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Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition)

Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition)

Titel: Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wittig
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Kulissen der Gynäkologie zu werfen, und helfen uns zu verstehen, wie Gynäkologen ticken. Dass es hier – wie in jeder Disziplin – auch gute und ehrenhafte Medizinerinnen und Mediziner gibt, muss ich nicht extra erwähnen. Auch wenn mich Zweifel bedrängen, dass die Guten hier in der Mehrheit sind, wenn ich höre, was Dr. Edith Bauer mir erzählt.
    Dr. Bauer ist Gynäkologin und Psychotherapeutin. Sie hat Hunderte Beratungsgespräche mit Frauen geführt, die von ihren Gynäkologen schlimme Diagnosen und gravierende Behandlungsempfehlungen bekommen hatten. Solche Beratungen werden unter anderem von Frauengesundheitszentren angeboten, 4 die bewusst ein Gegengewicht zur Deutungshoheit der männlich geprägten Gynäkologie darstellen wollen. Sie fragen sich vielleicht: »Männlich geprägte Gynäkologie« – was will er denn damit sagen? Medizin ist Medizin. Und krank ist krank. Und wenn operiert werden muss, muss eben operiert werden, egal, ob ein Arzt oder eine Ärztin die Diagnose stellt. Aber so einfach ist es nicht. Dr. Edith Bauer, viele Jahre Mitglied im Vorstand des AKF (Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e. V.), kann zum Thema »der Gynäkologe« und »die Gynäkologin« manch »schöne Geschichte« erzählen.
    Ich besuche sie in ihrem geschmackvoll eingerichteten Haus in Strausberg bei Berlin. Der Kameramann richtet mit seinem Assistenten ein schönes Bild für das Interview ein, inszeniert im unscharfen Hintergrund ein kleines Stillleben auf einem Tisch, das zu der damenhaften Mittsechzigerin passt. Ich frage Frau Dr. Bauer, warum es einen »Arbeitskreis Frauengesundheit« geben muss. Wo es doch die medizinische Fachgesellschaft DGGG (Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe) gibt. Da ist die Frauengesundheit doch sicher mit dabei?
Nicht Gynäkologie , sondern Der Gynäkologe
    Dr. Bauer blickt mich durch ihre Brille prüfend an, als überlege sie, ob ich die Frage ernst meine. Dann erzählt sie eine Geschichte, die ein helles Licht auf die Mentalität deutscher Gynäkologen wirft. Zusammen mit weiteren Gynäkologinnen stellte sie Anfang der 90er-Jahre in der DGGG einen Antrag: Das zentrale Organ der im Jahr 1885 gegründeten Fachgesellschaft heißt Der Gynäkologe . Was vor 120 Jahren durchaus nicht verwundert haben mag. Schließlich durften Frauen damals nicht studieren, folglich gab es keine Gynäkologinnen. Inzwischen aber gibt es zahlreiche Frauen in diesem Beruf. Deshalb sei es an der Zeit, dem Fachorgan einen anderen Titel zu geben. »Gynäkologie«, lautete der Vorschlag in dem Antrag. Wieder macht Edith Bauer eine kleine Pause und blickt mich ernst an. »Denken Sie, wir wären damit durchgekommen?«, ist ihre rhetorische Frage. »Keine Chance! Der Antrag wurde von der mehrheitlich männlichen Kollegenschaft glatt abgebügelt.«
    Wenn Sie, lieber Leser, liebe Leserin, jetzt sagen: »Na ja, das war vor 20 Jahren. Das hat sich inzwischen sicher auch geändert«, dann schauen Sie doch bitte im Internet mal nach, wie der Titel der zentralen Publikation der DGGG heute heißt.
    Der Gynäkologe ist offenbar stolz auf seine Tradition. Und es scheint fast, als würden ihn Frauen in dieser seiner Disziplin stören. Zumindest wenn sie seinen Beruf ausüben. Als Patientinnen schätzt er sie sehr. Obwohl »schätzen« vielleicht auch nicht ganz der richtige Ausdruck ist. Man verbindet ihn mit »wertschätzen«. Und zwar im Sinne von Achtung entgegenbringen. Doch wenn Dr. Bauer über ihre Erfahrungen aus der Frauenberatung berichtet, hört sich das nicht nach Wertschätzung durch die Gynäkologen an:
    »Bei den Frauen, die bei mir waren, war das in über 90 Prozent der Fälle so, dass ich sagte: Es gibt im Moment überhaupt keinen zwingenden Grund für die angeratene Operation. Was mir allerdings auffiel: dass es doch mehrheitlich Patientinnen waren, die bei männlichen Gynäkologen waren.« Tatsächlich ergab schon in den 1990ern eine Schweizer Studie, dass männliche Gynäkologen doppelt so häufig zur Gebärmutterentfernung überweisen wie weibliche Frauenärzte. Außerdem widerfährt Ärztinnen und Juristinnen die Operation nur halb so oft wie Patientinnen anderer Berufsgruppen. Warum wohl?
    Bei den Gynäkologen herrsche normatives Denken vor, sagt Dr. Edith Bauer. Wenn die zum Beispiel eine Andeutung einer Gebärmuttersenkung feststellen, heiße das in der Regel: »Lassen Sie das besser gleich machen. Sonst bekommen Sie Probleme damit.« »Probleme«

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