Die Weiße Rose
der Münchener Feldherrenhalle. Polizeibeamte feuerten auf die Demonstranten, mehrere starben. Nur mit Glück entging Hitler einer Polizeikugel.
Hitler wurde der Prozess wegen Hochverrats gemacht. Er kam mit einem milden Urteil davon und wurde nur zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt. Sympathisanten in der bayrischen Justiz sorgten dafür, dass die Strafe nach 8 Monaten zur Bewährung ausgesetzt wurde. Hitler nutzte die freie Zeit und die komfortablen Haftbedingungen, um seine autobiografische Programmschrift „Mein Kampf“ zu verfassen. Während er im Gefängnis saß, löste sich die NSDAP in ihre Bestandteile auf. Ein gefährlicher Gegner der Demokratie schien besiegt zu sein.
1924 sollte eine Expertenkommission unter dem Amerikaner Charles G. Dawes erneut über die Höhe der Reparationen nach der Einführung der Rentenmark verhandeln. Im Oktober wurde schließlich die Dawes-Anleihe eingeführt. Sie ermöglichte die Einführung der Reichsmark als international konvertibler Währung.
Die Hyperinflation war damit endgültig vorüber. In der Folge strömte vor allem amerikanisches Kapital nach Deutschland. Die Wirtschaft erholte sich allmählich wieder und es begann eine kurze Zeit der ökonomischen und kulturellen Blüte. Berlin entwickelte sich zu einemZentrum der Moderne. Der Glanz der Hauptstadt strahlte weit, vor allem in den zentral- und osteuropäischen Raum hinein. Künstler und Wissenschaftler strömten in die Spreemetropole. Das Kulturleben blühte auf und die Stadt erlebte einen Modernisierungsschub. Meilensteine der Filmgeschichte wie Fritz Langs „Metropolis“ entstanden in den Studios von Babelsberg. Im Großen Schauspielhaus mit seinen 3200 Plätzen revolutionierte Max Reinhard das Theater. Eine neue Kunstrichtung, die Neue Sachlichkeit, entstand. Das Bauhaus in Dessau setzte im Design neue Maßstäbe. Bedeutende und noch heute viel gelesene Schriftsteller wie Alfred Döblin, Erich Kästner, Hans Fallada lebten und arbeiteten in Berlin.
Aus Deutschland kam die fortschrittlichste Technik. Ende 1924 fand die erste Deutsche Funkausstellung in Berlin statt. Der Rundfunk wurde zum Massenmedium. 1925 gab es bereits eine Million Rundfunkteilnehmer. Bei der Deutschen Automobilausstellung wurden die ersten Fahrzeuge mit Dieselmotor vorgestellt. Insgesamt 13 Deutsche erhielten während der Weimarer Republik den Nobelpreis.
Die deutsche Republik präsentierte sich auch noch auf einem anderen Gebiet als High-Tech-Standort. Wagemutigen deutschen Fliegern gelang die schwierige Überquerung des Atlantiks von Ost nach West. Die Lufthansa wurde gegründet. Die neue Funktechnik ermöglichte es, Ferngespräche nach New York zu übertragen. Deutsche Zeppeline verbanden die Kontinente.
Und die technische Entwicklung lief rasend weiter. Zum Ende des Jahrzehnts gab es die ersten vollelektronischen Fernsehübertragungen und die ersten Tonfilme.
„Tempo“ war eines der Schlagworte der Zeit. Es ist kein Zufall, dass die Papiertaschentücher, die damals aufkamen, so genannt wurden. Auch die Wirtschaft veränderte sich. Unter dem Namen „Fordismus“ setzte sich die Fließbandproduktion immer stärker durch. Die neuen Produktionsmethoden ermöglichten niedrigere Preise für die Kunden. Kleidung aus den neuen Kunstfasern war auch für die ärmeren Bevölkerungsgruppen erschwinglich. In den Städten entstanden Großkaufhäuser, die „tausendfach unter einem Dach“ alle Güter des täglichen Bedarfs anboten, wie ein damals populärer Werbespruch lautete. Ein zunehmender Wohlstand ermöglichte erstmals Massenkonsum.
1927 verabschiedete die Weimarer Koalition zwei bedeutende Sozialgesetze. Erstmals wurde eine Arbeitslosenversicherung eingerichtet und der gesetzliche Mutterschutz eingeführt.
Auch in der Außenpolitik gelang es allmählich, Deutschland aus seiner Isolation herauszuholen. Durch die Entspannungspolitik von Gustav Stresemann und seines französischen Amtskollegen Aristide Briand gab es erste Versuche, die deutsch-französische „Erbfeindschaft“ zu überwinden. 1926 wurde Deutschland Mitglied des Völkerbunds, der Vorläuferorganisation der UNO. Gleichzeitig wurde ein Freundschafts- und Neutralitätsvertrag mit der Sowjetunion ausgehandelt. Im Briand-Kellogg-Pakt sprachen sich die großen Nationen für die Ächtung des Krieges aus. Stresemann und Briand wurde der Friedensnobelpreis zugesprochen.
Die Republik schien konsolidiert zu sein, obwohl es immer wieder innenpolitische Turbulenzen gab. Die
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