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Die weiße Schmuggler-Jacht

Die weiße Schmuggler-Jacht

Titel: Die weiße Schmuggler-Jacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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zusammen.“
    Allmählich war’s an der Zeit. Ihr Flug
wurde aufgerufen. Zusammen mit anderen Passagieren gingen sie durch die
Paßkontrolle. Das Handgepäck wurde geröntgt (durchleuchtet). Die Beamten
beanstandeten nichts. Die TKKG-Freunde konnten ihre Taschen nehmen und
weitergehen — zur Leibesvisitation.

    Gaby wurde — wie alle weiblichen
Passagiere — von einer Polizistin abgetastet.
    Grinsend hielt Klößchen dem Polizisten
sein Messer hin. „Darf ich das behalten?“
    „Nicht, daß ich dich verdächtige“,
lächelte der Uniformierte. „Aber Vorschrift ist Vorschrift. Leider muß ich dir
das Messer abnehmen.“
    „Und?“ Klößchen erbleichte. „Kriege ich
das wieder?“
    „Selbstverständlich. Es kommt in eine
gefütterte Tüte, auf die wir deinen Namen schreiben. Die Tüte reist mit, aber
bei den Koffern im Frachtraum. Sobald ihr am Zielhafen landet, holst du dir die
Tüte vom Gepäckförderband, mit dem ja auch dein Koffer angeliefert wird. Alles
klar?“
    „Klar und blau wie der griechische
Himmel“, nickte Klößchen und warf seinen Freunden einen triumphierenden Blick
zu. Immerhin — für ihn wurde eine Extra-Wurst gebraten.
    Ein anderer Polizist nahm ihn beiseite.
Ein Formular wurde ausgefüllt — mit Klößchens Adresse und seinem Reiseziel.
    Später, als sie an Bord der DC10 vier
Plätze der Reihe 22 bevölkerten, meinte er: „Habt ihr gesehen? Ich bin der
einzige Waffenträger hier an Bord. Das Gefährlichste, was die andern bei sich
haben, sind Kugelschreiber oder spitze Fingernägel. Meine Ausrüstung ist
goldrichtig. Und auf Rhodos wird sich’s rumsprechen: Willi kommt mit dem Hai-Messer.“
    Es wurde ein herrlicher Flug. Über
Österreich riß die Wolkendecke auf. Zehn Minuten weiter südlich herrschte
strahlender Sonnenschein.
    Endlich Sommer! dachte Tim. Er saß
neben Gaby, hatte ihr aber den Fensterplatz überlassen, und seine Freundin
bestaunte die Berggipfel der Ostalpen.
    Sie flogen über Jugoslawien, sahen die
Städte Ljubljana und Sarajevo von oben. Dann überflogen sie das Ägäische Meer,
und alle Köpfe drängten sich an den Fenstern.
    „Phantastisch dieses Blau, dieses
Wasser“, meinte Karl. „Sieht unheimlich sauber aus.“
    „Hier gehen sogar die Fische an Land,
wenn sie mal müssen“, alberte Klößchen. „Will ich ihnen auch geraten haben,
besonders den Haien. Ich erinnere nur an mein Messer, das ich zwar im Moment
nicht bei mir...“
    „Du nervst!“ unterbrach Gaby. „Willst
du uns einstimmen auf das, was uns mit dir bevorsteht? Ich begreife deine
Eltern. Daß sie dich leichten Herzens gehen lassen, garantiert ihnen einen
erholsamen Urlaub. Vergiß um Himmels willen dein Käsemesser.“
    „Käse?“ Er runzelte die Stirn. „Hast
recht, Gaby. Auch das ist eine Verwendungsmöglichkeit. Ich werde Käse damit
zerteilen. Der griechische Schafskäse ist berühmt und schmackig.“
    „Laß mich raus, Tim!“ verlangte sie. „Ich
muß mal zur Toilette.“
    „Wenn du zufällig am Frachtraum
vorbeikommst“, meinte Klößchen, „bring mir bitte mein käseschneidendes Hai-Messer
mit, hahahah.“
    Gaby lachte. Im Vorbeigehen patschte
sie ihm auf den dicken Kopf. Dann schlängelte sie sich durch den Gang nach
hinten.
    Die DC 10 mit ihren 373 Sitzen war
knüppeldick voll. Die Trennwand im Mittelteil verstellte den Blick ins Heck,
jedenfalls auf die Sitze der Mittelreihe.
    Gaby sah in viele Gesichter, als sie
nach hinten ging. Die meisten zeigten Vorfreude. Einige Gemütstrampel
schliefen. Etliche Typen waren schon recht lustig, weil sie sich an die
alkoholischen Getränke hielten, die in der Luft bekanntlich billig sind, weil
zollfrei.
    Plötzlich stutzte sie.
    In einem der Mittelsessel schlief eine
Frau, döste jedenfalls mit geschlossenen Augen. Das Gesicht wirkte nackt — trotz
aufwendiger Malerei. Kathrin Uhl hatte sich die Brauen noch dünner rasiert.
    Also doch! Gabys Blick huschte zum
Nebensitz. War das Dietmar Uhl?
    Garantiert. Brezelbreit bedrängte sein
Ellbogen die Frau, weil er eine großformatige Zeitung las und ihm der Platz
nicht reichte. Aber so konnte er sich nur bei einer vertrauten Person
ausdehnen, nicht bei einer Fremden.
    Mit den Augen fotografierte Gaby sein
Gesicht. Es war hager. Die wasserhellen Augen standen eng beieinander. Das Kinn
war spitz, die Stirn hatte Beulen. Figürlich wirkte er durchtrainiert — wie ein
Artist in der Zirkuskuppel. Behaarte Unterarme ragten aus den aufgerollten
Hemdsärmeln.

    Denen ist alles zuzutrauen,

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