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Die weiße Schmuggler-Jacht

Die weiße Schmuggler-Jacht

Titel: Die weiße Schmuggler-Jacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Seite. Er
paffte eine Zigarette und hatte die Lider, scheinbar schläfrig, über die
Fuchsaugen gesenkt. Trotzdem wirkte er sprungbereit — wie ein Raubtier auf der
Lauer.
    „Der dort“, wisperte Gaby ihren
Freunden zu, „mit hellem Anzug und rotem Hemd — das ist er.“
    Tim beobachtete Uhl aus den
Augenwinkeln. Sieht nicht aus, dachte er, als wäre der wegen der Sonne hier.
    „Achtung!“ meinte Klößchen.
    Aber die andern hatten längst bemerkt,
daß sich das Gepäckförderband mit einem Ruck in Bewegung setzte.
    Und da kam auch schon das erste
Gepäckstück aus dem Bauch des Flughafenkellers: eine große Versandtüte, curryfarben
und mit Filzstift beschriftet.
    „Ist meine“, erklärte Klößchen seiner
Nachbarin, einer älteren Dame. „Enthält mein Hai-Messer. Damit hätte man mich
nicht an Bord gelassen. Wegen der Entführungsgefahr.“
    Er grapschte sich die Tüte, mit vor
Wichtigkeit hochrotem Mondgesicht. Augenblicklich wäre er in die zweite Reihe
zurückgetreten, um sein Messer von der Umhüllung zu befreien. Rein zufällig
fiel sein Blick auf das zweite Gepäckstück, seinen gelben Koffer. Hastig zerrte
er ihn vom Band.
    „Hab ich einen Dusel! Gleich der erste.
Puh! Die Hitze strengt an. Oder ist mein Koffer schwerer geworden.“
    „Ich denke, er ist günstig bei Hitze“,
meinte Gaby, „weil er die Sonne abweist und deshalb deine Unterhosen kühlt.“
    „Jaja! Wartet nur auf euer Gepäck. Es
wurde sicherlich falsch verladen und ist jetzt in Tripolis oder Las Palmas.“
    Er schob ab mit seinem Koffer, hatte
sich aber geirrt. Die nächsten drei Koffer gehörten Gaby, Karl und Tim.
    Tim schleppte zwei — auch den seiner
Freundin. Was natürlich ein Klacks für ihn war. Zusätzlich hätte er auch noch
Gaby Huckepack genommen. Aber dazu bestand kein Anlaß. Sie war weder müde noch
fußlahm, vielmehr hellwach und flink mit den Augen.
    Als die vier zur Zollabfertigung
tappten, blickte sie zurück — aus Neugier vor allem, wo die Uhl sei.
    Von der sah sie auch jetzt nichts. Aber
knallgelbes Leder zog ihren Blick an. Und tatsächlich! Ein zweiter Koffer, der
wie Klößchens aussah, rollte über das Band: gelb, ledern, Hitze abweisend.
    Sie wollte Klößchen darauf aufmerksam
machen, aber der war bereits in Schwierigkeiten — verhandelte nämlich mit einem
strengblickenden Zollbeamten.
    „Ich Esel!“ jammerte er. „Kein Aas
kontrolliert hier das Gepäck — wie ihr ja seht. Lascher geht’s nicht — wie die
ihre Vorschriften auffassen. Statt mit Koffer und Bordtasche
durchzumarschieren, gestatte ich diesem engstirnigen Menschen den Blick in
meine Tasche. Und jetzt will der nicht glauben, daß die Schokolade für meinen
persönlichen Gebrauch ist. Er denkt, ich bin Schokoladenschmuggler, dieser rhodische
Beamte. Außerdem kann er kein Wort Deutsch, nur Englisch. Wo ich doch in
Englisch nur eine schwache Vier habe.“
    Seine Freunde feixten. Das steckte
offenbar an. Auch unter dem Schnurrbart des Zollbeamten zuckten die Mundwinkel.
    Tim erbarmte sich. Mit Gabys Hilfe
suchte er sein Umgangsenglisch zusammen und machte dem Mann klar, daß Klößchen
hinsichtlich der Schokolade ein Vielfraß sei — sich aber außerdem wahnsinnig
auf die griechische Küche freue: auf Tintenfische, gefüllte Weinblätter und
Mandelkuchen mit Sirup und Honig.
    Der Beamte kniff ein Auge zu und winkte
sie durch.
    „Gott sei Dank!“ stöhnte Klößchen. „Aber
das ist mir eine Lehre. Beim nächsten Mal vertilge ich meinen Vorrat im
Flugzeug. Dann kann beim Zoll nichts passieren.“
    „Für dich gibt es kein nächstes Mal“,
lachte Karl. „Weil dich künftig keine Fluggesellschaft mehr befördert. Wegen
Übergewicht.“
    „Hahah“, machte Klößchen und prallte
gegen eine junge Dame, die in einer Art Uniform steckte. Weiße Bluse, blauer
Rock. Eine Mappe mit der Aufschrift der Chartergesellschaft klemmte ihr unterm
Arm.
    „Ich glaube, bei Ihnen sind wir richtig“,
rief Tim — und hatte recht. Es war die Reiseleiterin, bei der Karls Tante alles
für die TKKG-Bande gebucht hatte.
     
    *
     
    Sie saßen ganz hinten im Zubringerbus.
Er schaukelte über die Küstenstraße. Das Licht war grell und klar. Sie sahen
herrliche Strände. Der Bus fuhr an Hotelpalästen vorbei und durch ein
griechisches Dorf. Urlauber in Schwimmshorts oder Bikini kamen vom Strand oder
waren dorthin unterwegs. Im Dorf roch es nach Hammelbraten. Ganz Rhodos schien
aus Bergen zu bestehen. Zypressen und Kiefern gediehen prächtig. Die

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