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Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition)

Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition)

Titel: Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Doyle
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noch keinen Kontakt, sprich Ärger mit ihr. Heute heißt es nicht mehr: »Ist das Bad frei?« Nein, bevor ich aufs Klo gehe, frage ich: »Ist das W- LAN an?«
    Das Bathroom-Home-Banking hat meine tägliche Sitzzeit enorm verlängert, und daher weiß ich nun, was eine Bandscheibe ist und dass sie höllisch weh tun kann.
    Aber das wird sich ab heute ändern. Ich werde in Zukunft nicht mehr so viel Zeit auf der Toilette verbringen. Ich lasse mich doch nicht zum Sklaven des WWW machen! Kein Surfen mehr auf der Kloschüssel! Wenn ich wissen will, wie das Wetter ist, gucke ich wieder aus dem Fenster.
    Ich, John Doyle, bin mein eigener Herr!

Steif sein ist nicht immer gut
    Ich bin wie Ritter Rost. Kennen Sie Ritter Rost? Es ist eine Figur aus einem Kinderbuch, das mein Sohn gelesen hat. Zu einer Zeit, als Taschengeld für ihn noch kein Kinderrecht war, das man durch dauerndes Genörgel einklagen kann.
    Also, Ritter Rost ist ein lustiger Metallknabe, der quietschend und knirschend allerhand Abenteuer erlebt, Drachen besiegt und Prinzessinnen befreit. Ich besiege zwar keine Drachen und befreie auch keine Prinzessinnen, aber immerhin knirsche und quietsche ich wie er.
    Genauer gesagt knirschen und quietschen meine Gelenke. Zum Beispiel die Knie. Als würden die Knochenenden von Ober- und Unterschenkel Rost ansetzen, sobald ich mal länger als eine Minute in einer Position verharre. Und dann lässt der Rost zusammenwachsen, was nicht zusammengehört. Wenn ich aufstehen will, steht mein Knie nicht mit auf. Es knirscht, tut weh und sagt: »Sitzen bleiben, John! Du schaffst es doch nicht!«
    Ich stehe dann trotzdem auf, weil ich von meinem Knie keine Befehle annehme – es reicht ja, wenn ich meiner Frau und meinem Sohn gehorchen muss.
    Während des Aufstehens knackt es, und ich brauche zwei schmerzhafte Minuten, um den Rost zu lockern und das Bein samt Knie und Schenkel in Funktion zu versetzen. Also ungefähr um das zu tun, was man »Laufen« nennt.
    Das mit der rostbedingten Steifheit passiert mir aber nicht nur mit dem Knie. Das geht mir mit jedem Gelenk so. Besonders gerne roste ich morgens ein. Kein Wunder, in den Stunden besinnungs- und bewegungslosen Schlafs haben die Knochen genug Zeit, Rost anzusetzen, und der Rost hat genug Zeit, sich mit anderen rostigen Stellen zu verbinden.
    Ich wache also morgens auf, und mein Nacken ist steif und tut weh. Meine Schultern auch. Und weil wir gerade dabei sind, ist eigentlich mein ganzer Rücken steif und unbeweglich, und der Nacken grüßt mit Brenda-Lee-Schmerzen. Ich will mich trotzdem aufrichten, geht aber nicht: Ich bin bereits komplett eingerostet. Meine Frau bemerkt meine Bemühungen. Immerhin. Sie hätte auch auf »tot« tippen können.
    »Was ist los, John, hast du nicht gut geschlafen?«
    Zu den üblichen Schmerzen kommen nun auch noch Kopfschmerzen.
    »Nein«, sage ich, »ich weiß nicht … irgendwie … bin ich so … steif.«
    Sie lächelt ihr grausames Ehefrauenlächeln: »Na, das ist doch mal eine gute Nachricht«, und steht auf. Ich bleibe noch ein wenig liegen. Ich hasse es, wenn meine Frau Witze reißt, schließlich bin ich der Komiker in der Familie. Ich stell mich ja auch nicht hin und versuche, unseren Sohn zu erziehen …

    Irgendwann schaffte ich es dann doch. Ich trennte die eingerosteten Knochenenden voneinander, stand auf und ließ mich von meinen nun wieder halbwegs funktionsfähigen Gelenken zum Arzt geleiten. Da die Schmerzen nicht das Ausmaß meiner sonstigen Leiden annahmen, also nicht vergleichbar waren mit dem, was zum Beispiel die Bandscheibe meistens anstellte, ging ich nicht zu einem meiner Orthopäden, sondern zu einem meiner circa 15 Hausärzte
.
    Dr. Hagen Glas heißt der Mann. Ein netter, lustiger Allgemeinmediziner, dessen Job es ist, den Patienten zuzuhören, um sie dann zu einem Facharzt zu schicken. Aber diesmal nicht. Denn gegen Steifheit, so meine naive Vorstellung, half bestimmt eine Art Schmiermittel oder so. Wie bei einem Fahrrad. Wenn’s quietscht, ein Tröpfchen Öl hier, ein Tröpfchen Öl dort, und das Ding läuft wieder rund.

    »Mein lieber Herr Doyle, was haben Sie auf dem Herzen?«
    »Auf dem Herzen?« Einen kurzen Moment lang meldete sich mein innerer Hypochonder, und ich überlegte mir, ob man mir die Herzkrankheit schon ansah (die ich definitiv nicht hatte). Dann schaltete ich den inneren Hypochonder wieder ab.
    »Auf dem Herzen hab ich nix. Es sind eher meine Gelenke. Ich bin völlig steif.« Der Doktor grinste das fiese

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