Die Weisse Massai
erhältlich. »Wann wird es wieder eines geben?« frage ich optimistisch. Heute abend oder morgen, versprochen ist es schon lange, aber man wisse nie genau, wann es kommt. Schon stehe ich vor dem nächsten Problem. Jetzt habe ich zwar ein Auto, aber kein Benzin.
Das ist der reinste Hohn! Zurück beim Kikuyu bitte ich um Benzin. Er habe keines, gibt mir aber immerhin einen Tip, wo es zu Schwarzmarktpreisen zu kaufen ist. Zwanzig Liter erhalte ich für einen Franken pro Liter. Doch das reicht nicht bis nach Barsaloi und zurück. Ich fahre zum Touristen-Lodging-Manager und bekomme tatsächlich zwanzig Liter. Jetzt bin ich zufrieden und nehme mir vor, morgen nach dem Einkaufen direkt nach Barsaloi zu fahren.
Gefahren im Busch
Am nächsten Tag gehe ich in der Früh zur hiesigen Bank und eröffne ein Konto, was nicht ohne diverse Erklärungen abgeht, weil ich weder einen Wohnort noch ein Postfach angeben kann. Als ich erkläre, in den Manyattas in Barsaloi zu wohnen, geraten sie völlig aus der Fassung. Wie ich dort hinkomme, wollen sie wissen. Ich erzähle von meinem Autokauf und bekomme endlich mein Konto. Meiner Mutter schreibe ich, damit der Geldnachschub nach Maralal erfolgt.
Mit Nahrungsmitteln beladen fahre ich los. Natürlich benütze ich den kürzeren Weg durch den Busch, da sonst mein Benzin nicht ausreichen wird, um hin- und später wieder zurückzufahren. Ich freue mich auf die Augen, die Lketinga machen wird, wenn ich mit dem Auto ins Dorf zurückkomme.
Der Landrover schlängelt sich den steilen, roten Naturweg hinauf. Kurz bevor der Wald beginnt, muß ich bereits den Vierradantrieb einschalten, um nicht steckenzubleiben. Ich bin stolz, daß ich das Vehikel so gut im Griff habe. Die Bäume kommen mir riesig vor, und man sieht an der zugewachsenen Spur, daß die Strecke längere Zeit nicht benutzt wurde. Dann fällt der Weg bergab, und ich fahre fröhlich drauflos. Plötzlich sehe ich eine große Herde auf dem Weg stehen. Ich bremse sofort ab und wundere mich. Hatte mir nicht Lketinga erzählt, daß hier keine Kuhherden weiden? Doch als ich mich den Tieren auf etwa fünfzig Meter genähert habe, realisiere ich, daß die Kühe ausgewachsene Büffel sind.
Was hat Lketinga gesagt? Das gefährlichste Tier ist nicht der Löwe, sondern der Büffel. Und nun sind hier mindestens dreißig Stück, sogar mit Jungtieren. Es sind riesige Kolosse mit gefährlichen Hörnern und breiten Nasen. Während die einen friedlich weitergrasen, schauen einige zu meinem Auto. Zwischen der Herde dampft es. Oder ist es Staub? Gebannt starre ich auf die Tiere. Soll ich hupen oder nicht? Kennen die ein Fahrzeug? Als sie die Straße nicht freigeben wollen, hupe ich nach längerem Warten doch. Sofort schauen alle Tiere hoch. Vorsichtshalber lege ich den Rückwärtsgang ein und hupe in kurzen Abständen weiter. Da ist es vorbei mit dem friedlichen Grasen. Einige der Kolosse beginnen zu bocken, schlagen mit gesenktem Kopf um sich. Gebannt sehe ich dem Schauspiel zu. Hoffentlich ziehen sie ab in den dichten Wald und kommen nicht den Weg hoch! Doch bevor meine Augen alles erfaßt haben, steht kein Tier mehr auf dem Weg. Der Spuk ist vorbei. Nur eine Staubwolke bleibt zurück.
Vorsichtshalber warte ich noch einige Minuten, bevor ich mit durchgetretenem Gaspedal den Weg hinunterrase. Der Landrover klappert, als würde er auseinanderbrechen. Nur weg hier, ist mein einziger Gedanke. Auf der Höhe der verschwundenen Tiere blicke ich kurz in den Wald, sehe aber kaum einen Meter weit. Lediglich den frischen Kot rieche ich. Das Lenkrad muß ich mit aller Kraft festhalten, damit es mir nicht aus der Hand gerüttelt wird. Nach fünf Minuten rasanter Fahrt werde ich langsamer, weil die Straße immer steiler wird. Ich stoppe und lege den Vierrad ein. Mit seiner Hilfe hoffe ich, dieses schräge Stück zu bewältigen, ohne zu kippen, da immer wieder Erdrisse oder Schlaglöcher auftauchen. Fieberhaft bete ich, daß das Fahrzeug auf seinen vier Rädern bleibt. Nur nie kuppeln, damit der Gang nicht herausfällt! Alles mögliche geht mir durch den Kopf, während ich Meter um Meter vorwärts fahre. Der Schweiß tropft mir in die Augen, doch wegwischen kann ich ihn nicht, denn ich muß mit beiden Händen das Steuerrad fest umklammern. Nach zwei- bis dreihundert Metern ist das Hindernis überwunden. Der Wald lichtet sich langsam, und ich bin froh, daß es heller um mich wird. Kurz darauf stehe ich vor der Geröllhalde. Auch diese hatte ich anders in
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