Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
unser intrasolares Waffenarsenal kontrollieren. In Fällen wie dem Ihren befähigen die von diesen Spielsimulationen geförderten kognitiven Fähigkeiten und Reflexe Sie bestens dafür, Kampfmaschinen zu bedienen.«
»Deshalb haben Sie mich ausgesucht? Weil ich gut spielen kann?«
»Genau. Deswegen wollen wir Sie.«
Tom musste auf einmal an Ms Falmouth denken. Ihre Worte hallten noch in ihm nach: Was kannst du gut?
Das , offenbar. Das Land retten genau wie Elliot Ramirez.
»Und Ihr rascher Sieg in diesem Testszenario«, fuhr Marsh fort, »ist sozusagen das i-Tüpfelchen. Sie würden perfekt zu uns passen.«
Tom schloss kurz die Augen, und als er sie öffnete, rechnete er damit, dass sich alles um eine Art Wunschbild handelte. Doch Marsh war immer noch da, und die VR -Halle war echt.
Etwas, das Marsh in Toms Gesicht sah, ließ ihn knapp nicken. »Es stimmt, mein Junge. Ihr Land braucht Sie im Turm des Pentagons. Die Frage ist nur: Sind Sie Manns genug, um einen Krieg für uns zu gewinnen?«
»Kommt nicht infrage«, sagte Neil.
Tom saß auf dem Rand seines Bettes in ihrem Hotelzimmer. Neil nippte an einem Drink, weil, wie er immer gerne sagte, ein guter Screwdriver das einzig zuverlässige Mittel gegen Kater war. Schon Toms bloße Erwähnung, dass er General Marsh begegnet war, führte dazu, dass sich die Falten in Neils Gesicht tiefer eingruben.
»Dad, diese Chance kann ich mir nicht entgehen lassen.« Tom blätterte das Formular der elterlichen Einverständniserklärung durch, das Marsh ihm mitgegeben hatte. »Die bilden mich aus, und dann bin ich Kombattant. Und es ist ja für unser Land …«
»Du wirst keinen Krieg für dieses Land kämpfen, Tom.« Er fuchtelte mit der Hand herum, sodass Orangensaft über den Rand seines Glases schwappte. »Unser Militär kämpft, um Nobridis, Inc. die extraplanetarischen Rechte auf Bodenschätze zu sichern. Die russisch-chinesische Allianz ihrerseits kämpft, um sie Stronghold Energy zu sichern. Bei dem Krieg geht es nicht um Länder! Die Multis setzen das vom Steuerzahler finanzierte Militär ein, um geheime Scharmützel auszutragen, und verkaufen die Sache der Öffentlichkeit, indem sie ihr den Mantel des Patriotismus überwerfen. Eigentlich ist es bloß ein großer Kampf zwischen Mitgliedern der Koalition, um herauszufinden, wer der reichste Vorstandsvorsitzende im ganzen Sonnensystem sein wird!«
Tom hatte das alles schon mal gehört, diese Anti-Establishment-Nummer, die Neil immer herunterleierte. Er zog sie jedes Mal ab, wenn ihn jemand fragte, warum er nie einen Job behielt – »Warum ich mich nie vor den Karren unternehmerischer Knechtschaft habe spannen lassen, meinst du?« – oder keine Steuern bezahlte – »Ich habe Besseres mit meinem Geld zu tun, als das Geldsäckel von America, Inc. zu stopfen!«
Deswegen studierte Tom nun die Einwilligungserklärung und hörte ihm nicht länger zu.
»Weißt du, wie das Militär seine Leute behandelt, Tom? Sie schlucken sie und spucken sie anschließend wieder aus. Für die bist du bloß ein Ausrüstungsgegenstand. Und wofür? Nicht für dein Land. Sondern für die Brieftasche von irgendeinem Manager, den du nie kennenlernen wirst. Er lebt in irgendeiner Luxussuite, die du nie zu sehen bekommen wirst!«
Tom musterte seinen Vater mit seinem morgendlichen Drink in der Hand, seinen zerknitterten Kleidern und seinem unrasierten Gesicht. »Dad, das hier ermöglicht es mir, Karriere zu machen. Es ist das richtige Leben. Marsh sagt, ich bekäme sogar ein Gehalt.«
»Du hast ein richtiges Leben. Lass dich nicht von diesem Scheißgeneral dazu überreden …«
»Er braucht mich zu gar nichts zu überreden«, platzte Tom heraus. »Ich habe es satt. Es ist immer wieder das Gleiche. Du verspielst unser ganzes Geld, und ich versäume die Schule und gerate mit Ms Falmouth aneinander. Bestimmt ist das auch der Grund, weshalb …« Er sprach nicht weiter.
Fast hätte er ihn ausgesprochen. Diesen finsteren Gedanken, den er bisher nie über die Lippen gebracht hatte.
Bestimmt ist das der Grund, weshalb Mom uns verlassen hat.
Neil benötigte einen Moment, um etwas zu erwidern, so als hätte er Toms Gedanken gelesen. »Wir können ab jetzt auch anders leben als bisher. Wenn du es satthast, dann lassen wir uns irgendwo nieder. Du musst dich denen nicht anschließen. Nach dem nächsten Gewinn bin ich fertig damit.«
Tom schloss die Augen. Das Blut pochte in den Adern an seiner Schläfe. Einen »nächsten Gewinn« würde es nie
Weitere Kostenlose Bücher