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Die Welt ist nicht immer Freitag

Titel: Die Welt ist nicht immer Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Evers
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aufwache, sitze ich in der U-Bahn. Noch ein abgefahrener Medizinerscherz? Entweder haben mich die Ärzte einfach unter Vollnarkose in die U-Bahn gesetzt, oder irgendwas ist wirklich schiefgelaufen. Der Bahnhofssprecher brüllt:
    - Richtung Himmelstor, zurückbleiben!
    Dann betritt ein Kontrolleur mit langem weißem Bart den Waggon. Die Türen schließen sich, der Zug fährt ab.
    - Die Fahrkarten mal bitte!
    Ich habe nur einen Zettel, auf dem Appendix steht.
    - Wat issn ditte. Appendix is hier nich jültig. Damit könnse nich mit in'n Himmel fahrn. Wejen Appendix stirbt heute keiner mehr. Müssense wieda aussteigen. Appendix. Höhö, war ja noch schöner, höhö!
    Ich lasse mir seinen Ausweis zeigen. Er holt einen Zettel mit seinem Foto raus. Daneben steht: Ick bin Petrus, wa. Ich bin verwirrt.
    - Da sind Se falsch umjestiegen. Mit Appendix können Se nich in'n Himmel.
    Ich frage ihn, warum Petrus berlinert. Petrus sagt, er spricht jeden Menschen in dessen Muttersprache an. Ich sage, ich bin eigentlich aus Norddeutschland.
    - Ach so, scha nu, das wußt ich nich, nee, tut mir bannig leid, aber trotzdem, da müssen Se hier wieder aussteigen. Kann man goooor nix machen.
    Dann wirft er mich raus.
    Ich wache erneut auf. Diesmal im Aufwachraum neben dem OP. Der Anästhesist ist wieder da.
    - Na Herr Evers, auch schon wach? Wie geht's uns denn?
    -Ohgaggfkzhsy…
    - Wird schon wieder. Die Operation ist gut verlaufen. In drei Wochen ist ihr Knie wieder wie neu!
    - LKUJHLUHlkjlb, ich war der Appendix.
    - Ich weiß, kleiner Scherz, hoho.
    In diesem Moment wußte ich, ich war wieder unter den Lebenden. Bei den lustigen Medizinern vom Urbankrankenhaus.
Suppt's noch?
    6.30 Uhr. Der erste Morgen nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus. Mein jetzt neuer Narbenwetterdienst versorgt mich mit den wichtigsten Neuigkeiten: Außentemperatur 4,7° Celsius, Windstärke 0,5, Regenwahrscheinlichkeit 15%. So eine Narbe spart einem jeden Morgen rund 30 Sekunden, weil man nicht mehr lange aus dem Fenster gucken muß, wie das Wetter ist. So hab ich wieder mehr Zeit für mich gewonnen.
    6.30 Uhr, immer noch der Rhythmus aus dem Krankenhaus. Ich muß schnell aus dem Bett, denn durch meine Verletzung bin ich im Moment noch sehr, sehr langsam. Für den Weg vom Bett bis zur Küche brauch ich rund 20 Minuten. Da muß ich mich schnell auf den Weg machen, damit ich Punkt 7.00 Uhr frühstücken kann. Nur so ist gewährleistet, daß ich auch punkt 8.15 Uhr meinen ersten Stuhlgang habe. Dies muß ich so genau wissen, da ich auch für den Weg von der Küche zur Toilette rund 20 Minuten brauche. Is schon schlimm, da ist man kaum aus dem Krankenhaus raus, und schon weiß man vor Terminen nicht mehr ein noch aus.
    Gegen 10 Uhr habe ich endlich alle meine morgendlichen Erledigungen getätigt und kann wieder zurückdenken an die letzten Stunden vor der Operation. Diese Momente, als ich auf dem Stationsbett lag, wartete, daß man mich zum OP brachte, und ich mit den dunklen Stimmen des Jenseits meine Zwiegespräche führte:
    - Hallo! Hallo Horst! Wir sind die dunklen Stimmen des Jenseits! Wir sind gekommen, um dich zu holen! Hallo!!!
    - Oh nee. Komm laßt mich in Ruhe. Ich hab im Moment echt genug Scheiße anne Backe. Mir tut der Bauch weh, ich soll gleich operiert werden, ich kann hier jetzt nich weg.
    - Horst, du brauchst dich um nichts mehr zu kümmern. Siehst du das gleißende Licht, wo dieses Licht ist, da gibt es keine Schmerzen mehr.
    - Oh Scheiße ist das hell. Das blendet ja wie Sau. Mann, mach bloß das Licht aus. Ich wollt eigentlich vor der Operation noch'n bißchen nickern.
    - Horst. Bei uns kannst du ewig schlafen. Komm, geh einfach in das Licht. Steh auf und geh in das Licht, dann wird alles gut.
    - Aufstehn? Bist du bekloppt? Weißt du, wie weh mir das tut? Nix. Ich bin doch froh, das ich mal liegenbleiben kann. Ich steh doch nich freiwillig auf, wenn ich nich muß! Mal is mal Schluß mitte ewige Plackerei hier.
    - Komm. Bitte. Bis zum Licht is doch nich weit. Das Stückchen kannste doch nochmal laufen.
    - Nix is. Ich bleib hier schön im Bette liegen. Ich bin krank, ich muß hier nich laufen. Wenn's dir so wichtig is, frag doch'n Pfleger, ob er mich fährt. Aber ich lauf keinen Schritt mehr, kein Stück beweg ich mich.
    - Bitte!!!
    - Nix is!!!
    - Um Gottes willen, kann das sein, daß dieser Idiot sogar zum Sterben zu faul ist?
    - Tja, sieht wohl so aus, kann man nix machen, wa.
    So kam es, daß wohl letzthin meine Trägheit mir das Leben

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