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Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Titel: Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Messerwurf zusammenzuckte.
    »Sie ist sehr schön, nicht wahr?«, sagte Jolly.
    »Ja.« Griffin lächelte. »Aber sie ist nicht die Prinzessin, die ich gemeint habe.«
    Jollys Augen kreuzten seinen Blick. Eine spitze Bemerkung lag ihr auf der Zunge, aber dann erkannte sie seinen Ernst, und ihr Sarkasmus verpuffte unausgesprochen. »Du machst dich über mich lustig«, sagte sie, obwohl sie es besser wusste.
    »Hat er dich geküsst?«
    »Munk?« Sie lachte nervös. »Natürlich nicht.«
    »Er würde aber gerne.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Weil ich mit ihm gesprochen habe.«
    »Über mich?«
    Griffin nickte. »Darüber, wie es wohl wäre, dich zu küssen.«
    Seine Offenheit traf sie unvorbereitet. Prompt hatte sie einen Kloß im Hals. »Ihr seid ja völlig verrückt. Habt ihr… ich meine, habt ihr nichts Besseres zu tun?«
    »Fliegende Fische zählen? Oder Haifischflossen?«
    Er lachte, und die Vielzahl blonder Zöpfe auf seinem Kopf wirbelten umher wie die Arme einer Wasserpflanze. Dann aber wurde er wieder ernst. »Allerdings war das, bevor Munk es vorgezogen hat, mit seinen Muscheln zu reden statt mit uns beiden.«
    Sie wollte das Thema wechseln, doch seine Aufrichtigkeit und mehr noch sein sonderbarer Blick, mit dem sie so gar nicht umgehen konnte, ließen ihr keine Ruhe. Er verunsicherte sie, und das machte sie verlegen.
    Jolly war niemals verlegen gewesen. Bis heute.
    »Darf ich?«, fragte er geradeheraus.
    Sie bekam Panik. »Was darfst du?«
    »Du weißt schon - dich küssen?«
    »Gott… nein!«
    »Schade.«
    Sie blickte rasch hinunter aufs Deck, um sicherzugehen, dass keiner der anderen mithörte. Schaute Soledad nicht dann und wann verstohlen zu ihnen herauf?
    »Du bist unmöglich«, sagte Jolly zu Griffin.
    »Ich bin ein Mann.«
    Jetzt war es an ihr, zu lachen. »Du bist ein vorlauter Bengel, Griffin, ein Betrüger und ein Großmaul - aber ein Mann, das bist du ganz bestimmt nicht.« Sie deutete nach hinten auf ihren Verfolger am Horizont.
    »Und so wie’s aussieht, stehen die Chancen auch nicht allzu gut, dass noch einer aus dir wird.«
    »Ein Grund mehr, die Sache jetzt zu klären.«
    »Du redest, als ginge es darum, irgendein Duell auszufechten.« Sein Grinsen trieb sie zur Weißglut. Aber sie hatte auch ein seltsames, warmes Gefühl im Bauch, und das brachte sie so durcheinander, dass sogar ihre Knie zitterten. Oder war es umgekehrt?
    »Vielleicht, nur vielleicht, würde ich dir erlauben, mich zu küssen, wenn wir zu zweit auf einer einsamen Insel stranden - und alle Wildschweine und Baumspinnen schon vergeben wären.« Sie sah ihn noch einmal so wütend wie möglich an, dann ließ sie sich nach hinten fallen, packte in jenem kurzen, erschreckenden Augenblick völliger Leere um sie herum die Rahe mit beiden Händen, wirbelte herum wie eine Akrobatin, drehte sich in der Luft und kam mit Händen und Füßen in den Wanten auf. Während Griffin ihr noch mit offenem Mund hinterherstarrte, kletterte sie eilig zum Deck hinab und gesellte sich zu Soledad.
    »Zeigst du mir, wie das geht?«, fragte sie mit schwankender Stimme und deutete auf die Messer.
    Soledad sah sie erstaunt an. »Hat Bannon dir das nicht beigebracht?«
    »Ich… ich will aber, dass du’s mir noch mal zeigst.«
    »Du bist ja ganz durcheinander. Was ist denn passiert?«
    Jolly sah Soledad in die Augen und begriff, dass die Prinzessin sehr genau wusste, was gerade geschehen war.
    »Nichts, ich -«
    »Uaaaarrrggghhh!!!«, krakeelte der Hexhermetische Holzwurm. »Feuer! Das Schiff brennt! Rettet mich!… Rettet miiiich!«
    Alle wirbelten herum.
    Vorn am Bug schlugen Flammen empor und brachten den Himmel über der Fock zum Flirren. Doch es war nicht das Schiff, das brannte.
    Es war Munk.
    Jolly stürzte vor, Soledad war gleich hinter ihr. Griffin turnte die Wanten hinab und rannte zu einem der Taue, an denen Eimer außen an der Bordwand baumelten.
    Munk saß im Schneidersitz inmitten der Flammen und hatte die Hände beschwörend über eine magische Perle gelegt, die im Zentrum des Muschelkreises schwebte. Er schien die Hitze gar nicht zu spüren. Das Feuer schlug aus seiner Haut, aus seinem Haar, sogar aus seinen Augen -aber es verzehrte ihn nicht.
    Munk brannte - und merkte es nicht einmal.
    Erstaunt hob er den Kopf, als die anderen auf ihn zustürmten.
    »Was -«, begann er, dann traf ihn die volle Wasserladung aus Griffins Eimer ins Gesicht. Er zuckte zurück, verlor die Kontrolle über die schwebende Perle und rief eine Warnung.
    Die

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