Die Welt in mir (German Edition)
ich nicht da!“,
funkelte ich beide an.
Keiner machte Anstalten, etwas
zu sagen. Was vermutlich auch besser so war.
„Tut mir leid, dass ich euch
Probleme machte. Aber wenn ihr keinen Bock mehr darauf habt, mich zu beschützen,
dann geht von mir aus!“, fügte ich hinzu. Obwohl meine Stimme kräftig und
wütend klang, hatte ich Sorge, dass sie beide aus der Tür verschwinden würden
und fort waren. Den letzten Satz hätte ich besser nicht ausgesprochen. Doch nun
war es zu spät und, um zu zeigen, dass ich es ernst meinte, obwohl ich nicht
alles so meinte, blieb ich aufrecht und entschlossen stehen und schaute sie an.
Alex blickte mich beinahe
bewundernd und stolz an. Als wäre mein Ausbruch auf seinen Mist gewachsen. Oder
es lag daran, dass ich meine taffe Seite zeigte, die er immer löblich
betrachtete.
Josh hingegen sah kritisch aus.
So, als würde er sich über meinen Ausbruch wundern und zeitgleich, als würde
dieser ihn verletzen.
Als ich in seine Augen sah, hätte
ich am liebsten gesagt, dass ich es nicht so gemeint hatte und natürlich wollte,
dass er für immer bei mir blieb. Doch auf der anderen Seite wollte ich meinen
Standpunkt nicht aufgeben. Sie sollten nicht so leicht über mein Leben
bestimmen. Daher blieb ich weiterhin stehen, entspannte aber meine Hände, die
nun nicht mehr zu Fäusten geballt waren.
Überraschend registriere ich,
wie Josh zu Alex guckte und seinen Blick von mir löste. „Siehst du! Genau das
meine ich“, sagte er zu Alex, und nun war ich es, die fragend dreinblickte.
„Du hast so einen Knall,
Alter“, erwiderte Alex genervt durch zusammengebissene Zähne.
Ich verstand gar nichts mehr.
Was lief denn hier, und wieso hatte keiner von beiden auf meine Worte reagiert?
Am liebsten hätte ich mich auf den Stuhl sinken lassen, um mir die letzten
Sekunden noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen, um zu verstehen, was hier
los war. Aber das ging nicht, weil der Stuhl immer noch auf dem Boden lag. Die
Schwäche ihn aufzuheben und mich still zu setzen, wollte ich nicht zeigen.
Dennoch kapierte ich nicht, was hier los war. Über was redeten die beiden nur?
Aber bevor ich die Gelegenheit bekam,
zu fragen, stand Alex auf. Er schob seinen Stuhl ebenfalls so kräftig von sich,
dass er umfiel und wie meiner mit einem Knall auf dem Boden aufschlug.
Josh hob darauf nur die Hände,
als wolle er damit sagen: Das meinte ich .
Alex stürmte aus dem Zimmer in
Richtung Haustür.
Josh stand auf, ohne den Stuhl
umzuwerfen, und folgte ihm entschlossen.
Ich stand wie vom Blitz
getroffen da und verstand nicht, was gerade passiert war. War ich im falschen
Film?
Als meine Verwunderung etwas
nachgelassen hatte, überfiel mich Panik. War dies der Moment, in dem sie mich
verließen? Nahmen sie meine Worte so ernst, dass sie sofort gingen? Nein, das durfte
nicht geschehen! Nicht schon wieder! Ich konnte Josh nicht noch einmal
verlieren. Ich würde es nicht überleben!
Der Schmerz, der an den
vergangenen Tagen, in denen ich häufig so glücklich mit Josh gewesen war, fast
vollkommen verschwunden war, kehrte mit aller Wucht zurück. Er war so stark,
dass ich mit Mühe einen Schrei unterdrücken konnte. Meine Beine zitterten. Erneut
wünschte ich, der Stuhl würde hinter mir stehen und ich könnte mich setzen. Es war
ein seltsames Gefühl. Zum einen war der Schmerz so schlimm, dass ich kaum atmen
konnte, zum anderen war alles andere um mich herum gedämpft. Mein Kopf war wie
in Watte gepackt und ich nahm die Umwelt kaum wahr. Stattdessen hörte ich meine
heftigen Atemzüge und mein Herz klopfen, als würde es verzweifelt versuchen,
weiterzuschlagen. Dem Schmerz zum Trotz versuchte es, einen Rhythmus zu halten.
Eine leise Stimme in meinem
Kopf fragte sich, warum sich mein Herz so viel Mühe gab. Wenn Josh weg war,
dann konnte es auch aufhören, zu schlagen. Ein Leben ohne ihn war Verschwendung
und unvorstellbar. Diesen Schmerz jahrelang ohne Aussicht auf Heilung zu
ertragen, war mehr, als ich verkraften konnte.
Noch immer stand ich an der
Stelle, wo ich eben noch entschlossen meine Position verteidigt hatte. Nun
wünschte ich, es wäre nie passiert. Dann säße Josh immer noch an diesem Tisch
und auch Alex wäre hier. Jetzt war ich alleine.
Vollkommen in meinem Elend
versunken, drangen erst jetzt die Stimmen zu mir durch.
Alex und Josh waren noch hier.
Nicht mehr in diesem Raum, aber sie hatten die Wohnung nicht verlassen. Ich versuchte,
mich auf ihre Stimmen zu konzentrieren, was nicht einfach
Weitere Kostenlose Bücher