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Die Welle

Titel: Die Welle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morton Rhue
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intelligent genug war, um Besseres zu leisten. Der zweite Misserfolg stammte von Robert Billings, dem ständigen Versager in der Klasse. Ross schüttelte den Kopf. Dieser Robert Billings war wirklich ein Problem.
    Die Glocke läutete zum Ende der Stunde. Ben hörte Türen schlagen und die Schüler durch die Gänge strömen. Es war seltsam, dass Schüler die Klassen immer blitzschnell verließen, zum Beginn der nächsten Stunde aber im Schneckentempo kamen. Insgesamt betrachtet, war Ben überzeugt, dass die High School für die Schüler heute weit angenehmer sei als zu seiner Zeit, aber es gab doch einiges, das ihn störte. Da war zum Beispiel die völlige Gleichgültigkeit der Schüler, was die Pünktlichkeit betraf. Manchmal gingen fünf oder gar zehn kostbare Unterrichtsminuten verloren, ehe der letzte Schüler endlich zur Stelle war. Früher hatte man erheblichen Ärger bekommen, wenn man beim zweiten Läuten nicht an seinem Platz saß.
    Das zweite Problem waren die Hausaufgaben. Die Schüler hatten einfach keine Lust mehr, sich damit aufzuhalten. Ob man sie mit schlechten Noten oder mit Nachsitzen bedrohte, war ihnen egal. Hausaufgaben waren zu einer Art freiwilliger Leistung geworden. Ein Schüler aus der neunten Klasse hatte ihm kürzlich gesagt:
     
    Ben lachte leise vor sich hin. Soziale Kontakte!
    Die ersten Schüler betraten den Klassenraum. Ross entdeckte David Collins, einen großen, gut aussehenden Jungen,der zu den Stars der Footballmannschaft gehörte. Außerdem war er der Freund von Laurie Saunders. »David«, sagte Ross, »glaubst du, dass du diesen Filmprojektor in Gang kriegen kannst?«
    »Ja, sicher«, antwortete David.
    Während Ross zuschaute, kniete David neben dem Projektor nieder und ging ans Werk. Nach wenigen Sekunden hatte er den Film eingelegt. Ben bedankte sich lächelnd. Robert Billings stapfte ins Klassenzimmer, ein kräftiger Junge, dem dauernd das Hemd aus der Hose hing, und der sich anscheinend morgens nach dem Aufstehen nie die Mühe machte, sich zu kämmen. »Sehen wir ‘n Film?«, fragte er, als er den Projektor sah.
    »Nein, Blödmann«, sagte Brad, der Robert besonders gern quälte. »Mister Ross baut einfach gerne Filmprojektoren auf.«
    » Das genügt, Brad! «, sagte Ben streng.
    Inzwischen waren genug Schüler eingetroffen, sodass Ross beginnen konnte, die Arbeiten zurückzugeben. »Hört her!«, sagte er laut. »Hier sind eure Arbeiten von vergangener Woche. Allgemein kann man sagen, dass ihr nicht schlecht gearbeitet habt.« Er ging zwischen den Tischen hin und her und gab jedem Schüler seine Arbeit zurück. »Aber ich muss euch noch einmal ausdrücklich warnen. Manche dieser Arbeiten sehen wirklich zu unordentlich aus.« Er hob ein paar Blätter in die Höhe. »Hier, zum Beispiel. Ist es denn wirklich nötig, die Ränder einzurollen?«
    Die Klasse lachte, und einer fragte: »Wem gehören die denn?«
    »Das ist nicht deine Sache.« Ben strich die Blätter glatt und teilte weiter aus. »Von jetzt an werde ich die Noten bei den unordentlich abgelieferten Arbeiten verschlechtern. Wer zu viele Fehler gemacht hat oder zu oft ändern musste, der fängt eben ein neues Blatt an und schreibt seinen Text ordentlich ab, ehe er ihn abgibt. Habt ihr verstanden?«
    Einige Schüler nickten. Andere achteten nicht weiter auf seine Worte. Ben ging nach vorn und entrollte die Filmleinwand. Das war nun schon das dritte Mal in diesem Halbjahr, dass er über unordentliche Arbeiten gesprochen hatte.

Das Thema der Stunde war der Zweite Weltkrieg, und der Film, den Ben Ross an jenem Tage vorführte, berichtete von den Grausamkeiten, die Nazis in den Konzentrationslagern verübt hatten. Im verdunkelten Klassenzimmer starrten die Schüler auf die Leinwand. Sie sahen Männer und Frauen, die so heruntergekommen und ausgehungert waren, dass sie nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen schienen.
    Ben hatte diesen Film oder ähnliche Filme schon häufiger gesehen. Doch der Anblick so rücksichtsloser, unmenschlicher Grausamkeiten machte ihn noch immer betroffen und zornig. Während der Film noch lief, sagte er zur Klasse: »Was ihr da seht, hat sich in Deutschland zwischen 1933 und 1945 abgespielt. Es ist das Werk eines Mannes namens Adolf Hitler, eines ehemaligen Anstreichers, der sich nach dem Ersten Weltkrieg der Politik zuwandte. Deutschland war in diesem Krieg besiegt worden, die neue Führung war noch schwach, tausende von Menschen waren heimatlos, hungrig und ohne Arbeit.
    Diese Lage bot

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