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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Weltprodukte, aber von argentinischem oder australischem Olivenöl hat man bisher nichts gehört. Nicht jeder erfolgreiche Pflanzenexport führt demnach auch zu einem Markterfolg. Umgekehrt schien die Mittelmeerbevölkerung nie geneigt, auf billigeres Sonnenblumenöl oder Erdnussöl umzusteigen, obwohl Olivenöl erheblich teurer ist.
    In der Tat kann man sich italienische Antipasti, griechischen Salat, provençalischen Lammbraten oder spanischen Fisch in Erdnussöl nur schwer vorstellen.

Ein Welternährer
Reis
    Für die Menschen in Asien und damit für einen Großteil der Weltbevölkerung ist Reis die tägliche Nahrung. Insofern übertrifft Reis alle anderen wichtigen Getreidearten wie Weizen und Mais an Bedeutung.
    Von allen Getreidearten ist Oryza die einzige, die gut im Wasser stehen kann, ja muss. Aber Reis ist keine Wasserpflanze, sondern gedeiht auch im Trockenbau. Beim Trockenreis muss nur der Setzling intensiv bewässert werden. Die riesigen Überschwemmungsgebiete südostasiatischer Flüsse sind optimal für den Anbau dieser wichtigen Nahrungspflanze. Wenn es den Reis nicht gäbe, könnte man dort gar nichts anbauen. Er passt vorzüglich zu dem tropischen, regenreichen Klima. Andererseits »verbraucht« gerade der Sumpfreis sehr viel Wasser.
    In den Jahrtausenden der Reiskultur sind von den einfachen Bauern sehr viele Sorten gezüchtet worden, die auf die lokalen klimatischen Bedingungen und die Bodenverhältnisse abgestimmt sind. Übertrieben ausgedrückt: Jedes Tal hat seine eigene Sorte. Manche von ihnen reifen in drei bis vier Monaten, benötigen also nur eine kurze Vegetationszeit. Im Zusammenhang mit dem relativ gleichmäßigen Tropenklima ist bei diesen Reissorten sogar ein dreimaliger Anbau im Jahr möglich.
    Zwar stammen die maßgeblichen Reispflanzen aus Asien, aber dem Reis sehr ähnliche Pflanzen kommen rund um den Globus vor. Beispielsweise ist die Gattung Zizania in Nordamerika heimisch. In den USA und Europa kennt man sie unter der Handelsbezeichnung »Wildreis«. Für die Ojibwa-Indianer an den Großen Seenbildete Zizania eine Nahrungsgrundlage. Dabei handelt es sich nicht um einen echten Oryza , sondern um ein verwandtes Süßgras, dessen reisähnliche Samen ebenfalls essbar sind. Zizania gedeiht nicht auf Feldern als Kulturpflanze, sondern wächst »wild« an See- und Flussufern. Dort wird es wie zu Indianerzeiten von Kanus aus abgeerntet.
    Auch Afrika verfügt über eine einheimische Reisart mit dem nicht spannenden wissenschaftlichen Namen Glaberrima , hervorgegangen aus der wilden Reisart Oryza barthii . Kultiviert wurde diese schon vor 2000 bis 3000 Jahren im Inlandsdelta des Niger, das sich als 400 Kilometer lange Riesenoase südwestlich der berühmten Wüstenstadt Timbuktu erstreckt. Je nach Überflutungsstand sind ganze Abschnitte des verzweigten Deltas mit seinen Seen und Kanälen sumpfartig. Hier leben Menschen sogar vom Fischfang – mitten in der Sahara. Dieser »afrikanische Reis« ist aber bei Weitem nicht so ertragreich wie die asiatischen Reisarten, hat jedoch andere Vorzüge.
    In jüngster Zeit wurde Glaberrima mit dem klassischen asiatischen Reis Oryza sativa gekreuzt. Einerseits in der Hoffnung auf einen Ansatz zur Verbesserung der Ernährungssituation in Afrika; auch in Westafrika bildet Reis die Nahrungsgrundlage für rund 250 Millionen Menschen, aber das Meiste wird zu hohen Kosten importiert. Andererseits erwartet man sich für den asiatischen, recht krankheitsanfälligen und pflegeintensiven klassischen Reis eine Verbesserung durch eine unempfindlichere Art. Diese Züchtung war nur durch sehr moderne Methoden möglich, weil sich beide Arten in der Natur nicht kreuzen lassen.
    Da der Reis, anders als die Trockenkörner Weizen und Gerste, eng mit dem Wasser verbunden ist, lassen sich archäologische Nachweise über den Beginn des Reisanbaus nur schwer führen: Es haben sich keine vergleichbaren Überreste oder Abdrücke erhalten. In China wird die Heimat des Reises im mittleren Jangtse-Tal lokalisiert. Reiskörner wurden sicher schon in der Nacheiszeit alswilder Reis gesammelt. Für den Anbau durch die Menschen setzt man heute als frühesten Zeitpunkt um 7000 v. Chr. an. Aus dieser Zeit datieren die ältesten, gleichzeitig auch recht zahlreichen neolithischen Siedlungen am Gelben Fluss und am südchinesischen Jangtsekiang sowie die Erfindung des Tonbrennens. Die Herstellung von gebrannten Keramikgefäßen gelang in verschiedenen Kulturen unabhängig voneinander; in

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