Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Weisse Massai

Die Weisse Massai

Titel: Die Weisse Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
Vom Netzwerk:
großen Debatten und einer Dorfversammlung mit den Alten und dem Mini-Chief führt. Auch wir sind dabei, und ich werde oft gefragt, wann endlich der Samburu-Shop wieder geöffnet wird. Einige der Arbeiter sind anwesend und fragen, ob ich nicht bereit wäre, mit meinem Wagen Bier und Sodas zu organisieren. Sie würden mich gut bezahlen, da sie viel Geld verdienen, aber nichts ausgeben können. Die Somalis verkaufen als Moslems kein Bier.
    Als auch abends ständig Arbeiter bei uns aufkreuzen, überlege ich tatsächlich, etwas zu unternehmen, damit wieder Geld verdient wird. Mir kommt die Idee, eine Art Disco mit Kikuyu-Musik zu organisieren. Dazu könnten wir Fleisch grillen sowie Bier und Soda verkaufen. Ich bespreche alles mit Lketinga und dem Veterinär, bei dem sich mein Mann öfter aufhält. Beide sind von der Idee begeistert, und der Veterinär meint, es sollte auch Miraa angeboten werden, da die Leute ständig nach dem Kraut fragen. Schon ist es beschlossene Sache, daß wir den Versuch Ende des Monats starten. Ich reinige den Shop und schreibe Flugblätter, die wir an verschiedenen Orten aufhängen und bei den Arbeitern abgeben.
    Das Echo ist gewaltig. Bereits am ersten Tag kommen einige Leute und fragen, warum wir nicht schon am Wochenende starten. Doch das ist zu kurzfristig, da es obendrein manchmal kein Bier in Maralal gibt. Wir machen unsere übliche Tour und kaufen zwölf Kästen Bier und Sodawasser. Mein Mann organisiert Miraa. Der Wagen ist randvoll, und die Rückfahrt dauert entsprechend länger.
    Daheim stapeln wir die Waren vorne im Shop, da in unserer ehemaligen Wohnung die Tanzfläche sein wird. Nach kurzer Zeit stehen die ersten da und wollen Bier kaufen. Ich bleibe eisern, da wir sonst morgen nichts mehr haben. Dann kommt der Mini-Chief und verlangt von mir die Lizenz für eine Disco. Natürlich habe ich keine und frage ihn, ob das wirklich nötig sei. Lketinga bespricht sich mit ihm. Er will morgen, gegen Entschädigung natürlich, für Ordnung sorgen. Für etwas Geld und Gratisbier erläßt er die Lizenz.
    Heute soll die Disco stattfinden, und wir sind sehr gespannt. Der Shop-Helfer versteht etwas von Technik. Er nimmt die Batterie aus dem Wagen, um sie am Kassettenrecorder anzuschließen. Der Sound ist da. Inzwischen wurde eine Ziege geschlachtet. Zwei Boys sind mit dem Ausnehmen und Zerlegen beschäftigt. Viele Freiwillige helfen mit, nur Lketinga ist mehr mit Delegieren als mit persönlichem Einsatz beschäftigt, und um halbacht ist alles bereit. Die Musik läuft, das Fleisch brutzelt, und die Leute warten am Hintereingang. Lketinga kassiert den Eintritt von den Männern, die Frauen haben freien Zugang. Doch sie bleiben draußen und schauen nur ab und zu kichernd durch den Eingang. Innerhalb einer halben Stunde ist der Shop voll. Immer wieder stellen sich Arbeiter vor und gratulieren mir zu dieser Idee. Sogar der Bauführer kommt und dankt für meine Bemühungen. Die Leute haben eine Abwechslung verdient, denn für viele ist es die erste weit abgelegene Baustelle.
    Mir gefällt es gut, mitten unter so vielen fröhlichen Menschen zu sein, und die meisten sprechen Englisch. Es kommen auch Samburus aus dem Dorf und sogar ein paar Alte, die sich auf umgekippte Kästen setzen und, in ihre Wolldecken gehüllt, den tanzenden Kikuyus zusehen. Ihr Staunen ist grenzenlos. Ich selbst tanze nicht, obwohl ich Napirai bei der Mama gut untergebracht habe. Einige wollen mich zum Tanzen auffordern, aber ein Blick zu Lketinga rät mir, dies zu unterlassen. Er trinkt hinten heimlich seine Biere und kaut Miraa. Dieses ist als erstes ausverkauft.
    Um 23 Uhr wird die Musik leise, und einige Männer halten eine Dankesrede auf uns, insbesondere auf mich, die Mzungu. Eine Stunde später geht das letzte Bier weg. Auch die Ziege wurde kiloweise verkauft. Die Gäste sind in guter Stimmung, die bis vier Uhr nachts anhält. Dann endlich gehen wir nach Hause. Ich hole Napirai bei der Mama ab und stapfe erschöpft zu unserer Hütte hinunter.
    Beim Zählen unserer Einnahmen stelle ich am nächsten Tag erfreut fest, daß die Gewinne wesentlich höher sind als mit dem Shop. Die Freude ist allerdings schnell getrübt, als Pater Giuliani auf seinem Motorrad heranbraust und ärgerlich fragt, was das für ein »Saulärm« letzte Nacht in unserem Shop gewesen sei. Kleinlaut erzähle ich von der Disco. Grundsätzlich stört es ihn nicht, wenn es bei zweimal im Monat bleibt, doch nach Mitternacht will er seine Nachtruhe. Da ich ihn

Weitere Kostenlose Bücher