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Die Weisse Massai

Die Weisse Massai

Titel: Die Weisse Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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mit einem eiternden Geschwür am Bein mittels Zugsalbe geheilt habe, bringen täglich Mütter ihre Kinder mit zum Teil grauenhaften Abszessen zu mir. Ich reinige, salbe und verbinde, so gut es geht, und bestelle die Leute alle zwei Tage von neuem. Doch der Zulauf wird so groß, daß ich bald keine Salbe mehr besitze und nicht mehr helfen kann. Ich schicke sie zum Hospital oder in die Mission, aber die Frauen gehen wortlos, ohne meinen Rat zu befolgen.
    In zwei Tagen werden die Schüler in die Schule zurückkehren. Mit tut es leid, denn sie waren sehr unterhaltsam. Die Idee vom Shop hat sich inzwischen festgesetzt, und eines Tages fasse ich den Entschluß, doch in die Schweiz zu fahren, um Energie zu tanken und mir einige Kilo zuzulegen. Die Gelegenheit, von Roberto oder Giuliani nach Maralal mitgenommen zu werden, ist verlockend. Unseren Landrover könnte ich hier lassen und müßte in meinem geschwächten Zustand die Strecke nicht selber bewältigen. Kurzerhand teile ich Lketinga meine Entscheidung mit. Er ist völlig irritiert von meinem Vorhaben, ihn in zwei Tagen zu verlassen. Ich verspreche ihm, über den Shop nachzudenken und Geld mitzubringen. Er soll sich erkundigen, wo und wie wir ein Gebäude erstellen können. Während ich mit ihm alles bespreche, wird für mich die Vorstellung von einem gemeinsamen Shop konkreter. Jetzt brauche ich nur Zeit, um alles vorzubereiten und Kraft zu sammeln.
    Natürlich hat Lketinga wieder Angst, daß ich ihn verlassen will, doch diesmal stehen mir die Burschen zur Seite und können ihm mein Versprechen, in drei bis vier Wochen gesund zurück zu sein, Wort für Wort übersetzen. Den genauen Tag würde ich ihm bekannt geben, sobald ich ein Ticket gelöst habe. Ich führe auf gut Glück nach Nairobi und hoffte auf einen möglichst schnellen Abflug in die Schweiz. Schweren Herzens willigt er ein. Ich lasse ihm etwas Geld zurück, etwa 300 Franken.
    Mit wenig Gepäck warte ich mit mehreren Schülern vor der Mission. Wann es losgeht, wissen wir nicht, doch wer dann nicht da ist, muß zu Fuß gehen. Mama und mein Darling sind ebenfalls anwesend. Während Mama James die letzten Anweisungen gibt, tröste ich Lketinga. Einen Monat ohne mich findet er sehr, sehr lang. Dann kommt Giuliani. Ich kann neben ihm sitzen, während sich die Burschen in den hinteren Teil quetschen. Lketinga winkt und gibt mir »Take care of our baby!« mit auf den Weg. Wie überzeugt er von meiner angeblichen Schwangerschaft ist, läßt mich lächeln.
    Pater Giuliani rast förmlich über die Straße. Mit Mühe halte ich mich fest. Wir sprechen nicht viel. Lediglich als ich ihm erkläre, daß ich in einem Monat zurück sein will, meint er, daß ich mindestens drei Monate benötigen würde, um mich zu erholen. Aber das ist für mich nicht vorstellbar.
    In Maralal herrscht Chaos. Das Städtchen ist mit abreisenden Schülern überfüllt. Sie werden über ganz Kenia verteilt, damit sich die verschiedenen Stämme vermischen. James hat Glück, weil er in Maralal bleiben kann. Ein Bursche aus unserem Dorf muß nach Nakuru, so daß wir einen Teil der Strecke gemeinsam fahren können. Aber erst müssen wir an ein Busticket kommen. Das scheint für die nächsten zwei Tage aussichtslos. Alle Plätze sind vergeben. Einige Auswärtige sind mit offenen Pick-ups nach Maralal gekommen, um mit überteuerten Fahrten gutes Geld zu machen. Sogar bei diesen finden wir keinen Platz. Vielleicht am nächsten Morgen um fünf Uhr, stellt jemand in Aussicht. Wir reservieren, aber Geld geben wir noch keines.
    Der Bursche steht ratlos herum, weil er nicht weiß, wo er ohne Geld übernachten soll. Er ist sehr scheu und hilfsbereit. Dauernd schleppt er meine Reisetasche. Ich schlage vor, in das mir bekannte Lodging zu gehen, um etwas zu trinken und nach Zimmern Ausschau zu halten. Die Wirtin begrüßt mich freudig, doch auf meine Anfrage nach zwei Zimmern schüttelt sie bedauernd den Kopf. Eines kann sie mir bis zum Abend frei machen, weil ich ihr Stammgast bin. Wir trinken Chai und klappern die anderen Lodgings ab. Ich bin bereit, diesen für mich kleinen Betrag zu übernehmen. Doch alle sind belegt. Inzwischen wird es dunkel und kälter. Ich überlege hin und her, ob ich den Jungen im zweiten Bett in meinem Zimmer einquartieren soll. Für mich wäre es kein Problem, aber wie das die Leute auffassen, weiß ich nicht. Ich frage ihn, was er zu tun gedenkt. Er erklärt mir, er müsse außerhalb von Maralal verschiedene Manyattas aufsuchen. Wenn

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