Die Welt der Drachen
Kinder. Jeder, der auf Ruathas Seite gestanden hatte, wurde eingesperrt oder hingerichtet.«
F'lar zuckte mit den Schultern. Es war nur ein Gedanke gewesen. Zweifellos hatte Fax brutal jeglichen Widerstand gebrochen. Das erklärte auch, weshalb Ruatha keine guten Handwerksprodukte mehr lieferte. Früher einmal waren die Tuchweber von Ruatha berühmt gewesen.
»Es tut mir leid, dass ich keine günstigeren Nachrichten habe«, murmelte Lytol.
»Schon gut.«
F'lar hob die Hand, um den Vorhang zu öffnen.
Lytol stand mit ein paar raschen Schritten neben ihm und sagte drängend: »Vergesst meine Warnung nicht! Fax ist ehrgeizig! R'gul, oder wer der nächste Weyrherr sein mag, soll das Hochland überwachen lassen!«
»Weiß Fax, auf wessen Seite du stehst?«
Wieder huschte ein Ausdruck schmerzlicher Sehnsucht über Lytols Züge. Er schluckte. Als er dann endlich sprach, war seine Stimme ausdruckslos.
»Der Herr des Hochlands benötigt keinen Grund, wenn er jemanden beseitigen will. Aber meine Gilde schützt mich. Er ist auf unsere Produkte angewiesen.«
Er lachte spöttisch.
»Keiner webt Kampfszenen besser als ich. Allerdings fehlten seit einiger Zeit die Drachen als Kampfgefährten der Helden.«
Er zog eine Augenbraue hoch.
»Ihr habt vermutlich bemerkt, dass auf den Steinen Gras wächst?«
F'lars Miene verdüsterte sich.
»Wir haben mehr als das bemerkt. Aber an andere Traditionen hält sich Fax ..,«
Lytol winkte ab.
»Nur wenn es sich um militärische Überlegungen handelt.
Seine Nachbarn rüsteten sich mit Waffen aus, nachdem er Ruatha überfiel. Wohlgemerkt, es war ein heimtückischer Angriff.
Und noch eines ...«
Lytol deutete zur Burg hinüber.
»Er spottet offen über die Erzählungen der Harfner. Er glaubt nicht an die Silberfäden, und er hat die Drachenballaden von seinem Hof verbannt. Die neue Generation kennt ihre Pflichten nicht mehr. Sie hat keine Ahnung von der Tradition.«
Lytols Enthüllung überraschte F'lar nicht, aber sie beunruhigte ihn mehr als alles andere. Es gab heutzutage viele Menschen, die das historische Geschehen als Geschwätz der Harfner abtaten. Und doch pulsierte der Rote Stern am Himmel. Die Zeit würde kommen, in der sie ihre Untertanenpflicht genauer nahmen aus nackter Furcht vor dem Tode.
»Hast du in letzter Zeit den Morgenhimmel betrachtet?«
fragte F'nor.
»O ja«, flüsterte Lytol erstickt. »O ja ...«
Stöhnend wandte er sich von den Drachenreitern ab.
»Geht«, sagte er. Und als sie zögerten, wiederholte er noch einmal bittend: Geht! «
F'lar verließ rasch den Raum, gefolgt von F'nor. Der Bronzereiter durchquerte den Saal mit langen Schritten und trat ins grelle Sonnenlicht hinaus. Er blieb so abrupt stehen, dass F'nor gegen ihn stieß.
»Wir werden in den anderen Gildehäusern ebenso lange bleiben«, erklärte er, ohne F'nor anzusehen. Seine Kehle war wie zugeschnürt, und er schluckte mehrmals.
»Ein Leben ohne Drachen ...«, sagte F'nor leise.
Die Begegnung mit Lytol hatte ihn aufgewühlt. Auch F'lar war zuriefst betroffen, selbst wenn er es zu verbergen suchte.
»Sobald die Gegenüberstellung stattgefunden hat, gibt es kein Zurück mehr«, stieß F'lar schließlich hervor. »Du weißt das.«
Er ging auf das Gildehaus der Sattler zu.
Lob gebührt dem Drachenreiter,
zollt es ihm durch Wort und Tat.
Seine starken Hände greifen.
lenkend in das Schicksalsrad.
Drachenreiter, Maß lass walten,
Machtgier bringt den Untergang.
Achte das Gesetz der Alten,
soll der Weyr fortbesteh'n.
F'lar befand sich nun bereits den vierten Tag bei Fax, und nur seiner starken Selbstbeherrschung war es zu verdanken, dass es nicht zu offener Zwietracht kam.
Während Mnementh gemächlich auf den Pass von Ruatha zuglitt, überlegte F'lar, welch ein Glück es war, dass er und nicht R'gul das Hochland gewählt hatte. Bei R'gul, dem die Ehre über alles ging, hätte Fax mit seiner Taktik Erfolg gehabt; ebenso bei S'lan oder D'nol, die noch zu jung waren, um Geduld oder Zurückhaltung zu üben. S'lel hätte sich verwirrt zurückgezogen eine Handlungsweise, die ebenso verhängnisvoll sein konnte wie der Kampf selbst.
Er hätte die Symptome längst miteinander in Verbindung bringen sollen. Man konnte nicht nur die Barone für den Verfall des Weyrs verantwortlich machen. Schwache Königinnen und unfähige Weyrherrinnen trugen ebenso die Schuld daran.
Zudem beharrte R'gul unverständlicherweise darauf, die Barone nicht zu »belästigen«. Er zwang die
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