Die Weisse Massai
aber sie scheint glücklich zu sein, denn als ich hilflos lache, stimmt sie mit ein.
An diesem Abend schlafen wir erst spät, ich muß ausführlich berichten. Bei den Büffeln werden alle ernst, und Mama murmelt ständig »Enkai-Enkai«, was Gott heißt. Als der ältere Bruder mit den Ziegen nach Hause kommt, staunt auch er nicht schlecht. Es wird viel besprochen. Man müsse das Fahrzeug bewachen, damit niemand etwas stiehlt oder gar böswillig beschädigt, wird beschlossen. Lketinga will die erste Nacht im Landrover schlafen. Das Wiedersehen habe ich mir anders vorgestellt, doch ich sage nichts, weil seine Augen voller Stolz leuchten.
Am nächsten Tag möchte er bereits einen Ausflug machen und seinen Halbbruder besuchen, der in Sitedi seine Kühe hütet. Ich versuche Lketinga zu erklären, daß wir keine großen Ausflüge machen können, weil ich kein Ersatzbenzin habe. Die Benzinuhr zeigt nur noch halbvoll. Das reicht gerade, um wieder nach Maralal zu kommen. Er sieht es nur widerwillig ein. Es tut mir ja auch leid, daß ich ihn nicht stolz durch die Gegend fahren kann, aber ich muß hart bleiben.
Drei Tage später steht der Hilfs-Chief vor unserer Manyatta. Er spricht mit Lketinga und Mama. Ich verstehe nur »Mzungu« und »car«. Es geht um mich. In seiner schlecht sitzenden, grünen Uniform sieht er komisch aus. Nur das große Gewehr verleiht ihm etwas Autorität. Englisch kann er auch nicht. Später will er meinen Paß sehen. Ich zeige ihn und frage, was los sei. Lketinga übersetzt mir, ich müsse mich in Maralal im Office registrieren lassen, da Europäer nicht in den Manyattas leben dürften.
Zukunftspläne
An diesem Nachmittag beschließen Lketinga und ich gemeinsam mit der Mama, daß wir heiraten werden. Der Mini-Chief meint, wir müßten das in Maralal auf dem Office erledigen, denn die traditionelle Heirat im Busch reiche nicht aus. Als alles besprochen ist, will der Chief nach Hause gefahren werden. Für Lketinga ist es selbstverständlich, er ist schließlich eine »Respektsperson«. Daß er das schamlos ausnützt, merke ich schon jetzt. Als ich starte, schaue ich zufällig auf die Benzinuhr und stelle mit Schrecken fest, daß das Benzin geschwunden ist, obwohl der Wagen nicht benutzt wurde. Ich kann mir das nicht erklären.
Wir fahren los, und der Chief setzt sich auf den Nebensitz, während Lketinga hinten Platz nimmt. Ich finde das zwar unverschämt, schließlich gehört uns der Wagen, sage aber nichts, weil es Lketinga anscheinend nicht stört. Am Ziel verkündet der Chief selbstgefällig, er müsse in zwei Tagen nach Maralal, und da ich das mit dem Office sowieso erledigen müsse, könnten wir ihn mitnehmen. Tatsächlich läuft mein Visum in einem Monat aus.
Zurück bei der Manyatta stelle ich fest, daß das restliche Benzin nicht reicht, um nach Maralal zu fahren, außerdem will ich die längere, aber einfachere Strecke nehmen. Ich gehe zur Mission. Pater Giuliani öffnet und fragt diesmal eine Spur höflicher: »Yes?« Ich erkläre ihm meine Benzinprobleme. Auf seine Frage, welchen Weg ich denn gekommen sei, antworte ich: »Den durch den Wald.« Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, daß er mich genauer und mit etwas Respekt betrachtet. »This road is very dangerous, don’t go there again.« Dann meint er, ich solle den Wagen vorbeibringen, er schaue sich den Tank an. In der Tat hängt dieser an einer Seite etwa fünf Zentimeter herunter, so daß Benzin verdunstet. Jetzt weiß ich auch, warum ich an den Steinen hängengeblieben bin.
In den nächsten Tagen schweißt der Pater den Tank wieder an. Ich bin ihm sehr dankbar. Er erkundigt sich nebenbei, bei welchem Moran ich lebe, und wünscht mir viel Kraft und gute Nerven. Von ihm erfahre ich, daß es mit Benzin in Maralal immer ein Glücksfall sei und ich besser daran täte, ein oder zwei Fässer zu je zweihundert Litern zu besorgen und sie in der Mission zu deponieren, denn er könne mir nicht immer sein Benzin verkaufen. Ich bin froh über das Angebot, das sogar beinhaltet, meinen Landrover bei der Mission abstellen zu dürfen, weil sie auch nachts bewacht wird. Lketinga ist nur schwer zu überzeugen, den Wagen dort zu parken, denn er traut nicht einmal den Missionaren.
Die folgenden Tage verlaufen friedlich, außer daß täglich neue Menschen aufkreuzen, die fragen, wann wir nach Maralal fahren. Alle wollen mit. Endlich besitzt ein Samburu ein Fahrzeug, und alle betrachten es als ihr gemeinsames. Immer wieder muß ich erklären, daß
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