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Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition)

Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition)

Titel: Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Doyle
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»Emergency Room«, »Grey’s Anatomy«, »Private Practice« und natürlich »Der Bergdoktor.«
    »Also, ich tippe auf HWS «, schleuderte ich ihm entgegen, »oder vielleicht BWS ?« Und endlich hatte ich ihn aus der Reserve gelockt: »Herr Dolly, das Problem könnte auch in der LWS , in der Lendenwirbelsäule liegen. Definitiv aber haben Sie eine Fehlhaltung, und die wird natürlich durch stundenlanges Herumsitzen nicht besser. Das Sitzen, Herr Dolly, ist sozusagen eine Kollektivstrafe der zivilisierten Menschheit. Der Mensch ist nicht fürs Sitzen gemacht! Eigentlich ist er seiner Entwicklungsgeschichte nach sogar eher ein Vierbeiner.«
    Ach, was.
    Dann gab er mir die üblichen Überweisungen für Krankengymnastik, Massage und Physiotherapie.
    »Und, Herr Dolly, ganz wichtig: Nicht so viel sitzen! Nicht so viel sitzen! Sitzen ist Gift für den Rücken.«

    Auf dem Weg nach Hause erwischte ich den letzten freien Platz in der Straßenbahn: »Okay, John, morgen fängst du mit dem Nichtsitzen an. Heute sitzt du noch mal und – leidest.«
    Aber es stimmt schon: Laut Statistik verbringt der Durchschnittsdeutsche 11 bis 14 Stunden am Tag im Sitzen. Die anderen acht Stunden schläft er, und in den restlichen zwei sucht er nach einem Sitzplatz. Das muss man sich mal vorstellen: 14 STUNDEN SITZEN ! Wir sitzen im Bus, in der Bahn, im Auto, im Gefängnis (in den USA jedenfalls). Wir sitzen im Stau, im Café, im Wartezimmer und – im Vergleich zu früher – viel zu viel auf dem Klo. Seit dem Verbot des »Im-Stehen-Pinkelns« sogar noch mehr.
    Das mit dem Klo stimmt übrigens tatsächlich. Es gibt eine Studie (Wahnsinn, wofür es nicht alles Studien gibt), die besagt, dass ein heute achtzigjähriger Mann am Ende seines Lebens circa 300 Tage auf der Kloschüssel verbracht hat. Nicht am Stück, aber zusammengezählt 300 Tage. Aber hallo!
    Und das gilt wie gesagt nur für die heute Achtzigjährigen. Wer heute 20 ist, wird in 60 Jahren bis zu 1200 Tage auf dem Klo gesessen haben. Nicht, weil das finale Prozedere des Verdauungsprozesses heute länger dauert als früher, nein. Es liegt daran, dass der moderne Mensch mit Smartphone oder Tablet-Computer auf die Toilette geht. Das verlängert die Sitzzeit um das Vierfache. Bekloppt!

    Ich bin übrigens auch so ein Smartphone-User wie viele meiner Bekannten. Wir haben alle Rückenprobleme, nicht nur, weil wir zu viel Zeit vor dem Rechner verbringen, sondern weil wir auch noch auf der Toilette aufs Smartphone oder aufs Tablet starren: den Oberkörper vorgebeugt, die Ellenbogen auf den Oberschenkeln und das Smartphone auf Kniehöhe, damit der Rücken auch wirklich schön gekrümmt ist.
    Tatsächlich gehe ich ohne technische Hilfsmittel nicht mehr aufs Klo. Früher war es die Tageszeitung, die dann auch irgendwann ausgelesen war, aber heute? Das World Wide Web kennt kein Ende: E-Mails checken und beantworten. SMS oder WhatsApp lesen, schreiben und dann weiter zu Facebook und/oder Twitter. Statusmeldung: »Bin gerade auf Klo. ☺.« Und Facebook fragt: »Dürfen wir Ihren aktuellen Standort anzeigen?«
    »Klar, warum nicht? Hab ja nichts zu verbergen, sitze ja nur auf’m Klo.« Dann meldet sich ein Facebook-Freund.
    »Was machst du gerade?«
    »Bin auf Facebook.«
    »Bist du wirklich auf’m Klo?«
    »Klar.«
    »Ich auch.«
    » LOL .«
    Dann checke ich die Wettervorhersage im WEB und stelle fest: »O nein, es regnet!«
    Ich könnte natürlich aus dem Fenster gucken, aber hey: Warum hab ich denn die passende App? Danach suche ich mal kurz nach billigen Flügen in die USA , sehe, dass Reiner Calmund noch immer nicht abgenommen hat, checke die Staumeldungen und bin froh, dass ich auf’m Klo sitze und nicht im Stau.
    Ach ja, noch einen schnellen Blick auf SPON , Spiegel online: Es geht um Griechenlands wirtschaftlichen Niedergang …
    Schnell zurück auf die Airlineseite: Flüge nach Griechenland müssten ja nun billiger sein … Und während ich das alles tue, merke ich, dass meine Beine langsam taub werden … Das muss die Bandscheibe sein! Jetzt schmerzt auch noch die Schulter, und im Nacken meldet sich »Brenda Lee«. Plötzlich höre ich heftiges Klopfen.
    »Mach schnell! Ich muss auch mal.«
    »Moment noch, muss nur noch ein paar Überweisungen machen!«
    Früher bin ich nie aufs Klo gegangen, um Überweisungen zu machen. Früher bin ich zur Bank gegangen. Also analog, so mit dem ganzen Körper. Das hat meiner Bandscheibe offenbar nichts ausgemacht. Auf jeden Fall hatte ich damals

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