Die Weisse Massai
habe. Es sei ihm eine Freude, mir behilflich zu sein. Wenn ich wieder in Barsaloi bin, soll ich zum Bauführer gehen. Er wird sich darum kümmern, daß alles eingebaut wird, er ist informiert. Ich kann kaum glauben, daß mir auf einmal kostenlos geholfen wird, und das in solch einem Ausmaß! Kurze Zeit später verlasse ich sein Büro. Die Teile sind sehr schwer, doch ich bin stolz auf den Erfolg. Noch am Abend reise ich bis Nyahururu, damit ich am nächsten Morgen den Bus nach Maralal erreiche. Das Schleppen der zwei Taschen mit Napirai auf dem Rücken fällt mir schwer.
In Maralal weiß ich nicht, wie ich nach Barsaloi komme. Erschöpft gehe ich ins Lodging, um nach der anstrengenden, staubigen Reise etwas zu trinken und zu essen. Dann muß ich wieder einige Dutzend Windeln sowie Napirai und mich selbst waschen. Todmüde falle ich ins Bett. Morgens frage ich überall nach, ob jemand nach Barsaloi fährt. Bei meinem Großhändler erfahre ich, daß ein Lastwagen zu den Somalis fährt. Doch einen Laster will ich Napirai und mir nach diesen Strapazen nicht zumuten. Ich warte, da ich einen Boy treffe, der gerade zu Fuß von Barsaloi gekommen ist und mir mitteilt, daß Pater Roberto morgen in Maralal die Post abholt. Erwartungsvoll packe ich am nächsten Tag im Lodging meine Sachen zusammen, um neben der Post Stellung zu beziehen. Geschlagene vier Stunden harre ich am Straßenrand aus, bis ich endlich den weißen Missionswagen erblicke. Freudig gehe ich auf Roberto zu, um mit ihm nach Hause zu fahren. Dies sei kein Problem, meint er, er fahre in etwa zwei Stunden zurück.
Zuspitzung
In Barsaloi klettere ich aus dem Wagen und sehe meinen Mann mit Riesenschritten auf mich zukommen. Er begrüßt mich kühl und fragt, warum ich erst jetzt zurückkomme. Was heißt erst jetzt? Ich bin auf dem schnellsten Weg hierher gekommen, gebe ich ihm gereizt und enttäuscht zurück. Kein Wort, ob alles geklappt hat. Warum ich nochmals in Maralal übernachten mußte? Wen ich wieder getroffen habe? Fragen über Fragen, nur kein Lob ernte ich.
Mir ist es peinlich, in Gegenwart von Pater Roberto so mißtrauische Fragen zu beantworten. Ich laufe mit Napirai nach Hause. Zumindest schleppt er die Tasche, die selbst ihn fast zu Boden drückt. Sein Blick ist lauernd, als er mit Fragen weiterbohrt. Kurz bevor ich vor Wut und Enttäuschung explodiere, tritt James mit seinem Freund fröhlich ins Haus. Wenigstens er will wissen, wie alles gelaufen ist. Er fand es mutig, daß ich so spontan mit dem Flugzeug weggeflogen bin. Leider war er am Fluß, um seine Kleider zu waschen, als er von der Safari hörte. Er wäre so gerne mitgeflogen, sein größter Wunsch sei, einmal zu fliegen.
Seine Worte tun mir gut, und ich beruhige mich. Die Burschen kochen Chai für mich. Sie erzählen und erzählen, während Lketinga das Haus verläßt, obwohl es dunkel ist. Ich frage James, was denn mein Mann gesagt hat, als er wiederkam und feststellte, daß ich weg war. Lächelnd versucht er mir zu erklären, ich müsse verstehen, daß diese Generation kein Verständnis für selbständige Frauen habe und kein Vertrauen kenne. Lketinga dachte, ich sei mit Napirai abgehauen und komme nicht wieder. Ich verstehe es nicht, obwohl ich langsam Grund hätte davonzulaufen. Doch wohin? Napirai braucht doch auch ihren Vater!
James reißt mich aus meinen düsteren Gedanken, indem er fragt, wann wir endlich mit dem Shop starten. Er würde so gerne arbeiten und auch etwas Geld verdienen. Ja, wir müssen nun wirklich zu Geld kommen, sonst frißt uns der Wagen auf. Sobald der Datsun repariert ist, starten wir nochmals mit dem Shop, diesmal sehr feudal mit Kleidern und Schuhen sowie Soda und Bier. Jetzt ist sicher gut Geld zu machen, solange die Arbeiter von Nairobi hier sind. Später werden es fremde Lehrer mit ihren Familien sein. Mit James als Verkäufer sehe ich eine gute Chance. Allerdings erkläre ich ihm deutlich, daß es mein letzter Versuch und mein letztes Geld ist, das ich investieren werde. Die Euphorie der Boys steckt mich an, und ich vergesse den Kummer, den ich in letzter Zeit wegen Lketinga einstecken mußte. Als er heimkommt, ziehen die Boys ab.
Freiwillig geht Lketinga am nächsten Morgen zu den Arbeitern hinüber und berichtet, daß die Ersatzteile zum Einbauen bereit sind. Nach der Arbeit erscheint ein Mechaniker und hantiert an unserem Wagen. Allerdings gelingt es ihm nicht, am selben Tag alles einzubauen. Erst nach drei Tagen fährt unser Luxuswagen wieder. Nun
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