Die Weiße Rose
des Kaiserreiches, auf 100 000 Mann verkleinert. Die deutsche Armee sollte nicht mehr über moderne Waffen wie Flugzeuge, Panzer und U-Boote verfügen dürfen. Deutschland sollte niemals wieder einen Krieg beginnen können.
Die Haltung der Siegermächte zur Schuldfrage zeigte sich beispielsweise in der symbolischen Gestaltung der Soldatenfriedhöfe. Die alliierten Gefallenen bekamenweiße Kreuze und Grabsteine. Sie waren die unschuldigen Opfer des Krieges. Die deutschen Gefallenen sollten aber unter schwarzen Grabkreuzen ruhen. In den Augen der Sieger waren sie die Aggressoren, die für eine böse Sache gekämpft hatten.
Die harten Friedensbedingungen, vor allem aber die Kriegsschuldfrage, brachten weite Teile der Bevölkerung gegen die Republik auf. Die deutsche Kriegspropaganda hatte vier Jahre lang behauptet, dass das deutsche Volk seine einzigartige Kultur vor dem Neid der Feinde verteidigen musste. Die Deutschen hatten glauben sollen, dass das Reich einen gerechten Verteidigungskrieg führte.
Französische und belgische Truppen besetzten das Ruhrgebiet, um den Forderungen der Siegermächte Nachdruck zu verleihen. Die demokratischen Politiker riefen zum passiven Widerstand auf. Wegen des militärischen Drucks der Alliierten blieb ihnen bald nichts anderes übrig, als auf die Forderungen einzugehen. Sie wurden deshalb von der nationalen Opposition als „Erfüllungspolitiker“ diffamiert.
Der Zentrumspolitiker Matthias Erzberger, der den Versailler Vertrag unterschrieben hatte, wurde 1921 von Mitgliedern der rechtsradikalen „Organisation Consul“ ermordet. Der passive Widerstand der Bevölkerung im französisch besetzen Ruhrgebiet gegen die „Erfüllungspolitik“ zeigte dann aber auch bei den Siegermächten Wirkung. Bereits im April wurde auf Betreiben der Amerikaner die Reparationsschuld auf 132 Milliarden Goldmark gesenkt.
Die gewaltigen Staatsschulden, die das Kaiserreich während des Ersten Weltkriegs aufgehäuft hatte, und die Reparationsleistungen bewirkten einen Währungsverfall.Im Juli 1922 kostete ein US-Dollar 402 (Papier-)Mark, im Oktober bereits 1648 Mark.
1923 war das Jahr der Hyperinflation. Am 12. Oktober kostete ein US-Dollar schließlich 4 Milliarden Mark. Die Vermögen und die Sparguthaben verfielen, Elend machte sich breit. Es kam zu Hungerunruhen und zu tumultartigen Szenen vor den Banken. Im Reich wurde der Notstand ausgerufen. Die immensen Kriegskosten wurden durch die Verarmung großer Teile der Bevölkerung bezahlt. Erst im November 1923 gelang es durch eine Währungsreform und durch die Einführung der Rentenmark, die Währung zu stabilisieren.
Von den Währungsturbulenzen und der politisch instabilen Lage versuchte eine rechte Splitterpartei zu profitieren, die ursprünglich aus München stammte, nun aber dabei war, sich in ganz Deutschland auszubreiten: die NSDAP.
1919 war der gescheiterte Kunstmaler und Weltkriegsgefreite Adolf Hitler der Deutschen Arbeiterpartei beigetreten, einer unbedeutenden politischen Vereinigung, die hauptsächlich aus Kleinbürgern und kleinen Geschäftsleuten bestand. Er fiel schon bald durch sein großes Redetalent auf, mit dem er seine Zuhörer fesseln und überzeugen konnte. Hitler nahm sogar Schauspielunterricht, um seine rednerischen Fähigkeiten zu optimieren. Bald schon verfügte er über ein Repertoire von einstudierten rhetorischen Posen, die er immer wirkungsvoller einzusetzen lernte und die sich bis heute ins kulturelle Gedächtnis eingeprägt haben.
Schon wenige Monate nach Hitlers Eintritt wurde aus dieser Vereinigung politisierender Kleinbürger die „Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei“. Am 24.Februar 1920 wurde die neue Partei während einer ersten Großveranstaltung im Münchener Hofbräuhaus aus der Taufe gehoben. Hitler verkündete das 25 Punkte umfassende Parteiprogramm. Das am äußersten rechten Rand des politischen Spektrums angesiedelte nationalistische Programm fiel durch die Forderung nach einer Politik auf, die Arbeiter und Kleingewerbetreibende bevorzugte, und durch einen radikalen Antisemitismus.
Im Dezember 1920 erlaubten reiche Gönner der Partei, eine kleine Zeitung zu erwerben. Der Völkische Beobachter wurde zum offiziellen Parteiorgan der NSDAP und zu einer stetigen Einnahmequelle. Seit 1923 erschien das Blatt täglich.
Am 29. Juli 1921 eroberte Adolf Hitler nach einem Richtungsstreit die Macht in seiner Partei. Er wurde der 1. Vorsitzende der NSDAP. Unter seiner Führung wurden Bestrebungen
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