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Die weissen Feuer von Hongkong

Die weissen Feuer von Hongkong

Titel: Die weissen Feuer von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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vor einer halben Stunde nach Reis und Gemüse geschickt, um auf Yens Blechöfchen später eine Mahlzeit kochen zu können. Die Polizisten interessierten sich sehr für den Wohnraum, in dem der Fischer hauste. Sie durchsuchten alle Ecken, ohne jedoch etwas zu finden. Inzwischen hatte der alte Yen, der das Gespräch mit anhören konnte, sich davon überzeugt, daß keine weiteren Polizisten in der Nähe waren. Es sah so aus, als ob diesem Flieger die Flucht doch nicht gelingen sollte. Nun war wohl auch der letzte Ausweg versperrt. Der Alte überlegte angestrengt. Bald würde der Tag zu Ende sein. Die Sonne sank bereits hinter die Hügel im Westen, und das Licht wurde rötlich. Hatten sie den Piloten vielleicht schon in der Stadt erwischt? Noch während er darüber nachdachte, sah er plötzlich den Jungen am Kai. Er traute seinen Augen nicht. Das Kind ging ahnungslos neben seinem Vater auf die Anlegestelle zu. Offenbar hatte der Junge den Flieger getroffen, als dieser gerade die Suche nach dem Boot beginnen wollte.
    Yen lauschte nach unten. Die Polizisten schienen noch damit beschäftigt zu sein, seine Behausung zu durchsuchen. Mochten sie suchen, sie würden nichts entdecken, und wenn sie die Planken anbohrten! Er griff nach einem Handtuch, das er oft um den Kopf geschlungen trug wie die Bauern auf dem Festland. Es war nicht mehr ganz weiß, aber Kolberg bemerkte doch, wie der Fischer es über dem Kopf schwenkte. Er blieb stehen und hielt Bert zurück. »Warte, da scheint etwas nicht in Ordnung zu sein!« Der Alte machte ihm Zeichen, nicht auf das Boot zu kommen. Er wies immer wieder auf die Luke, die unter das Deck führte, und Kolberg begriff, daß die Sucher bereits auf dem Boot waren. Gleichzeitig erkannte er, daß der alte Fischer gewillt war, ihm zu helfen, um ihn vor dem Zugriff der Polizei zu bewahren. Er winkte zurück und verschwand mit Bert in der Menschenmenge, die den Kai bevölkerte. Hinter einem Lagerschuppen machten sie halt. Der Junge blickte den Vater erwartungsvoll an.
    »Es scheint so, als ob die Polizei auf dem Boot ist«, sagte Kolberg. Er konnte sich denken, wie diese Beamten vorgingen. Sie würden sich auf dem Boot verbergen und auf ihn lauern. Es war schwer, jetzt eine Entscheidung zu treffen, denn offenbar befand sich Judith bei der Polizei. Eine Weile überlegte Kolberg. Er dachte nicht daran, aufzugeben. Die »Kosciuszko« lief um vier Uhr aus. Bis dahin waren es noch zehn Stunden. Wenn er in dieser Zeit mit einer Dschunke bis Kap Rock fahren wollte, dann konnte es nur das Boot Yens sein.
    Er beobachtete, wie einige andere Dschunken vom Kai ablegten und ihre Segel setzten. Viele der Fischer fuhren bei Beginn der Nacht zum Fang aus, um die Fische durch den Schein großer Karbidlampen in die Netze zu locken. Außerhalb des Hafens würde es schwer sein, eine bestimmte Dschunke ausfindig zu machen. Selbst wenn die Polizei mit ihren Motorbooten die Suche aufnahm, war die Aussicht auf Erfolg gering. Er setzte sich auf eine Kiste und zog den Jungen zu sich heran.
    »Jetzt kannst nur noch du uns helfen, Bert«, schärfte er ihm ein. Der Junge nickte. Er war ein wenig mutlos, aber das Gefühl, den Vater wieder in seiner Nähe zu haben« gab ihm trotzdem eine gewisse Zuversicht.
    »Soll ich mich auf das Boot schleichen?« fragte er.
    Kolberg strich ihm über das Haar. Wann würde diese Jagd endlich aufhören?
    »Nicht heimlich auf das Boot schleichen«, sagte er. »Wir müssen das geschickter anfangen. Alles hängt davon ab, ob wir mit dem Boot aus dem Hafen kommen. Deshalb gehst du jetzt mit deinem Gemüse und dem Reis hinüber und tust so, als wüßtest du von gar nichts. Dem alten Fischer sagst du auf kantonesisch, daß er immer an Deck bleiben soll. Sag es ihm leise, ich weiß nicht, ob der Polizist, der auf dem Boot ist, diese Sprache versteht. Und Judith sagst du ebenfalls, ohne daß der Polizist es hört, daß ich hier bin. Sie soll darum bitten, an Deck gehen zu dürfen, um Essen zu kochen. Der Polizist wird bestimmt unten bleiben, denn er rechnet damit, daß ich auf das Boot komme, und deshalb wird er sich nicht zeigen wollen. Verstehst du, was ich meine?«
    Bert war klug genug, um zu begreifen, was er tun mußte. Er sagte: »Ich werde es Judith auf deutsch zuflüstern, das ist beinahe eine Art Geheimsprache zwischen uns.«
    »Gut. Ich werde hier warten, bis es soweit ist. Dann werde ich ganz plötzlich auf dem Boot sein. Ich habe noch meine Pistole, damit kann ich den Polizisten zwingen,

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