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Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Titel: Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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tun, um es zu verteidigen.«
    »Zu vierzig Mann? Ein solches Schiff? Das ist lächerlich.«
    »Wer immer diese Sache ausgeheckt hat, er hat vermutlich nicht damit gerechnet, dass einer dieser Kerle überlebt. Gemeinsam haben sie offenbar nur eines: Sie alle waren irgendwann einmal Kanoniere. Man hat sie nicht ausgesucht, um im Nahkampf ihren Mann zu stehen - sie sollten uns aus der Ferne wegputzen.« Der Steuermann rieb sich das stoppelige Kinn. »Und da ist noch was. Offenbar hat ein anderes Schiff sie hierher geschleppt. Sie sind nie unter vollen Segeln -«
    Ein lautes Flattern übertönte seine Worte, als die Piraten in der Takelage die Segel öffneten. Die mächtigen Stoffpakete entrollten sich in Sekundenschnelle.
    »Nein!«, entfuhr es Bannon.
    Jolly sah, was er meinte. Und noch im selben Augenblick hörte sie es auch.
    Aus den Segeln fielen Krüge. Große, braune Tonkrüge, die beim Aufprall auf dem Deck in tausend Scherben zersplitterten. Zwei, drei Dutzend mussten es sein, die überall an Bord mit hohlem Bersten auseinander brachen. Einige fielen mitten in den schreienden Pulk der Gefangenen, ein anderer traf Trevino, den Koch, am Schädel und streckte ihn nieder.
    In den zerbrochenen Krügen befand sich etwas, das auf den ersten Blick wie dunkles Gewölle aussah, Knäuel aus dicken Fäden - bis sich die Knäuel aus eigener Kraft entwirrten und in hunderte kleiner Bälle zerfielen, die auf dürren Beinen in alle Richtungen ausschwärmten.
    »Spinnen!«, kreischte jemand, dann nahmen andere den Ruf auf: »Spinnen … Die Krüge sind voller Spinnen!«
    Bannon brüllte Befehle, die in der ausbrechenden Panik an Bord niemand mehr hörte. Die Gefangenen schrien wie am Spieß, als zwischen ihnen eine wahre Eruption aus Spinnenleibern emporschoss. Die Piraten sprangen an Deck umher, einige versuchten, die Tiere zu zertreten, gaben aber rasch auf, als sie bemerkten, welch hoffnungsloses Unterfangen das war. Zehn, dann zwanzig krabbelten über den Leib des bewusstlosen Kochs, andere suchten sich ihren Weg an Stiefeln und Hosen empor, an der Takelage und der Reling. Die Tiere mochten ebenso panisch und verwirrt sein wie die Männer an Bord, aber sie waren schneller und vor allem eines - gereizt.
    Jolly zog sich in die Wanten hinauf. Ihre Hände waren schweißnass, und ihr Atem ging stoßweise. Überall brüllten und stampften und schüttelten sich die Piraten. Christobal schlug sich gleich mehrere Tiere vom Körper, aber er übersah eine besonders fette Spinne, die in seinem Nacken hockte. Er schrie auf, als sie zubiss.
    Bannon hieb erst mit dem Säbel auf die Spinnen ein, dann mit den bloßen Händen. Er wollte Jolly nach oben folgen, aber da wurde auch er gebissen, gleich mehrfach, und der Schmerz ließ ihn seine Hände von den Seilen lösen. Mit einem Fluch polterte er zurück aufs Deck.
    »Diese Hunde!«, brüllte er mit erlahmender Stimme, als ihn das Spinnengift betäubte. »Jolly… die Galionsfigur… denk an die… Galionsfi-«
    Er sackte zusammen. Jolly starrte auf die leblose Gestalt unter ihr, und Tränen schossen ihr in die Augen.
    Verdammt - sie musste etwas tun, musste Bannon und den anderen helfen, irgendwie. Verzweifelt sah sie sich nach einer Waffe um, und wusste doch gleichzeitig, dass alles vergebens sein würde. Niemand konnte der Übermacht der Spinnen Herr werden.
    Sie unterdrückte ein Schluchzen, als sie sich daranmachte, die Wanten hinabzuklettern.
    Jolly wusste genau, was Bannon ihr hatte sagen wollen.
    Von ihrer erhöhten Position hatte sie einen freien Blick auf das Wrack der Maddy. Die Galionsfigur am Bug ragte empor wie ein ausgestreckter Finger, der ihr den Weg wies.
    Jolly wich vereinzelten Spinnen aus und sprang zur Reling hinüber, auf der sie schwankend zum Stehen kam. Spinnen waren jetzt überall, ein wimmelnder dunkler Teppich, der das Deck und alle Menschen an Bord bedeckte. Die meisten Männer rührten sich nicht mehr, einige waren fast gänzlich unter haarigen, krabbelnden Leibern verschwunden. Ein paar riefen noch oben an den Masten um Hilfe, aber auch ihnen näherten sich schon ganze Scharen der achtbeinigen Kreaturen.
    Ein letztes Mal blickte sich Jolly zu Bannon um, dann sprang sie in die Tiefe. Es war mehr ein Sturz als ein Sprung. Ebenso gut hätte sie auf einen Steinboden prallen können, als sie auf der Wasseroberfläche aufkam, ohne darin zu versinken. Sie hatte Glück, sich nicht alle Knochen zu brechen, rollte sich ab, wurde von ein paar Wellen wild

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