Die weiße Schmuggler-Jacht
und
Hitze abwei... Äh! Willi“, er deutete auf Klößchen, „hat eben erst bemerkt, daß
sein Koffer vertauscht wurde. Sie haben seinen, ja? Die Heimatadresse hängt am
Griff. Willi Sauerlich ist der volle Name.“
„Häh?“ Uhls Gesicht schien sich mit Schimmel
zu überziehen. Jedenfalls wurde er grau.
Dem fährt aber der Schreck in die
Knochen! wunderte sich Tim.
„Koffer vertauscht?“ fragte Uhl blöde. „Wir
haben noch gar nicht ausgepackt. Da muß ich nachsehen.“
Er warf sich herum und wetzte durch den
Vorraum ins Doppelzimmer.
Tim konnte bis zum Balkon sehen.
Kathrin Uhl saß dort, hatte die Füße auf die Brüstung gelegt und hielt das
Gesicht in die Sonne.
„Du hast die Koffer nicht ausgepackt“,
schrie Uhl. „Nicht mal nachgesehen hast du, ob beide uns gehören. Hier steht
nämlich... Verdammt und zugenäht! Der gehört uns tatsächlich nicht. Der gehört
einem Willi Sauerlich.“
„Reg dich ab!“ sagte Kathrin, ohne die
Haltung zu verändern. „Ohne Schlüssel kriegt niemand... Hey, was sagst du?
Einer unserer Koffer ist weg? Welcher? Etwa der?“
„Ja, der“, jaulte Dietmar.
Er kam im Schweinsgalopp, Klößchens
Koffer an der Hand. Auf dem Flur ließ er ihn fallen — achtlos. Der Koffer
kippte um.
„Hey“, murrte Klößchen. „Da sind meine
Unterhosen drin. Ich wünsche keine Beschädigung.“
„Was? Ist ja nichts kaputt“, Uhls Blick
schoß umher. „Wo ist meiner? In eurem Zimmer?“
„Da müssen wir Sie leider enttäuschen“,
erwiderte Tim. „Ihren Koffer haben wir nicht. Wir hörten im Bus, daß sie Uhl
heißen. Katharina und Dietrich Uhl nicht wahr, so ähnlich jedenfalls. Der
Koffer, den Willi sich versehentlich schnappte, gehört einem hiesigen Griechen.
Wenn Sie sich mit ihm in Verbindung setzen wollen — bitte! Möglicherweise hat
er ihren Koffer erhalten, denn es müssen ja vier sein, logischerweise. Der Mann
heißt Elias Kabála. Was seinen Koffer betrifft — für den tragen wir jetzt die
Verantwortung. Das heißt, wir werden ihn eigenhändig beim Besitzer abliefern.“
Er grinste. Auch seine Freunde
grinsten. Klößchen nahm sein Gepäck, und die drei gingen zu ihrem Zimmer
zurück.
Als Tim die Tür öffnete, verlor Gaby
das Gleichgewicht und fiel ihm in die Arme. Sie hatte gelauscht, mit dem Ohr am
Schlüsselloch.
„Hey!“ schrie Uhl ihnen nach. „Wartet,
ihr Strolche! So geht das nicht. Ich will meinen Koffer haben.“
„Elias Kabála“, sagte Karl übertrieben
deutlich. „Dort müssen sie fündig werden. Sehen Sie im Telefonbuch nach.“
Sie schlossen die Tür hinter sich.
„Ich habe alles gehört“, sagte Gaby. „Ein
Widerling, was!“
„Und wie der seine Frau behandelt!“
nickte Karl. „Die haben keine Achtung voreinander. Wahrscheinlich weil sie sich
ganz genau kennen.“
Tim ging zum Telefon. Die Vermittlung
meldete sich. Er sprach englisch und bat um eine Verbindung mit Mr. Elias Kabála,
dessen Rufnummer stand auf dem Kofferanhänger.
„Ich rufe zurück, Sir“, meinte die
Telefonistin und legte auf.
„Kabála spricht sicherlich englisch“,
meinte Tim. „Vielleicht sogar deutsch. Immerhin kam er mit uns. Als er die
Adresse schrieb, hat er sich nicht des neugriechischen Alphabets bedient,
sondern unserer Buchstaben. Wir können also eine gewisse Weitläufigkeit
voraussetzen. Das ist kein rhodischer Provinzler.“
„Um so mehr wird er sich freuen, daß
Willi ihm die Schlösser kaputt gemacht hat“, sagte Gaby. „Das eine ist nämlich
aufgesprungen, das andere schief.“
„Ist passiert, weil ich wütend war“,
verteidigte sich Klößchen, „und ich dachte doch, es wäre meiner.“
Tim nahm ab, als das Telefon schrillte.
Die Telefonistin sagte, die Verbindung sei hergestellt.
„Hallo! Ist dort bei Kabála“, Tim
sprach englisch.
Eine Frauenstimme antwortete. Sie klang
angenehm, aber ein bißchen zu laut und ein wenig zu plärrig. Könnte eine
Amerikanerin sein, dachte Tim.
„Ja. Hier ist die Adresse von Herrn Kabála“,
erwiderte sie.
„Wahrscheinlich hat er seinen Koffer
schon vermißt“, sagte Tim. „Den haben nämlich wir. Eben sind wir aus
Deutschland mit dem Flugzeug angekommen. Unterwegs zum Hotel — wir befinden uns
im Astir Palace — wurden die Koffer vertauscht. Der, den Herr Kabála hat,
gehört dem Ehepaar Dietmar und Kathrin Uhl. Das müßte auch auf dem Anhänger
stehen.“
Die Frau — oder war es ein Mädchen? — zögerte.
„Davon weiß ich nichts. Ich bin hier nur Gast im Haus.
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