Die Weltenzerstörer - 18
Pelztieren. „Wir werden eine ausführliche Analyse über Zuchtmöglichkeiten auf andere Planeten erstellen”, sagte Andrea zu einem der Männer. „Die beiden Mädchen haben gute Arbeit geleistet. Jetzt brauchen wir noch Bodenproben und Muster von Pflanzen, die ihnen als Nahrung dienen. Es muß alles sehr glaubwürdig aussehen. Hier schlagen wir für die Nacht unser Lager auf und kehren morgen früh um.”
Bald herrschte reges Leben auf der Lichtung. Es wurden Zelte errichtet, eines für Andrea, eines für die beiden Mädchen, eines für die Männer; von denen schrieb einer einen Tagebuchbericht, und das Buch verschloß er dann. Die Amazone Menella ging, um Fleisch für das Abendessen herbeizuschaffen. Andrea stand unter den Bäumen und sah hinüber zu den schwarzen, verkohlten Baumstümpfen, die trübselig im Regen standen. Kein angenehmer Anblick für Waldliebhaber, dachte sie leidenschaftslos, aber ich habe schönere Welten sterben gesehen, und das mit gutem Grund. Auf meine Art sterbe ich auch. Ich habe kein Kind und werde nie eines haben, aber die Raumhäfen auf einigen Welten sind meine Kinder und Schritte in eine große Zukunft. Wer kann beurteilen, welche Rasse ein Recht zum Überleben hat? Eine Rasse stirbt, die andere wird geboren. Ich weiß es … Frauen, die Kinder gebären könnten, tun Männerarbeit als Bergführer. Ein Zeichen vielleicht, daß die Rasse zum Aussterben bestimmt ist. Ich verstehe die Männer nicht, die Frauen ebensowenig. Wie könnte ich auch? Ich verstehe Planeten, kenne deren Ökologien und habe auf dieser Welt eine Arbeit zu tun…
Sie kehrte zu ihrem Zelt zurück und öffnete ein Metallkästchen mit einem schweren Kombinationsschloß. Dazu benützte sie keinen Schlüssel, sondern berührte nur leise mit einem Finger eine Schläfe und legte einen Finger der anderen Hand auf das Schloß. Sie nahm ein kleines, versiegeltes Päckchen heraus, das sie in die Tasche steckte. Dann ging sie in den Wald.
Unter einem Baum kniete sie nieder, grub mit ihren kräftigen Händen ein Loch in den Boden und roch an der regendurchnäßten Erde. Dann wickelte sie das kleine Päckchen aus. und der Inhalt sah aus wie graufarbener Staub mit schwarzen Flecken.
Was wird überleben? Dies oder jenes? Sie berührte die Erde und den grauen Staub, den sie in das Loch im Boden schüttete. Er roch giftig, und sie stäubte sorgfältig ihre langen Finger ab. Dann deckte sie den Staub mit Erde ab und kehrte zum Lager zurück.
Ein Bild formte sich in ihrem Geist: ein kristallines Virus, das sich im Boden ausbreitete, die Bodenbakterien, die Würmer und Insekten und alles, was den Boden lebendig machte, zerstörte und sich ungehemmt vermehrte, bis der sterbende Boden ganz unfruchtbar war. Was hätte ich getan, hätte jemand meinen Wald vergiftet?
Warum hätte ich etwas tun sollen? Wir brauchen keine Wälder mehr, und um die, die nach uns kommen, weine ich keine Träne. Sie werden ebenso verschwinden müssen wie wir: Telepathen, Wälder, Boden.
Ozeane? Nein. Die Völker, die bleiben, müssen ernährt werden. Die Menschen werden, um nicht zu verhungern, aus den Wäldern zu den Ozeanen wandern, und diese Tatsache arbeitet für mich. Sie werden darum betteln, daß unsere Technologie ihre Ozeane erschließen darf… Sie kehrte zum Lager zurück und sah die beiden Amazonen das Essen kochen. Die Männer beobachteten sie ohne Begehren. Irgendwie waren sie ein wenig verwirrend, diese Freien Amazonen. Sie verstanden es, mit den Männern zu leben, ohne deren Begehren herauszufordern; es war fast so, als könnten sie ganz nach Wunsch auch Männer werden. Nicht daran denken. Das ist gefährlicher Boden.
6.
David Hamilton fühlte sich wesentlich wohler in der Arztuniform des Krankenhauses. Sie verschaffte ihm Zutritt zu allen Testgeräten, ohne daß er Jason Allison um Hilfe bitten mußte. Er war die bisherigen Prüfungsunterlagen durchgegangen, während die anderen Regis’ Einladung zu einem Rundgang durch die Stadt angenommen hatten. Jetzt saß er in der Cafeteria.
Missy war eine Chieri. Oder ein Chieri? War sie ebenfalls ein funktioneller Hermaphrodit. An Missy hatte er automatisch als an eine Sie gedacht. Bei Kerals Geschlecht war er nicht so sicher.
Missy wies alle Merkmale eines Chieri auf. In ihr waren beide Sexmerkmale vorhanden - das ist auch im menschlichen Embryo der Fall -, aber die männliche Struktur schien fast völlig verkümmert zu sein. Also mußte es bei den Chieri wenigstens geringe Geschlechtsunterschiede
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