mich die Fragen, aber die konnte ich einfach nicht stellen.
Der Goldene rüttelte an den Gittern. Wahrscheinlich hatten das schon viele vor ihm getan, und alle waren gescheitert. So auch er. Nach einigen Stößen gab er es auf, torkelte zurück und nahm wieder seinen Platz ein.
Ich schreckte zusammen, als mich Father Ignatius anstieß. »Kommt, ihr werdet Fragen haben.«
»Und ob«, flüsterte ich.
Wir blieben in dem Gewölbe. Ignatius hatte sich in eine Nische gedrückt, in der ein schmaler Tisch stand und vier ebenfalls schmale Stühle mit hohen Lehnen. So konnten Suko und ich ebenfalls Plätze finden.
Suko nahm mir die Worte aus dem Mund, als er fragte: »Wer sind die beiden?«
»Das will ich euch sagen«, murmelte der Mönch. »Sie… sie gehören zu uns.«
»Zur Weißen Macht?«
Er nickte.
»Und wer hat sie so zugerichtet?«
Ignatius schaute in den Käfig, als könnte er dort eine Antwort bekommen. »Keiner weiß es. Sie kehrten irgendwie zurück. Sie suchten Zuflucht in einem Gotteshaus, und von dort holten wir sie ab.«
»Wo waren sie?« fragte ich.
»Äthiopien!« flüsterte der Mönch.
»In Askum?«
»Ich habe keine Ahnung. Jedenfalls sollten sie die Lade suchen. Das ist das Ergebnis. Ihr habt es gesehen und gehört nun zu den Eingeweihten.« Ignatius hob die Schultern. »Ich weiß nicht, was geschehen ist und wo sie gelandet sind.«
»Kann es denn sein, daß sie die Bundeslade gefunden haben?« wollte Suko wissen.
Ignatius räusperte sich und wich unseren Blicken aus. »Es ist gut möglich, mehr kann ich nicht sagen.«
Ich überlegte, ob er sich bewußt zurückhielt und nichts sagen wollte.
Eigentlich hatte der Mönch nie bewußt Informationen zurückgehalten.
Wahrscheinlich waren die Agenten der Weißen Macht auf sich allein gestellt gewesen. Seit meinem Treffen mit Monsignore Bentini und dem Beginn der Höllenzeit wußte ich, daß die Weiße Macht zu einem Gegenschlag ausgeholt hatte. Es war eine Truppe, die sehr geheim und auch allein auf sich gestellt arbeitete. Sie wollte keine Fremden in ihre Aktivitäten hineinschauen lassen. Trotz meiner Freundschaft zu dem Pater war ich für die Weiße Macht ein Fremder, auf deren Hilfe sie nur im Notfall zurückgriff.
Dieser Notfall war nun eingetreten. Sicherlich hatte Ignatius seinen Vorgesetzten davon überzeugen müssen, daß es wichtig war, mich einzuschalten, denn sie bewegten sich nun auf einem Terrain, das doch gefährlich werden konnte.
Ich lächelte vor mich hin. Meine Antwort drehte sich um ein Thema.
»Weißt du, Ignatius, ich kann ja nicht viel über die Lade wissen. Immer nur das, was ich gehört oder in der Bibel gelesen habe. Aber ich denke nicht, daß sie aus Gold ist. Nein, das hätte man schon irgendwo gelesen, stelle ich mir vor. Es tut mir leid, die Ursache dieser Veränderten muß einen anderen Grund gehabt haben. Wie sind sie denn hierhergekommen? Schon als Goldene?«
»Nein, nicht direkt. Sie… sie fingen langsam an. In ihren Augen begann es. Sie funkelten plötzlich golden, und dann ging alles blitzschnell. Sie kriegten Schreikrämpfe, sie drehten durch, sie vergoldeten immer mehr, sie schrien und tobten…«
»Haben sie auch etwas gesagt?«
»Wie meinst du?«
»Haben sie berichtet, was ihnen widerfuhr?«
»Nein, dazu kam es nicht.«
»Habt ihr denn gefragt?« wollte Suko wissen.
Ignatius nickte heftig. »Und ob. Immer
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