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Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Titel: Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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prallten auf die aufgewühlte See, kämpften um Halt. Ein aufschäumender Wellenkamm brach genau zwischen ihren Beinen empor, Jolly verlor das Gleichgewicht. Solange sie aufrecht stand, würden die Haie sie nicht bemerken; wenn sie aber lag, erkannten sie von unten ihren Umriss.
    Blitzschnell war sie wieder auf den Beinen. Die Sicht reichte vor lauter Pulverdampf nicht weiter als zehn Schritt. Sie sah das Loch, das der Treffer in den Rumpf der Carfax gerissen hatte, aber es lag zu hoch, um dem Schiff im Augenblick ernsthaft gefährlich zu werden. Wie es um die Palomino stand, konnte sie von hier aus nicht erkennen; das Schiff des Kopfgeldjägers blieb unsichtbar hinter den Mauern aus gelbem und grauem Qualm. Aber es konnte nicht lange dauern, ehe die nächsten Salven über das Wasser fegten.
    »Griffin!«
    Sie rief seinen Namen in den beißenden Dunst hinaus, bekam aber keine Antwort. Die Rahe war hoch genug, als dass Griffin sich beim Aufschlag auf dem Wasser das Genick hatte brechen können, doch daran wollte sie nicht einmal denken.
    Wieder und wieder rief sie seinen Namen. Die Klippen und Inselhänge zu beiden Seiten der Durchfahrt lagen ebenfalls verborgen hinter Rauchwolken, lediglich der Rumpf der Carfax diente ihr zur Orientierung.
    Es war erbärmlich dunkel, jetzt, da der Qualm den Mondschein schluckte. Die Öllampen an Bord des Schiffes spendeten schwaches Licht, aber es reichte kaum bis zum Wasser herab; giftgelb hingen sie wie wattige Sterne in der Finsternis über der Reling.
    Und noch etwas wusste Jolly genau: Wenn Walker beschloss, den Kampf zu beenden, würde er die Lampen löschen lassen, damit die Palomino in der Dunkelheit ihre Spur verlor. Spätestens dann musste Jolly zurück an Bord sein, oder sie würde eine Ewigkeit blind durch den Rauch irren.
    »Griffin, verdammt!«
    Er war der beste Schwimmer, den sie kannte. Aber falls er beim Aufprall auf dem Wasser das Bewusstsein verloren hatte . oder schlimmer noch, wenn ihn dort oben eine Kanonenkugel gestreift hatte .
    Darf ich?, hatte er sie gefragt. Du weißt schon - dich küssen.
    Dieser Dummkopf. Wenn er es einfach getan hätte, dann hätte sie vielleicht . ach was, natürlich hätte sie sich gewehrt.
    Oder nicht?
    »Griffin, wo steckst du?«
    Ihr Fuß verhakte sich an irgendetwas im Wasser. Sie stolperte, fiel vorwärts und fing sich gerade noch auf allen vieren ab. Gleichzeitig entstand unter ihr eine Woge, schoss empor und traf sie mit der Wucht eines Faustschlags ins Gesicht.
    Ihr wurde nicht schwarz vor Augen - dafür hatten längst der Rauch und die Nacht gesorgt. Nein, Lichter flammten hinter ihrer Stirn auf, so grell, dass sie die Lider schloss, den Sinn für oben und unten verlor und einen Augenblick lang bewusstlos wurde.
    Jedenfalls nahm sie das an, denn als sie die Augen wieder öffnete, trieb sie wie ein Stück Holz auf den Wogen. Ihr Kopf stieß mit jeder Schaukelbewegung des Wassers gegen etwas Weiches, und da war ein Schmerz in ihren Haarwurzeln - etwas zerrte daran.
    Ihr Gesicht fühlte sich geschwollen an.
    Ihr Kopf tat weh.
    Etwas schoss an ihr vorüber, ein dunkles Dreieck, das wie ein Säbel durch die Wellen schnitt.
    Fluchend versuchte sie, aufzuspringen und dem Angriff des Hais auszuweichen. Aber noch attackierte er sie gar nicht, war vielleicht vorsichtig wegen des Lärms an der Oberfläche, scheute sich vor dem Aufruhr, den die Eindringlinge in seinen Gewässern veranstalteten.
    Jolly kam schwankend zum Stehen. Damit verließ sie das Blickfeld des Haifischs. Suchend schaute sie sich um.
    Überall Rauch, überall Dunkelheit.
    Und keine Carfax.
    Das Schiff war fort.
    »Gottverdammt!«, schrie sie in den Dunst - und dann sah sie, wogegen sie vorhin gestoßen war.
    Neben ihr trieb Griffin im Wasser, festgeklammert an einem zersplitterten Plankenstück, in dessen scharfen Spitzen sich eben noch ihr Haar verfangen hatte. Seine Zöpfe tanzten auf den Wellen, die gegen seinen Kopf und seine Schultern schlugen.
    Sein Gesicht wies nach unten ins Wasser.
    Er regte sich nicht.
    Jolly beugte sich vor, zog seinen Kopf aus dem Wasser, zerrte an ihm, rief verzweifelt seinen Namen.
    »Tu mir das nicht an«, stammelte sie hilflos. »Du stirbst nicht, hörst du? Du kannst jetzt nicht einfach sterben!«
    Eine Bewegung neben ihr fegte ihren Verstand schlagartig leer. Um sie herum war nicht länger nur ein einzelner Hai.
    Es waren mehrere, sechs oder sieben.
    Und die Kreise, die sie um Griffin und Jolly zogen, wurden mit jedem Augenblick

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