Die weiße Macht
räusperte sich die Kehle frei.
»Okay, ich habe euch geholt, ich habe mir alle Freiheiten geben lassen, und ich möchte mich auch nicht in eure Dinge einmischen. Nur habe ich den Eindruck, daß wir eher etwas zerstören als gewinnen. Aber darauf sollten wir keine Rücksicht mehr nehmen.«
Ich hatte inzwischen mein Kreuz hervorgeholt und es auf die Handfläche gelegt. Ich schaute es genau an. Es war ein wunderschönes Kleinod, und ich dachte an den Menschen, der es erschaffen hatte. Es war Hesekiel gewesen. Ein Prophet, aber auch einer der zahlreichen Israelis, die sich in ägyptischer Gefangenschaft befunden hatten. Ich war soweit, daß ich die Vergoldung dieser beiden Menschen mit einer ägyptischen Magie in Verbindung brachte, denn das hatte ich ebenfalls schon erlebt, als ich durch eine Zeitreise in dieses alte Land gelangt war.
Diese Gedanken schaltete ich ab. Sie behinderten mich nur. Die beiden Goldenen waren in Äthiopien gewesen und nicht in Ägypten. Sie hatten sich der Stadt Askum genähert, ob sie hineingekommen waren, das stand noch in den Sternen. Für mich waren sie auf dem Weg dorthin aufgehalten worden. Sie mußten eine Grenze überschritten haben, die möglicherweise von den Kreaturen der Finsternis gezogen worden war, denn auch sie wußten, daß sie durch die Kraft der Lade zerstört werden könnten.
Suko sprach mich an. »Du siehst aus, als wäre dir etwas eingefallen, Alter.«
»Nein, jedenfalls nicht viel.«
»Sag uns das wenige.«
Ich sprach von den Kreaturen der Finsternis und schob ihnen die Vergoldung zu.
»Nein, nicht!« Entschieden schüttelte Ignatius den Kopf. »Das kann ich nicht unterstreichen. So etwas ist nicht ihre Art. Ich bin der Meinung, daß etwas anderes passiert ist.« Er hob den Zeigefinger und wirkte jetzt wie ein Lehrer, der etwas Wichtiges zu sagen hat. »Steht nicht im Alten Testament, daß sich das Volk Israel, als Moses sich auf dem Berg befand, von ihm abgewandt hat? Daß er zu lange dort verbracht hat und sich sein Einfluß verlor?«
»Das stimmt«, sagte ich.
»Das Volk wandte sich anderen Göttern zu«, murmelte Ignatius. »Und zwar den alten Göttern, die sie schon aus der Zeit kannten, als die ersten Stämme in das Land zwischen Euphrat und Tigris einfielen und es besiedelten. Diese Götter sind nicht vergessen worden. Ich kenne sie nicht alle, aber der eine oder andere Name fällt mir doch ein. Zum Beispiel die Göttin Astarte.«
»Richtig«, sagte Suko.
Der Mönch wandte sich an mich. »Willst du nicht auch nachdenken, John? Ich könnte mir vorstellen, daß du auf einen bestimmten Namen kommst, wenn du dir vor Augen hältst, was das Alte Testament über die Handlungen des Volkes berichtet hat, als Moses sich auf dem Berg aufhielt. Sie haben wieder einen ihren mächtigen Götter hervorgeholt und ihm sogar Altäre errichtet. Sie bauten sogar ein goldenes Kalb und beteten es an, sie umtanzten es, und sie jubelten ihm zu. Muß ich noch mehr sagen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das brauchst du nicht. Ich weiß, daß du von Baal sprichst.«
»Ja, ich spreche von dem Götzen Baal.«
Ich rang nach Atem. Schweiß bedeckte meine Handflächen, und ich holte tief Luft. Da hatte mich der Mann wirklich auf eine tolle Spur gebracht. Der Gott Baal, der widerliche Götze, dem auch einer der Horror-Reiter diente, als der Verräter Shiram so grausam bestraft wurde.
Da erschienen die Horror-Reiter, um das Kloster zu zerstören. Sie schafften es nicht, weil ich mich mit der Macht meines Kreuzes ihnen entgegenstellte. Baal war eine gute Lösung.
»Zögerst du noch?« fragte mich der Mönch.
»Nein, überhaupt nicht mehr. Ich denke schon, daß wir auf der richtigen Spur sind.«
Ignatius legte seine Handflächen zusammen. »Gut, dann laß uns noch mal zusammenfassen. Wir befinden uns deiner Meinung nach auf der richtigen Spur. Das ist alles gut, das ist wunderbar oder auch nicht, aber es sagt uns zumindest, daß die beiden vom normalen Weg abgekommen sind. Sie haben es nicht geschafft, das Versteck der Bundeslade zu finden, falls sie überhaupt noch zu finden ist. Auch das müssen wir in Frage stellen. Niemand weiß etwas Genaues. Dafür sind sie in den Kreislauf des goldenen Götzen Baal geraten, und das ist natürlich gefährlich. Das haben sie nicht überleben können, das war unmöglich. Man hat sie bestraft. Liege ich damit auf deiner Wellenlänge?«
»In der Tat. Mich stört nur etwas.«
»Was?«
»Wenn wir davon ausgehen, daß sie sich tatsächlich
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