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Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Titel: Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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derlei Manöver verstanden, aber er hatte sich stets geweigert, allzu enge Passagen bei Nacht zu nehmen. Die Risiken waren zahlreich und kaum abzuschätzen.
    Walker nickte verbissen. »Wir haben leider keine Wahl.«
    Mittlerweile war es dunkel geworden. Der Mond schien nahezu kreisrund, er glänzte wie eine Silbermünze inmitten tausender Diamanten auf schwarzem Samt. Die Schönheit des Firmaments bildete einen verwirrenden Gegensatz zu der Furcht, die sie alle gepackt hielt. Sogar Buenaventure hechelte lauter als sonst. Jolly fragte sich, wie er nach all den Stunden ohne Schlaf überhaupt noch in der Lage war, Walkers Befehle so exakt auszuführen. Und doch war sie sicher, dass der Pitbullmann von all ihren Gefährten derjenige war, der sich am ehesten seiner Grenzen bewusst war. Er mochte ein Haudegen sein wie sein Freund Walker, doch in seinen Hundeaugen ruhte eine Weisheit, die es mit jener des Geisterhändlers aufnehmen konnte. Solange er das Schiff steuerte, hatte sie keine Angst davor, auf ein Riff zu laufen oder an den eisgrauen Klippen zu zerschellen.
    Das Mondlicht entzog der zerklüfteten Insellandschaft alle Farben. Selbst die wenigen bewaldeten Eilande unterschieden sich bei Nacht kaum von den kahlen Felshängen. Es mussten dutzende Inseln sein, die sich hier auf engstem Raum aneinander drängten, die Gipfel eines zerklüfteten, unterseeischen Gebirges. Die schmalen, vielfach gewundenen Durchfahrten erinnerten Jolly an das Gassengewirr der Hafenstädte, und genau wie dort mochte auch hier in einer Seitenpassage der Feind lauern. Sie hatten die Palomino für den Augenblick abgehängt, doch zugleich hatten sie ihren Gegner aus den Augen verloren. Hatte Constantine sich ebenfalls ins Gewirr der Inseln vorgewagt? Erwartete er sie hinter der nächsten Kuppe, dem nächsten Kliff?
    Knarrend und mit flüsternden Segeln schob sich die Carfax zwischen steilen Felswänden und -spitzen dahin, durch Gewässer, die trügerisch ruhig wirkten, unter deren Oberfläche aber Strömungen und Untiefen lauerten. Die wenigen Geräusche wurden von den Felsen zurückgeworfen, manchmal als Echo, manchmal als etwas, das klang, als hätte ein Lebewesen die Töne imitiert und zurück in die Nacht gekräht.
    Griffin war auf eine der Rahen des Fockmastes geklettert, saß dort mit baumelnden Beinen hoch über dem Wasser und blickte über die nächtliche Insellandschaft.
    »Dort!«, rief er plötzlich. »Da sind sie!«
    »Beidrehen!«, brüllte Walker.
    Buenaventure ließ das Steuer rotieren, Geister turnten über die Masten. Die Carfax begann, sich in der schmalen Passage quer zu stellen. So konnten sie die Palomino mit einer Breitseite in Empfang nehmen, ganz gleich, ob sie an der nächsten Kreuzung von rechts oder links in ihr Schussfeld fuhr.
    Die Masten des Kopfgeldjägers schoben sich über den Rand einiger Klippen, dann wurde die ganze Schaluppe sichtbar. Sie bog nicht in die Felskluft, in der die Carfax sie erwartete, sondern segelte seitlich daran vorbei und versperrte die Ausfahrt.
    »Feuer!«, schrie Walker.
    Und »Feuer!« brüllte auch der Kapitän des feindlichen Schiffes.
    Sekunden später war die Luft voller Eisen. Pulverdampf biss in Jollys Atemwege und verkürzte die Sicht an Bord auf wenige Meter. Durch die Rauchwände brachen Kanonenkugeln, fetzten die Schwaden auseinander und durchschlugen Seil und Segel. Holz barst in einer ohrenbetäubenden Detonation. Jeder an Bord verlor den Halt, einige fielen zu Boden, andere fingen sich gerade noch an den Wanten oder der Reling. Am lautesten von allen schrie der Hexhermetische Holzwurm in seinem Zwiebelturmkäfig, obwohl er als Einziger unverändert an derselben Stelle stand.
    Jolly blickte nach oben.
    Die Rahe, auf der Griffin gesessen hatte, war leer.
    »Oh nein!« Ihr Herzschlag überschlug sich, als sie hinüber zur Reling rannte.
    Walker schrie unablässig Befehle, überall huschten Geister umher. Soledad und der Händler waren irgendwo hinter dem Rauch verschwunden, aber Jolly hatte sie eben noch gesehen. Und Munk… ja, Munk ordnete seine Muscheln.
    »Ich suche Griffin!«, brüllte sie und kletterte über die Reling.
    »Jolly! Nicht!« Walkers Stimme ließ sie nur einen Augenblick zögern. »Hier ist alles voller Korallenbänke. Es wimmelt nur so von -«
    Haien, fügte sie in Gedanken hinzu und stieß sich ab. Ihr blieb keine Zeit, dem Captain zu erklären, dass die Haie ihr nichts antun würden. Griffin hingegen war ihnen im Wasser schutzlos ausgeliefert.
    Ihre Füße

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