Die Welt der Sookie Stackhouse (German Edition)
wollen.) Dem Zustand des Rasens und der sorgfältig bepflanzten Beete sah man an, dass Sams Mutter sich liebevoll um ihren Garten kümmerte.
Von dem überdachten Stellplatz führte ein kleiner Gehweg zur vorderen Veranda, und diese »Veranda« war ebenerdig. Es war ein direkt auf den Grund gebautes Haus.
Nach einem fast unmerklichen Seufzen und einem Augenblick des Sich-Wappnens sprang Sam aus dem Auto. Ich bestand auf keinerlei Förmlichkeit und stieg ebenfalls aus. Nachdem ich so lange in dem Pick-up gesessen hatte, musste ich mir erst mal die Beine vertreten, und es machte mich fast genauso nervös, dass ich gleich Sams Familie kennenlernen sollte, so als wäre ich seine richtige Freundin.
Eine Fliegengittertür schlug, und Sams Mutter eilte den Gehweg entlang, um ihren Sohn in die Arme zu schließen. Sie war ungefähr so groß wie ich, 1,65 Meter, und sehr schlank. Früher hatte sie wohl mal seine Haarfarbe gehabt, doch das Rotgoldene war inzwischen ausgeblichen. Und offensichtlich verbrachte sie eine Menge Zeit draußen in der Sonne – eine Gemeinsamkeit hatten wir also immerhin schon mal. Dann lag sie in Sams Armen und lachte.
»Wie schön, dich zu sehen!«, rief sie. Und nachdem sie Sam noch ein letztes Mal fest gedrückt hatte, drehte sie sich zu mir um. »Sie müssen Sookie sein. Sam hat mir schon so viel von Ihnen erzählt!« Die Worte klangen herzlich und einladend, doch ich wusste, wie sie wirklich empfand … sie war auf der Hut.
Ihr die Hand zu schütteln schien mir etwas zu kühl, und so umarmte ich sie andeutungsweise. »Wie schön, Sie einmal kennenzulernen, Mrs Merlotte. Ich freue mich, dass es Ihnen so gut geht.«
»Ach, wollen wir uns nicht duzen? Sag einfach Bernie zu mir. Das tun alle.« Sie zögerte. »Und vielen Dank dafür, dass du dich um die Bar gekümmert hast, als Sam hier war, nachdem ich angeschossen worden war.« Es kostete sie große Anstrengung, so beiläufig zu erwähnen, was passiert war.
»Willst du sie denn gar nicht hereinbitten, Mama?«, rief eine junge Frau, die in der Tür stand.
»Immer sachte mit den jungen Pferden«, sagte Bernie. »Wir kommen schon!«
Einen Augenblick lang herrschte Durcheinander, während wir unsere Kleidersäcke und Reisetaschen aus dem Auto holten. Doch schließlich gingen wir ins Haus. Der Nachbar rechts von Bernie Merlotte, ein Mann Mitte sechzig, kam in seinen Garten hinaus – angeblich, um im Briefkasten nach der Post zu sehen –, während all dies geschah. Ich fing zufällig seinen Blick auf und nickte ihm freundlich zu. Zu meinem Erstaunen sah er direkt durch mich hindurch, obwohl ich in seinen Gedanken las, dass er mich ganz genau sehen konnte.
Das war mir noch nie in meinem Leben passiert. Hätte ich gerade einen Liebesroman aus dem 19. Jahrhundert gelesen, hätte ich es wohl so formuliert: »Er hat mich geschnitten.« Es war keinem der anderen aufgefallen und er war ja nicht mein Nachbar, also sagte ich nichts.
Dann waren wir drinnen, und ich musste mein Erstaunen in ein Hinterstübchen meiner Gedanken verbannen, denn in dem kleinen Haus warteten noch viel mehr Leute auf uns. Es war geradezu überfüllt. Zuerst einmal war da Sams Schwester Mindy, eine junge Mutter von zwei Kindern. Ihr Ehemann Doke Ballinger war so dünn und kurz angebunden wie Mindy mollig und gesprächig. Ihre Kinder, der fünfjährige Mason und die dreijährige Bonnie, beäugten mich vom Rockzipfel ihrer Mutter aus. Und zu guter Letzt lernte ich auch noch den Bräutigam kennen, Craig, der wie ein sorgloserer Klon von Sam aussah. Die Brüder hatten dieselbe Haarfarbe, Größe und Gestalt. Seine Verlobte Deidra Lisle war so hübsch, dass es fast wehtat, sie auch nur anzusehen. Sie war leicht gebräunt, hatte große haselnussbraune Augen und ihr rötlich braunes Haar fiel ihr bis in die Taille hinab. Sie brachte es kaum auf 1,60 Meter Körpergröße, war aber kurvenreich gebaut und rundum weiblich.
Schüchtern schüttelte sie mir die Hand, und ihr Lächelnzeigte, dass ihre Zähne so makellos waren wie ihr Teint. Wow.
Sie war schwanger. Und sie hoffte, dass man es ihr noch nicht ansah und es keinem auffallen würde. Jetzt, da ich es wusste, spürte ich irgendwie auch das andere Lebewesen, das in ihr schwappte, aber es war eine seltsame telepathische Erfahrung – so ganz ohne Sprache und ohne Gedanken.
Okay, noch etwas, das mich nichts anging. Alles Gute! Ich war ja schließlich – außer ihr selbst natürlich – die Einzige, die das Geschöpf in ihrem Leib
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