Die Welt der Drachen
habe ich Sie hierher gerufen.«
»Einen Augenblick«, unterbrach ihn Corman von Keroon.
»Ich verlange eine Abschrift dieser Karten. Und ich möchte wissen, was diese Streifen und Wellenlinien eigentlich bedeuten. Ich ...«
»Selbstverständlich erhalten Sie den Zeitplan.
Harfner Robinton« - er nickte dem Gildemeister freundlich zu - »wird die Schreiber überwachen und dafür sorgen, dass alle Burgherren die Symbole verstehen.«
Robinton, ein großer, hagerer Mann mit zerfurchtem Gesicht, verbeugte sich tief. Ein Lächeln glitt über seine Lippen, als er die verzagten Blicke der Barone auf sich gerichtet sah. Man spottete seit langem über sein Amt, und er hatte im Laufe der Planetendrehungen viele Demütigungen hinnehmen müssen.
Nun war sein Ansehen mit einem Male wieder gestiegen.
Robinton besaß einen regen Geist und ein scharfes Auge für das Lächerliche. Das plötzliche Umschwenken der Barone musste seinen Gerechtigkeitssinn befriedigen.
Aber er kostete seinen Triumph nicht aus, sondern sagte lediglich: »So soll es geschehen.«
Meron wollte wieder das Wort ergreifen, aber Larad kam ihm zuvor.
»Wir erhalten also den Zeitplan«, sagte er, »und die Drachenreiter werden uns beistehen, sobald die Fäden fallen.
Worin bestehen nun die zusätzlichen Schutzmaßnahmen?
Und weshalb sind sie nötig?«
Wieder richteten sich alle Blicke auf F'lar.
»Weil diesmal ein Weyr die Arbeit verrichten muss, in die sich früher sechs teilten.
Gewiss, Ramoth hat uns mit vierzig Jungdrachen versorgt.
Sie wachsen rasch und gedeihen gut. Und solange die Fäden noch in größeren Abständen fallen, reicht der Schutz des Weyrs aus.«
Er machte eine kleine Pause.
»Traditionsgemäß kümmern sich die Barone nur um ihre Burgen, die ausreichend durch Feuergruben und Felsen geschützt sind. Aber es ist Frühling, und ihr habt die Hänge eurer Burganlagen verwildern lassen.
Auf den Feldern geht die junge Saat auf!
Riesige Gebiete müssen überwacht werden. Dazu ist ein einziger Weyr auf die Dauer nicht in der Lage.«
Bei diesem freimütigen Geständnis begannen die Barone erregt zu diskutieren.
»Ramoth wird bald wieder zum Paarungsflug aufsteigen«, fuhr F'lar gelassen fort. »Sie ist eine gute Königin, aber sie kann die Fehler der Vergangenheit nicht aus der Welt schaffen.
Jora war alt und krank und Nemorth widerspenstig . . .«
»Ihr Drachenreiter mit eurem Hochmut werdet ganz Pern zugrunde richten!« schrie Meron.
Robinton hatte sich hoch aufgerichtet.
»Schreibt euch die Schuld selbst zu!« rief er mit dröhnender Stimme über den Lärm hinweg. »Ihr habt den Drachenreitern weniger Achtung gezollt als eurem Wachwher! Aber nun lauert Gefahr auf euren Höhen, und ihr schreit Zeter und Mordio, weil der Weyr vernachlässigt ist! Ihr selbst wolltet ihn abschaffen, immer wieder, und warum? Weil die Drachenreiter euch warnten! Weil sie versuchten, euch auf die Gefahr vorzubereiten! Weil sie dafür sorgten, dass die Drachen nicht ausstarben! Wie viele von euch haben Dankbarkeit gegenüber dem Weyrvolk gezeigt?«
Sein Tonfall wurde schneidend.
»Seit ich Gildemeister bin, haben mir meine Harfner immer wieder berichtet, dass sie Spott und Schläge ertragen mussten, wenn sie die alten Lieder sangen, wie es ihre Pflicht ist. Ihr verdient es nicht anders! Bangt um eure Burgen!
Zittert um eure Ernte, noch bevor die erste Saat aus dem Boden bricht!«
Raid, der drahtige Burgherr von Beriden, hob energisch den Kopf. »Bitra, Lemos und Benden haben immer ihre Pflicht dem Weyr gegenüber erfüllt!«
»Ja, das ist wahr. Von all den Burgen habt nur ihr den Drachenreitern die Treue gehalten.
Aber ihr anderen «- er betonte jedes einzelne Wort - »ihr habt den Weyr verachtet. Ich hörte von eurer Verschwörung gegen die Drachenreiter, als ihr noch in Flüstertönen darüber spracht! Was wäre geschehen, wenn ihr den Weyr besiegt hättet?«
Er stemmte die Hände in die Hüften und sah sich im Kreise um.
F'lar verstand nun, weshalb der Mann Gildemeister der Harfner war.
»Und nun, im Augenblick höchster Gefahr, wagt ihr es auch noch, die Maßnahmen der Drachenreiter anzuzweifeln?«
Verachtung klang in der Stimme des Harfners mit. »Tut, was der Weyrführer euch befiehlt, und erspart ihm euer kleinliches Gezanke!«
Er wandte sich an F'lar und fuhr ruhig fort: »Sie verlangten unsere Mithilfe, Weyrführer. In welcher Hinsicht?«
F'lar räusperte sich hastig.
»Die Burgen sollen Suchtrupps zusammenstellen, die
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