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Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier

Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier

Titel: Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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verbündet haben. Dadurch wird der spanischen Armada eine weit größere Piratenflotte gegenüb erstehen, als sie erwartet haben. Auch dafür hat Tyrone gesorgt. Auf diese Weise spielt er unsere Leute gegen die Spanier aus, und umgekehrt. Zum Dank erhält er dafür eine mächtige Flotte.«
    »Das ist niederträchtig«, brummte Buenaventure.
    »Das ist clever«, sagte Walker anerkennend.
    »In der Tat«, pflichtete ihm der Geisterhändler bei.
    »Tyrone und der Mahlstrom werden Aelenium in die Zange nehmen. Die Flotte über Wasser, die Klabauter darunter. Und wer weiß, welche Überraschungen er noch für uns vorbereitet hat.«
    Jolly schwieg. Während die anderen noch Tyrones Pläne besprachen, sah sie in die Zukunft. Urvater und die anderen hatten von Anfang an Recht gehabt. Es gab nur einen Weg, den Untergang jetzt noch aufzuhalten: Sie und Munk mussten hinunter zum Schorfenschrund und sich dem Mahlstrom stellen.
    Sie trat näher an die Felskante und blickte an den anderen vorbei nach Westen. Wenige dutzend Schritt entfernt erhob sich die Außenmauer der Festung. Noch weiter westlich führte ein geschlängelter Weg durch die Felsen hinab zu der Hütten- und Zeltstadt am Ufer des Sees. Erst jetzt entdeckte sie, dass ein breiter, tiefer Wasserstrang die Siedlung in zwei Teile schnitt - die Ausfahrt des Sees zum Orinoco-Delta und zum offenen Meer.
    »Gehen wir weiter?«, fragte Walker. »Oder kehren wir um und warnen Aelenium?«
    »Weiter«, sagte der Geisterhändler. »Vielleicht können wir dort unten noch mehr in Erfahrung bringen.«
    »In diesem Rattennest?« Soledad runzelte die Stirn.
    »Ist das wirklich eine gute Idee?«
    »Hast du eine bessere, Prinzessin?«
    Noch ehe Soledad antworten konnte, hallte plötzlich Lärm zu ihnen herauf. Zuerst hörten sie nur vereinzelte Schreie, doch dann ertönte das Geräusch von berstendem Holz.
    »Dort!«, rief Jolly aufgeregt und zeigte in die Tiefe.
    »Da vorne neben der Quadriga!«
    Gleich darauf sahen es alle.
    Eines der Schiffe hatte sich geneigt und sank. Es musste ein gewaltiges Leck haben, denn es ging mit solcher Geschwindigkeit unter, dass das Wasser innerhalb von kürzester Zeit bereits über die Reling schwappte. Auch zwei weitere Schiffe legten sich schräg, gefolgt von einem vierten. Und einem fünften.
    »Was passiert da unten?«, fragte Walker.
    »Sabotage«, knurrte Buenaventure zufrieden. »Jemand sorgt dafür, dass ihnen die Kähne absaufen.«
    »Jemand?«, stieß Jolly atemlos hervor. Dann jubelte sie plötzlich. »Zum Teufel noch mal! Ich weiß, wer das ist!«
    Wie sie an der Festungsmauer vorbeikamen, ohne von den Wächtern entdeckt zu werden? Wie es ihnen gelang, ungesehen den Pfad hinabzusteigen, trotz der Arbeitertrupps und Stammeskrieger, die ihnen begegneten? Wie sie entgegen jeder Vernunft die Ausläufer der Siedlung passierten und sich geradewegs in das Gewirr der Gassen begaben, ohne dass irgendjemand mit dem Finger auf sie zeigte und sie als Spione enttarnte?
    Später wusste Jolly auf keine dieser Fragen eine zufrieden stellende Antwort. Der Weg durch die Felsen zerfloss in ihrer Erinnerung zu einem Wirrwarr aus geducktem Schleichen, verstohlenen Blicken im Dunkeln, weiten Bögen um die Wachplätze, tonlosem Flüstern, verkrampften Fingern um Säbelgriffe und Rinnsalen aus Schweiß, die ihr über die Stirn und in die Augen liefen.
    Aber all das zählte nicht wirklich. Ihre Erleichterung überwog jedes andere Gefühl, sogar ihre Furcht, Tyrones Kannibalen in die Hände zu fallen.
    Der Hexhermetische Holzwurm lebte! Daran hatte jetzt niemand mehr Zweifel. Er war für die Lecks in den Schiffen rund um die Quadriga verantwortlich. Nach dem Untergang der Carfax musste er sich durch den Rumpf von Tyrones Flaggschiff gefressen haben, so knapp über der Oberfläche, dass auf der kurzen Strecke zum Hafen kaum Wasser eingedrungen war. Jolly fand das ganz erstaunlich: So viel Voraussicht hatte sie ihm nicht zugetraut. Ebenso gut hätte er die Quadriga versenken können, dort draußen auf dem Meer. Stattdessen aber hatte er sich im Schiffsbauch in Tyrones Hafen tragen lassen, um dort noch größere Zerstörung anzurichten.
    Sie malte sich aus, wie er sich durch das Wasser von Schiff zu Schiff schlängelte. Mit seinen Stummelbeinen war er kein guter Schwimmer - tatsächlich hatte Jolly ihn bei ihrer ersten Begegnung vor dem Ertrinken gerettet -, und doch schien es ihm irgendwie zu gelingen, von einem Rumpf zum anderen zu gelangen.
    Guter, lieber, weiser

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