Die Welt der Sookie Stackhouse (German Edition)
wohl war, fragte ich mich. Ich tastete mit meinem besonderen Sinn das Haus nach ihrem Hirnmuster ab, fand aber kein weiteres Signal. Hmmm.
Und eine Dreiviertelstunde später waren wir schon aus dem Haus heraus, nachdem ich all das Richtige zu Bernie gesagt hatte. Sie sollte nicht denken, dass ich nicht anständig erzogen worden war. Bernie lächelte mich an, und sie schien es ganz ernst zu meinen, als sie sagte, dass sie sich über meinen Besuch gefreut habe.
Sam und ich schwiegen eine ganze Weile, als wir Wright verlassen hatten. Ich sah im Handy nach, ob ich Nachrichten bekommen hatte, und natürlich, zwei von Eric. Er schrieb nicht gern SMS, obwohl er es tat, wenn es sein musste. Doch er hatte auf Band gesprochen. Die erste Nachricht: »Ich habe dich in den Abendnachrichten gesehen. Ruf an.« PIEP. Und die zweite: »Jedes Mal, wenn du die Stadt verlässt, gerätst du in Schwierigkeiten. Soll ich kommen?« PIEP.
»Ist Eric am Rotieren?«, fragte Sam.
»Ja. In etwa so wie Jannalynn, vermutlich.« Ich musste etwas sagen. Besser, ich brachte es gleich hinter mich.
»Nicht ganz. Du bist mit Eric schon länger zusammen, und ihr scheint euch ein bisschen besser zu kennen.«
»So gut, wie sich ein Mensch und ein tausend Jahre alter Vampir eben kennen können, schätze ich. Du glaubst, dass ihr euch noch nicht kennt?«
»Jannalynn ist viel jünger als ich«, meinte er. »Und sie hat noch Probleme mit der Selbstbeherrschung. Aber sie ist wirklich tapfer, wirklich treu.«
Okay. Aber irgendwie war das doch unheimlich, oder? Hörte sich an wie das Echo von Jannalynns Gedanken gestern Abend.
»Ja«, sagte ich. »Das ist sie.«
Sam zuckte die Achseln. »Als sie gestern Abend gefahren ist, haben wir uns darauf geeinigt, dass wir erst reden, wenn ich wieder in Bon Temps bin und mich von der Hochzeit erholt habe. Wir haben uns für das nächste Wochenende verabredet.«
Darauf stand mir nur eine begrenzte Auswahl an Antworten zur Verfügung. »Gut«, sagte ich und beließ es dabei.
Auch auf der restlichen Fahrt durch Texas schwiegen wir meistens. Ich dachte an die hasserfüllte Menge am Tag zuvor und an die verzerrten Gesichter. Ich dachte an die schiere Freude, die ich empfunden hatte, als ich erfuhr, wer Jim Collins ermordet hatte. Ich dachte daran, wie viel Spaß die Party gemacht hatte, ehe Jannalynn kam und Luna mir von dem Geruch im Haus nebenan erzählte.
»Ich habe mich gewundert, dass die Polizei gestern Abend nicht herübergekommen ist und Fragen gestellt hat«, sagte ich dann.
»Sister hat heute Morgen angerufen und mir erzählt, dass sie das tun wollten, aber – na ja, es schien so eindeutig zu sein, was passiert war …«
»Das ist doch großartig. Dann bist du frei und über jeden Verdacht erhaben.«
Das war gut. Jetzt redeten wir wieder miteinander wie früher. In meinem Magen löste sich ein Knoten.
»Sister sagte, die Arrowsmiths hätten, noch ehe sie von Jim Collins’ Tod erfuhren, ihren Sohn gedrängt, der Polizei zu erzählen, dass er E-Mails zwischen Sarah Newlin und Jim Collins gesehen hat, in denen sie geplant haben, bei der Hochzeit beide Seiten gegeneinander aufzuhetzen. Sarah hat Jim aufgefordert, für Ärger zu sorgen und gleichgesinnte Nachbarn und Freunde für ähnliche Aktionen zu gewinnen und sie zu ermutigen, die Hochzeit auf jede erdenkliche Weise zu stören. Und Jim hat darauf bestanden, dass sie dann aber auch selbst in die Stadt kommen und sich die Arbeit ansehen muss, die er leistet. Die Polizei geht davon aus, dass die Schießerei begann, als die beiden sich stritten, weil der Plan gescheitert war.«
Das entsprach ziemlich genau der Wahrheit und sollte den Prozess gegen Sarah Newlin besiegeln. »Und warum, glaubst du, haben wir die Schüsse nicht gehört?«, fragte ich Sam.
»Sister sagte, die Fenster waren alle geschlossen. Wohl weil der Lärm all der Leute, die sich im Garten nebenan amüsierten und die er hasste, Jim Collins störte«, sagte Sam. »Und dann noch unser voll aufgedrehter CD-Player … Sarah Newlin hat der Polizei erzählt, dass sie schon fast eine Stunde bei ihm war, ehe er sich so in seinen Wahn hineinsteigerte, dass er vorschlug, sie sollten zusammen rübergehen und uns alle erschießen. Tja, und dann ist ihr Anwalt eingetroffen, und sie ist verstummt.«
»Glaubst du, sie hat irgendeine Chance, davonzukommen?«, fragte ich skeptisch.
»Sie wird nicht für Mord ins Gefängnis gehen. Vielleicht für Totschlag. Sie wird natürlich auf Notwehr plädieren.«
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