Die Welt in mir (German Edition)
Einstellung zu mir. Wenn seine
Niedergeschlagenheit darauf beruhte, konnte ich sie ihm nehmen. In mir wallte
erneut Hoffnung auf ein Happy End mit Josh auf. Das Missverständnis mit Alex
musste ich nur aus dem Weg räumen.
Da fiel es mir wie Schuppen von
den Augen. Er glaubte, nicht nur Alex beeinflusse mich, sondern auch er. Dabei
stimmte dies absolut nicht. Im Gegenteil! Seine Gefühle hatte ich mit Absicht
gemieden. In der vergangenen Zeit seit seiner Rückkehr hatte ich nur den Rand
abgetastet und sie niemals zugelassen. Mir wurde schlecht bei dem Gedanken,
dass er bei jedem Gespräch dachte, er würde mich manipulieren. Jedes Lächeln,
das er mir geschenkt hatte und das ich meinerseits erwidert hatte, war für ihn
nicht echt. Meine Empfindungen hatte er nicht als solche gesehen. Hatte er
deshalb seine Hand weggezogen und sich immer wieder hinter seiner Mauer und
seiner Abweisung versteckt? Dachte er, ich würde auf seine Zuneigung nur
eingehen, weil er sie für mich hegte und ich es spiegelte? Nein, das durfte
nicht wahr sein!
Aber wenn es wahr war,
bedeutete es auch, dass Josh mehr für mich empfand. Dass er Gefühle für mich
hegte, die er nicht zeigen wollte, weil er glaubte, meine Erwiderung basiere
nur auf der Spiegelung seines Innenlebens.
Mir wurde heiß und mein Herz
raste. Er mochte mich also. Wenn es stimmte, was ich glaubte, gab es nicht nur
Hoffnung auf eine Liebe mit Josh, sondern tatsächlich eine greifbare und reale
Chance. Ich musste es ihm sagen. Ich musste ihm beichten, wie sehr ich ihn
liebte und dass diese Gefühle nur meine eigenen waren und keine Spiegelung.
Beflügelt von dieser Erkenntnis, wollte ich am liebsten zu ihm laufen und ihm
all dies gestehen. Doch ich beherrschte mich. Dies war etwas, was ich mit Josh
alleine klären musste. Ohne Anwesenheit von Alex.
Dies war vermutlich der
glücklichste Tag meines Lebens!
Nach der ersten Euphorie
schaltete sich auch wieder mein Verstand ein. Vielleicht sollte ich langsam
vorgehen und nicht mit der Tür ins Haus fallen. Statt ihm sofort zu erklären,
dass ich ihn auch liebte, sollte ich ihm besser erst mitteilen, dass er meine
Gefühle nicht steuerte. Dass ich sie abgrenzen konnte und sie auch schon eine
ganze Zeit lang nicht zugelassen hatte. Wenn er mir erst einmal glaubte und
sicher war, dass ich die Wahrheit sprach, könnten wir ganz von vorne anfangen.
Uns verlieben wie ein normales Paar. Dann würde er wissen, dass mein Lächeln,
meine Verlegenheit und meine Liebe echt waren und keine Spiegelung. Würde ich
sofort verkünden, was ich empfand, könnte es schwierig werden, ihn davon zu
überzeugen, nicht unter seinem Einfluss zu stehen. Ich musste ihm klarmachen,
wie ich fühlte. Und zwar nur ich. Dazu gehörte wohl auch, ihm das Verhältnis zu
Alex zu erläutern.
Ich fragte mich, ob all dies −
und damit womöglich ich − schuld an dem schlechten Verhältnis der beiden
war. Im schlimmsten Fall glaubte Josh, dass Alex mich durch den Einfluss auf
seine Seite zog und wir uns deshalb im Scherz aufzogen sowie ärgerten. Aber
auch dies entsprach einfach nicht der Wahrheit.
Mein Plan stand. Sobald ich die
Gelegenheit bekam, würde ich behutsam an Josh herantreten und das
Missverständnis aus dem Weg räumen. Außerdem beschloss ich schweren Herzens,
nicht auf Joshs Gefühle einzugehen und dort nach der Antwort zu suchen. Klar
konnte ich fühlen, ob er mich liebte, und es würde mir Sicherheit geben. Aber
ich würde auch seine Unsicherheit und Skepsis mir gegenüber spüren, was die
Sache letztendlich für mich erschwerte. Ich hätte diese negativen Empfindung
erst einmal wieder verarbeiten und mich von ihnen lösen müssen, bevor ich
meinen Plan umsetzen könnte. Deshalb würde ich den Drang, nachzufühlen, was in
ihm vorging, unterdrücken. Es wäre einfach nicht fair. Solange er glaubte,
meine Liebe nicht zu besitzen, würde ich meinen Vorteil, seine Gefühle in mir
zu tragen, nicht ausnutzen. Ich wollte, dass Josh und ich eine Chance als
ebenbürtige Partner erhielten.
Das
Glück in mir
Völlig
in meine Gedanken versunken, hatte ich vollkommen vergessen, dass Alex und Josh
immer noch im Flur standen und sich stritten. Erst der Knall, mit dem die
Haustür in die Angeln fiel, riss mich heraus. Sofort schreckte ich zusammen und
hechtete zum Tisch, wo immer noch die Stühle auf dem Boden lagen. Ich hob
meinen umgefallenen Stuhl auf und stellte ihn ordnungsgemäß zurück.
Als ich
mich gerade nach dem zweiten bückte, um ihn
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