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Die Welt der grünen Lady

Die Welt der grünen Lady

Titel: Die Welt der grünen Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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immer noch weniger unheimlich als einige andere Erklärungen, die mir eingefallen waren. Impulsiv stieg ich wieder aus dem Bett und warf mir einen Morgenrock über. Meine Müdigkeit von vorher war verschwunden. Ich schlüpfte in lose Fußhüllen und trat hinaus auf den Hof. Wieder erhaschte ich eine flüchtige Bewegung, aber als ich diesmal genauer hinsah, war wirklich etwas da. Ich erkannte eine Gestalt, die an der Innenwand entlang von einem Schatten zum anderen huschte – eine kleine Gestalt.
    Mein erster Impuls war, zu rufen, aber dann fiel mir ein, daß ich die Wachanlage am Außentor eingeschaltet hatte, und ich schwieg. Ich wollte erst so viel wie möglich von dem sehen, was hier vor sich ging, bevor ich meine Anwesenheit verriet. Leise folgte ich der Gestalt auf dem gleichen Weg. Vor der letzten Tür im Innenhof, der Tür zur Bibliothek, blieb die Gestalt stehen. Sie blieb so lange dort, daß ich mich bereits fragte, ob das ihr Ziel gewesen war. Aber dann, als hätte sie sich nur vergewissern wollen, daß sie unbeobachtet war, trat sie in das helle Mondlicht.
    Bartare! Irgendwie war ich nicht im mindesten überrascht. Sie war nicht mehr im Nachthemd, sondern trug ihr grünes Lieblingskleid. Sie hielt etwas mit beiden Händen vor sich hin und betrachtete aufmerksam das Muster des Hofpflasters. Dann, als hätte sie eine ungeheuer bedeutsame Wahl getroffen, setzte sie das, was sie bei sich trug, auf einen der Kristallsteine genau in die Mitte.
    Nun zog sie sich ein wenig zurück, und ihre kleinen Hände bewegten sich in merkwürdigem Rhythmus hin und her und woben ein für mich beunruhigendes Muster. All das mußte eine Bedeutung haben, nur wußte ich nicht, welche. Ich hörte ein Gemurmel, aber Bartare war zu weit von mir entfernt, und ich konnte die Worte nicht ausmachen. Während sie so sprach, begann Bartare zu tanzen, ein Tanz, der ihre Füße von einem Kristallblock zum anderen führte. Sie achtete sorgfältig darauf, daß sie auf keinen anderen Stein trat. Da das Muster weitläufig und jene Kristallquader ziemlich verstreut waren, brachte ihre Runde sie schließlich in meine Nähe. Ich stand im Schatten der Tür zu ihres Vaters Arbeitszimmer. Jetzt konnte ich einzelne Worte verstehen, aber sie ergaben keinen Sinn. Es war eine Art Singsang und klang wie eine rituelle Begrüßung oder ein Gebet.
    Ein Gebet? Das konnte vieles erklären, und obgleich darin für ein phantasievolles Kind Gefahr lag, war es doch normal genug. Ich hätte Hunderte von Fällen zitieren können, wo junge Mädchen sich eingebildete Mächte geschaffen hatten und mit dem Glauben an andere unbekannte Kräfte spielten. Wenn Bartare, ohne es zu wissen, ein Esper war, konnte ihre langsam erwachende Kraft sie sehr wohl in eine solche Richtung führen.
    Dann hielt sie in ihrem Tanz inne und wandte dem Ding, das sie auf den Kristallstein gesetzt hatte, das Gesicht zu. Wieder machte sie Handbewegungen, als ob sie etwas ergreifen und zu sich heranziehen würde. Nachdem sie genügend Unsichtbares eingesammelt hatte, rollte sie es zwischen ihren Handflächen, so, wie man feuchten Ton zu einer Kugel zusammenrollt. Dann warf sie ihr unsichtbar Zusammengerolltes in Richtung der Schlafzimmertür ihrer Mutter.
    Wieder zog sie Luft von dem Ding auf dem Kristallstein zu sich heran, rollte und warf. Diesmal galt der Wurf des Nichts Oomarks Tür. Als sie ein drittes Mal Unsichtbarkeit einzusammeln begann, hatte ich keinen Zweifel, daß nun mein Zimmer an der Reihe war, in dem ich mich nicht befand – und so war es auch.
    Nach dem letzten Wurf fühlte sie sich sichtlich erleichtert. Sie schien sich plötzlich eben so sicher zu fühlen wie ich zuvor, als ich den Hofeingang verschlossen hatte – so, als hätte sie jetzt einige Türen verriegelt und wäre frei zu tun, was sie tun wollte.
    Sie ging zu dem Ding zurück, indem sie wieder nur auf die Kristallsteine trat, nahm es auf und drückte es fest an sich. Dann, weiterhin nur die Kristallsteine benutzend, ging es zum äußeren Hoftor.
    Wie sehr sie auch an ihren Zauber glauben mochte, sie hatte damit nicht den Roboterschutz außer Betrieb gesetzt. Dicht vor ihr blitzte warnend und knisternd ein Kraftfeld auf, und gleichzeitig ertönte der Warnsummer. Bartare blieb mit einem leisen Schrei stehen, den rechten Arm erhoben, als wollte sie etwas auf das schleudern, was sie daran hinderte fortzugehen – aber diesmal hatte sie keinen Erfolg. Das Kraftfeld widerstand, der Alarm summte weiter, und ich hielt die

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