Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
ich würde mich hier zurücklehnen und dich heute den Helden spielen lassen? Hast du das wirklich geglaubt?«
Schockiert schaute Tom zu ihm hoch. »Tja, eigentlich schon.« Vergeblich krallte er sich in den Teppich. Wie immer erlaubte ihm das Immobilitätsprogramm den Gebrauch seiner Arme, doch keinerlei Belastung derselben. Er konnte sich nicht einmal aufrichten.
»So läuft das aber nicht!« Nigel wirbelte zum Bild der Rundhalle auf der Projektionswand herum. »Ich dachte, es würde reichen, wenn ich die CamCo-Namen durchsickern lasse. Dass Marsh mich dann nehmen müsste . Dass er keine Wahl haben würde, wenn die IPs öffentlich gemacht wären!«
Tom stockte der Atem. »Du warst es.«
Nigel grinste ekelhaft. »Als Dominion Agra noch mit dir gearbeitet hat, hat mir Dalton Prestwick angeboten, auch mich zu sponsern, wenn ich ihm dabei helfe, die Mitglieder der CamCo zu enttarnen. Wahrscheinlich haben sie genauso kalkuliert wie ich, dass nämlich das Militär, sobald alle Welt die aktuellen Kombattanten kennt, andere benötigte, die nach wie vor anonym waren. Und wäre es nicht ganz einfach für Dominion gewesen, dafür zu sorgen, dass du befördert wirst, wenn der Zeitpunkt gekommen war? Sie hatten zwar Namen, die sie durchsickern lassen konnten, aber sie kannten die dazu gehörigen IP s nicht. Deshalb haben sie mich gebeten, das zu erledigen. Aber nachdem du den Club zerstört hast, sagte mir Dalton, die Abmachung gelte nicht mehr. Das spielte aber auch keine Rolle. Ich hatte bereits beschlossen, die Informationen meinerseits durchsickern zu lassen. Ich habe eine nicht zurückverfolgbare E-Mail mit jeder Menge Neuronalprozessor-spezifischem Kauderwelsch an den chinesischen Botschafter gesendet, um ihn davon zu überzeugen, dass ich Insider bin, dann eine zweite mit der Liste der Namen und IP s. So einfach war das. Ich sagte dir doch, ich komme in die CamCo, ob ich nun einen Sponsor habe oder nicht.«
Tom warf einen verzweifelten Blick auf die Übertragung aus der Rundhalle. Svetlana, die von Medusa vertreten wurde, gab nach außen hin vor, die Kontrolle über das Schiff auszuüben. Elliot war schweißnass, da er zum ersten Mal tatsächlich beim Gipfel kämpfte. Er zog ruckartig an der Steuerung, fest entschlossen, aber ohne jede Kreativität. Er ließ sein Raumschiff in der oberen Atmosphäre auf direktem Kurs auf den Satelliten zurasen.
Medusa war zu ausgebufft für so etwas. Sie benutzte ihre Triebwerkabgase dazu, Weltraumschrott in seine Richtung zu katapultieren und ihn so vom Kurs abzudrängen. Manchmal beachtete sie den Satelliten gar nicht mehr und spielte schlichtweg nur mit Elliot. Dann schwenkte sie auf ihn zu, schien ihn fast rammen zu wollen, um im letzten Moment, wenn er in Panik geraten war und sein Schiff gefährlich vom Kurs abgebracht hatte, zur Seite abzudrehen. Mit einem neckischen Wackeln ihres Schiffes ließ sie sich dann wieder zurückfallen, um auf seinen nächsten Versuch zu warten, so als amüsiere sie der ganze Vorgang. Sie machte ihn psychologisch fertig, spielte mit ihm wie eine Katze mit einer Maus. Es war offensichtlich, dass beide Kombattanten wussten, wer triumphieren würde.
»Nigel, du darfst Dalton nicht vertrauen. Dominion Agra wird dich nicht sponsern – die benutzen dich bloß als Bauernopfer! Das hatten sie wahrscheinlich von Anfang an so geplant!«
Nigel wirbelte wütend zu ihm herum. »Du kapierst das nicht, Raines! Ich traue Dominion Agra nicht . Natürlich tue ich das nicht. Ich bin doch nicht blöd. Ich sollte in die CamCo kommen. Klar doch, Dominion Agra hat mich auf die Idee gebracht, aber ich wusste, dass der Kontakt auch mir nützlich sein würde. Ich wusste, dass ich aufsteigen würde, wenn ich die Namen der CamCo-Mitglieder öffentlich mache. Selbst als sie ihr Angebot zurückgezogen haben, wusste ich, dass ich es trotzdem tun würde. Aber sogar dieser Plan ist dank Marshs offenkundigem Bedürfnis, dich zu befördern, danebengegangen. Deshalb ist das hier jetzt meine letzte Chance. Genau jetzt. Nach dem heutigen Tag wird das Militär gar keine andere Wahl mehr haben, als mich kämpfen zu lassen.«
»Was hast du vor?«, fragte Tom ihn argwöhnisch, während er auf das Kabel in Nigels Hand starrte.
Nigel wandte sich dem Bildschirm zu. Er betrachtete die Menschenmenge mit leuchtenden Augen. »Ich habe ein Raumschiff unter Kontrolle, Raines. Und eines kann man über den Turm sagen: Er gibt ein ziemlich leichtes Ziel ab.«
Tom starrte Nigels Rücken an. Das
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