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Die Welle

Titel: Die Welle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morton Rhue
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um die Spannung nochetwas zu erhöhen, verzerrte Mund und Augen und fuhr wieder herum.
    Unter der Tür stand ein sehr zorniger Mr Gabondi. Hinter ihm wurden Amy und ihre ganze Klasse fast hysterisch. Laurie sperrte den Mund auf. Doch ehe Gabondi noch schelten konnte, läutete die Glocke, und die Schüler drängten an ihm vorbei. Amy hielt sich die vom Lachen schmerzenden Seiten. Während der Lehrer sie düster anstarrte, gingen die beiden Mädchen Arm in Arm zu ihrer nächsten Klasse; sie waren viel zu atemlos, um noch zu lachen.
     

In dem Klassenraum, in dem er Geschichte unterrichtete, beugte sich Ben Ross über einen Projektor und bemühte sich, einen Film in das Gewirr von Zahnrädern und Linsen einzufädeln. Es war schon sein vierter Versuch, und er hatte es immer noch nicht geschafft. Verzweifelt fuhr er sich mit den gespreizten Fingern durch das braunwellige Haar. Sein Leben lang hatten ihn Geräte und Maschinen nur verwirrt: Filmprojektoren, Autos, sogar Selbstbedienungstankstellen machten ihn hilflos.
    Er hatte sich selbst nie erklären können, warum er in dieser Hinsicht so ungeschickt war, und wenn irgendetwas Handwerkliches oder Mechanisches anfiel, überließ er es Christy, seiner Frau. Sie unterrichtete an der Gordon High School Chorgesang und Musik, und zu Hause war sie für alles zuständig, was Handfertigkeit erforderte. Scherzhaft behauptete sie manchmal, man könne Ben nicht einmal zutrauen, eine Glühbirne richtig einzuschrauben, was er jedoch alsstark übertrieben zurückwies. Er hatte in seinem Leben schon eine ganze Reihe von Glühbirnen ausgewechselt, und soweit er sich erinnern konnte, waren nur zwei dabei zerbrochen.
    Während seiner bisherigen Tätigkeit an der Gordon High School – Ben und Christy unterrichteten dort seit zwei Jahren – war es ihm gelungen, seine handwerkliche Ungeschicklichkeit nicht demonstrieren zu müssen. Auf jeden Fall war sie hinter seinem Ruf zurückgetreten, ein ganz ausnehmend tüchtiger junger Lehrer zu sein. Bens Schüler sagten, er sei so sehr bei der Sache, sei selbst an seinen Themen so beteiligt und interessiert, dass es ganz unmöglich sei, nicht auch davon gefesselt zu werden. Er sei einfach »ansteckend«, sagten sie und meinten damit, dass er sie wirklich anzusprechen verstand.
    Die anderen Lehrer im Kollegium waren über Ben Ross eher geteilter Meinung. Manche waren von seiner Energie, seinem Einsatz und seiner Kreativität beeindruckt. Sie sagten, er vermittle seinen Schülern ganz neue Blickwinkel, zeige ihnen nach Möglichkeit immer die praktischen, für die Gegenwart bedeutenden Aspekte der Geschichte. Behandelte man politische Systeme, teilte er die Klasse in politische Parteien ein. Wurde ein berühmtes Gerichtsverfahren besprochen, ließ er Ankläger, Verteidiger, Zeugen und Richter durch Schüler darstellen. Andere Lehrer waren skeptischer. Einige behaupteten, er sei einfach jung, naiv und übereifrig; nach ein paar Jahren werde er sich beruhigt haben und seine Klassen auf die »richtige« Art behandeln – viel lesen, wöchentliche Prüfungen, Schülervorträge. Anderesagten nur, ihnen gefalle es nicht, dass er in der Klasse nie Anzug und Krawatte trage, und zwei oder drei Kollegen gaben einfach zu, dass sie neidisch auf ihn seien.
    Wenn es aber etwas gab, worauf ganz gewiss kein anderer Lehrer neidisch zu sein brauchte, dann war es Bens völlige Unfähigkeit, mit Filmprojektoren umzugehen. So klug er sonst auch sein mochte: Jetzt kratzte er sich nur den Kopf und betrachtete ratlos das Zelluloidgewirr in dem Gerät. In wenigen Minuten musste seine Oberstufenklasse kommen, und er hatte sich schon seit Wochen vorgenommen, ihr diesen Film zu zeigen. Warum gehörte zur Lehrerausbildung eigentlich kein Kursus über das Vorführen von Filmen? Ross rollte den Film auf die Spule zurück. Sicher gab es in der Klasse irgendeinen audio-visuellen Zauberkünstler, der den Apparat blitzschnell in Gang bringen konnte. Er ging an seinen Tisch zurück und griff nach einem Stapel Hausarbeiten, die er den Schülern zurückgeben wollte, ehe sie den Film anschauten.
    Die Noten unter den Arbeiten hätte man vorhersagen können, dachte Ben, als er sie noch einmal durchging. Laurie Saunders und Amy Smith hatten wie gewöhnlich ihr Sehr Gut, dann gab es den breiten Durchschnitt und zwei misslungene Arbeiten: die eine von Brian Ammon, einem erstklassigen Footballspieler – er schien Gefallen an schlechten Noten zu finden, obwohl Ben wusste, dass der Junge

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