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Die Weisse Massai

Die Weisse Massai

Titel: Die Weisse Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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ich nicht bereit bin, bei diesen Straßenverhältnissen zwanzig Leute in den Wagen zu setzen.
    Die Fahrt geht los, selbstverständlich mit dem Mini-Chief, der bestimmen möchte, wer mitfahren darf. Natürlich nur Männer, die wartenden Frauen sollen zurückbleiben. Als ich eine darunter erblicke, die ein Kind mit stark vereiterten und verklebten Augen in ihrem Kanga hängen hat, frage ich, weshalb sie nach Maralal will. Ins Hospital, weil hier keine Augenmedizin mehr erhältlich ist, antwortet sie, scheu auf den Boden blickend. So fordere ich sie auf einzusteigen.
    Als der Chief sich auf den Beifahrersitz setzen will, nehme ich meinen ganzen Mut zusammen und sage: »No, this place is for Lketinga.« Dabei schaue ich ihm direkt in die Augen. Er gehorcht, doch ich weiß, daß ich von nun an bei ihm keine Sympathien mehr habe. Die Fahrt verläuft gut, und im Wagen wird viel geredet und gesungen. Für die meisten ist es die erste Autofahrt ihres Lebens.
    Dreimal passieren wir einen Fluß, wobei ich den Vierrad benötige, sonst geht es ohne ihn. Trotzdem muß ich mich intensiv auf die Straße konzentrieren, da sie voller Löcher und Fahrrinnen ist. Der Weg erscheint mir unendlich lang, und das Benzin schwindet schnell.
    Im Laufe des Nachmittags erreichen wir Maralal. Die Mitfahrer verlassen uns, und wir begeben uns gleich zur Tankstelle. Zu meiner großen Enttäuschung gibt es immer noch kein Benzin. Seit meinem Autokauf ist ganz Maralal offensichtlich ohne Benzin gewesen. Der Somali beteuert, heute oder morgen käme es. Ich glaube ihm kein Wort mehr. Lketinga und ich beziehen unser Lodging und verbringen dort die erste Nacht.
    Inzwischen hat es in Maralal geregnet. Alles ist grün, fast als wären wir in einem anderen Land. Nachts ist es dafür umso kälter. Zum ersten Mal mache ich die Erfahrung, wie furchtbar Moskitos sein können. Schon beim Abendessen, das wir in unserem kalten Raum einnehmen, damit wir ja nicht beobachtet werden, stechen mich die Mücken am laufenden Band. Knöchel und Hände sind in kurzer Zeit angeschwollen. Ununterbrochen schlage ich Mücken tot, während unter dem Dach neue hereinschwirren. Komischerweise scheinen sie weiße Haut zu bevorzugen, denn mein Massai kriegt nicht mal die Hälfte der Stiche ab. Als wir im Bett liegen, surrt es dauernd um meinen Kopf. Lketinga zieht die Decke komplett übers Gesicht und merkt deshalb natürlich nichts.
    Nach einiger Zeit schalte ich genervt das Licht an und wecke ihn. »I can’t sleep with these mosquitoes«, sage ich verzweifelt. Er steht auf und geht. Nach zehn Minuten kommt er zurück und stellt ein grünes, schneckenförmig geschwungenes Ding auf den Boden, eine Moskitokeule, die er an einem Ende anzündet. Tatsächlich verschwinden die Viecher nach kurzer Zeit, dafür stinkt es gräßlich. Irgendwann schlafe ich ein und erwache erst morgens um fünf, als mich erneut die Moskitos plagen. Die Keule ist völlig heruntergebrannt, sie reicht offensichtlich nur für sechs Stunden.
    Wir warten schon vier Tage, und immer noch gibt es kein Benzin. Vor Langeweile kaut Lketinga wieder Miraa. Dazu kippt er heimlich zwei bis drei Bier. Mir paßt das nicht, doch was soll ich sagen, die Warterei nervt auch mich. In der Zwischenzeit haben wir das Office aufgesucht, um unsere Heiratsabsichten bekanntzugeben. Wir werden von einem zum anderen geschickt, bis jemand gefunden wird, der sich mit standesamtlichem Heiraten auskennt. Hier kommt so etwas ganz selten vor, da die meisten Samburus mehrere Frauen haben können, wenn sie traditionell heiraten. Geld für das Standesamt haben sie nicht, und niemand legt Wert darauf, weil die Mehrfrauen-Heirat dann nicht mehr möglich ist. Diese Erläuterung bringt uns durcheinander, Lketinga jedoch aus einem anderen Grund als mich, wie ich bald feststellen muß.
    Im Moment aber kommen wir nicht dazu, viel nachzudenken. Als nämlich der Officer seine Identitätskarte und meinen Paß verlangt, um die Daten zu notieren, stellt sich heraus, daß Lketinga keine mehr hat. Sie ist ihm in Mombasa gestohlen worden. Der Officer macht ein betretenes Gesicht und meint, dann müsse er eine in Nairobi bestellen, was aber sicher zwei Monate dauern würde. Erst wenn er alle Daten habe, könne er uns ausschreiben und nach sechs Wochen trauen, falls kein Einspruch vorliegt. Das heißt für mich, daß ich spätestens in drei Wochen Kenia verlassen muß, da mein verlängertes Visum abläuft.
    Während Lketinga wieder sein Kraut ißt, spreche ich ihn

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