Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
dafür waren, dass er verliebt in sie war. »Du bist ja auch Gamer!«
»Nicht wirklich, Tom.« In ihrer Stimme schwang eine spöttische Note mit. »Glückwunsch. Du hast bestanden.«
»Bestanden? Was denn?«
Doch sie verschwand, und die Simulation wurde schwarz. Verwirrt starrte Tom in die Dunkelheit. Dann drang ein langsames, gleichmäßiges Klatschen an seine Ohren.
Seine r ichtigen Ohren.
Tom nahm seinen Helm ab, wirbelte herum und sah sich dem einzigen anderen Menschen in der VR -Halle gegenüber.
Der Neuankömmling war ein älterer Mann mit ergrauendem Haar; er hatte ein längliches, blasses Gesicht mit einer Knollennase und trug einen militärischen Tarnanzug. Er erhob sich von der Couch gegenüber, und Tom ging mit einem Gefühl des Unbehagens auf, dass der Mann schon eine Weile dort gesessen haben musste, um ihn zu beobachten.
»Tja, Sie sind ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte, Mr Raines«, sagte der Alte. »Die meisten schaffen es beim ersten Versuch nicht einmal in den Panzer.« Er tippte sich sachte auf das Ohr und sagte zu jemandem: »Ich habe Sichtkontakt – es ist Raines. Sie können sich jetzt ausloggen. Die Netzwerkadresse meldet sich ab. Gute Arbeit, Heather.«
Beim Vorgang der Verwandlung vom virtuellen Tom zum richtigen Tom fühlte er sich immer komisch und unbehaglich, selbst dann, wenn er nicht von einem Gamer überrascht wurde, der ihn beim Spielen beobachtet hatte. »Moment mal, Sie kennen Heather? Sie beide haben diese Simulation aufgebaut?«
»Ms Akron hat Sie für mich gefunden«, sagte der Alte. »Ich bin schon seit einem Monat hinter Ihnen her. Sie sind schwer aufzuspüren. Nachdem Sie sich Ihre Netzwerkadresse für heute beschafft hatte, bin ich ins Flugzeug gesprungen. Ich wollte, dass Sie dieses Szenario einmal durchlaufen, bevor ich meine Entscheidung treffe. Aber ich war mir sicher, dass Sie mich nicht enttäuschen würden. Und das haben Sie auch nicht.«
Toms Gedanken schnellten zu den ständigen Behauptungen seines Dads – »Das Finanzamt würde mich nur zu gerne in die Finger bekommen« –, und er trat zurück. Andererseits konnte dies auch etwas mit der gestrigen Drohung von Ms Falmouth zu tun haben, das Jugendamt zu benachrichtigen. So oder so … »Warum sind Sie denn hinter mir her?«
»Sagen wir einfach, ich suche junge Leute, die einem bestimmten Profil entsprechen, und Sie stehen oben auf meiner Liste. Einer meiner Offiziere hat Sie in einem Spielenetzwerk entdeckt, aber bevor wir Kontakt aufnehmen konnten, sind Sie immer woandershin weitergezogen. Ich habe zugesehen, wie Sie gestern Abend in der Lounge Ihren Kontrahenten fertiggemacht haben. Das war eine gute Finte, die Sie in dem Autorennen angewandt haben.«
Tom erstarrte. »Oh, das haben Sie gesehen?«
»Ich habe Ihnen noch ein paar andere Male zugeschaut. In Südkalifornien, in New Mexico.«
Tom heftete seinen Blick auf die Spitze der Knollennase des Mannes, während er über eine Ausrede nachdachte. Er hatte nichts Verbotenes getan … Na ja, außer dass er noch minderjährig war und deshalb gar nicht spielen durfte. Das allein war schon ein Verstoß gegen das Gesetz. Was konnte er sagen? Wie sollte er das erklären?
»Ich habe Sie nicht persönlich gesehen«, beruhigte ihn der Mann. »Man hat mir eine Einspielung von ein paar Ihrer alten Spiele zukommen lassen. Das hier ist nicht das erste Kasino, in dem Sie aufschlagen. Sie sind ein richtiger Gamer. Ich bin beeindruckt.«
Tom blinzelte. »Beeindruckt?« Damit hatte er nicht gerechnet.
»Ich bin General Terry Marsh. Wie Sie vielleicht wissen, durchforstet die Regierung das Land nach vielversprechenden jungen Leuten, um sie zu Kombattanten auszubilden.«
Tom erwiderte nichts. Die Worte ergaben für ihn keinen Sinn.
»Ich bin hier, weil wir jemanden wie Sie im Turm des Pentagons brauchen könnten«, fuhr Marsh fort.
Der Turm des Pentagons.
Der Turm des Pentagons . Wo die Kombattanten der Intrasolaren Streitkräfte trainierten. Wo Leute wie Elliot Ramirez lebten.
Nun begriff Tom, worum es hier ging. Lachend wandte er sich von dem Alten ab. »Also schön, wer steckt hier wirklich dahinter? Ich bin nämlich kein Volltrottel. Ganz egal, worum es hier wirklich geht, mir gefällt es nicht.«
»Das ist aber schade«, bemerkte Marsh trocken. »Die meisten Teenager würden ihr letztes Hemd dafür geben, sich unseren Kombattanten anzuschließen.«
Tom wirbelte herum, um dem alten Mann ins Gesicht zu schauen, denn dieser wirkte unnachgiebig und
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