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Die Weisse Massai

Die Weisse Massai

Titel: Die Weisse Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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Haltestelle befindet sich ein kleiner Markt. Überall hängen farbige Tücher, die in der Luft flattern. Berge von Kleidern und Schuhen liegen auf Plastikbahnen. Davor sitzen fast nur Frauen und versuchen, etwas zu verkaufen.
    Endlich erhalten wir unsere Taschen. Jutta schlägt vor, zuerst einmal Tee zu trinken und etwas zu essen, bevor wir zu ihrem Häuschen marschieren, das etwa eine Stunde Fußweg entfernt liegt. Hunderte von Augenpaaren folgen uns zum Lodging. Jutta wird von der Inhaberin, einer Kikuyu-Frau, begrüßt. Man kennt Jutta, da sie seit drei Monaten an einem Hausbau in der Nähe beteiligt ist und außerdem als Weiße in dieser Umgebung nicht zu übersehen ist.
    Das Teehaus ähnelt dem in Ukunda. Wir sitzen am Tisch und bekommen Essen, natürlich Fleisch mit Sauce und Chapattis, die Fladenbrote, und unseren Tee. Etwas weiter hinten sitzt eine Gruppe Massai-Krieger. »Jutta«, frage ich, »kennst du vielleicht einen von denen, die schauen ständig zu uns herüber!« »Hier wirst du immer angeschaut«, meint Jutta gelassen. »Wir fangen erst morgen mit der Suche nach deinem Massai an, denn heute müssen wir noch eine ziemliche Strecke bergauf gehen!«
    Nach dem Essen, das für meine Verhältnisse fast nichts kostet, brechen wir auf. Bei brütender Hitze laufen wir eine staubige, stetig ansteigende Straße entlang. Schon nach einem Kilometer kommt mir meine Reisetasche unendlich schwer vor. Jutta beruhigt mich: »Warte, wir nehmen eine Abkürzung zu einer Touristen-Lodge! Vielleicht haben wir Glück, und es ist jemand mit einem Auto da.«
    Auf einem schmalen Pfad raschelt es plötzlich neben uns im Dickicht, und Jutta ruft: »Corinne, bleib stehen! Falls es Büffel sind, mach keine Bewegung!« Erschrocken versuche ich, das Wort »Büffel« in meinen Gedanken zu einem Bild zu formen. Wir stehen bewegungslos da, als ich etwa fünfzehn Meter neben mir etwas Helles mit dunklen Streifen erkenne. Jutta bemerkt es ebenfalls und lacht befreit auf: »Ach, nur Zebras!« Von uns aufgeschreckt galoppieren sie davon. Ich schaue Jutta fragend an: »Büffel hast du gesagt, sind die denn so nahe beim Dorf?« »Wart’s ab!« meint sie. »Wenn wir bei der Lodge sind, sehen wir am Wasserloch mit etwas Glück Büffel, Zebras, Affen oder Gnus.« »Ist es für Leute, die diesen Weg gehen, nicht gefährlich?« frage ich verwundert. »Doch, aber normalerweise gehen diesen Weg nur bewaffnete Samburu-Krieger. Die Frauen werden meistens bewacht. Die anderen Leute nehmen die offene Straße, da ist es weniger riskant. Aber dieser Weg ist nur halb so lang!«
    Mir wird erst wohler, als wir die Lodge erreichen. Es ist wirklich eine schöne Lodge, nicht so pompös wie die, die ich mit Marco in Massai-Mara besucht hatte. Diese hier ist bescheiden, paßt aber gut in die Gegend. Vergleicht man sie mit dem Einheimischen-Lodging in Maralal, so erscheint sie wie eine Fata Morgana. Wir treten ein. Alles wirkt wie ausgestorben. Wir setzen uns auf die Veranda, und tatsächlich sehen wir in hundert Meter Entfernung am Wasserloch zahlreiche Zebras. Etwas weiter rechts tummelt sich eine große Gruppe von Pavianweibchen mit ihren Jungen. Vereinzelt erkenne ich unter ihnen auch riesige Männchen. Alle wollen an das Wasser.
    Endlich schlendert ein Kellner herbei und fragt nach unseren Wünschen. Jutta plaudert mit ihm auf Suaheli und bestellt zwei Cola. Während wir darauf warten, erzählt sie vergnügt: »Der Chef der Lodge kommt in ungefähr einer Stunde. Er besitzt einen Landrover und wird uns bestimmt nach oben fahren, jetzt können wir gemütlich warten.« Jede von uns hängt ihren Gedanken nach. Ich studiere die umliegenden Hügel und gäbe viel darum zu wissen, auf oder hinter welchem sich wohl Lketinga befindet. Ob er fühlt, daß ich in seiner Nähe bin?
    Wir warten fast zwei Stunden, bis der Manager endlich auftaucht. Er ist ein angenehmer, eher einfacher Mensch ohne Allüren und tiefschwarz. Er bittet uns einzusteigen, und wir erreichen nach fünfzehn Minuten Schüttelfahrt unser Ziel. Nachdem wir uns bedankt haben, zeigt mir Jutta stolz, wo sie arbeitet. Das Haus ist ein langer Kasten aus Beton, unterteilt in einzelne Räume, von denen zwei annähernd fertig sind. In einem davon wohnen wir. Im Zimmer befinden sich nur ein Bett und ein Stuhl. Fenster gibt es nicht, deshalb muß die Türe tagsüber offen bleiben, wenn man etwas sehen will. Ich wundere mich, wie Jutta sich in diesem düsteren Raum wohl fühlen kann. Wir zünden eine Kerze an,

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