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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Japan vielleicht noch früher als in China, im westafrikanischen Mali etwa gleichzeitig und bei den jungsteinzeitlichen Europäern etwas später. Alle Kulturen brannten die Tongefäße zunächst im sogenannten offenen Feldbrand: Die Gefäße wurden einfach rundherum mit Brennmaterial bedeckt. Mit der Erfindung des Töpferofens im fünften Jahrtausend gehen die Chinesen mit Sicherheit allen anderen Kulturen zeitlich voraus. Zur Zubereitung von Reis waren Tongefäße natürlich sehr praktisch, wenn nicht gar unerlässlich.
    Für Indien und das Gebiet des heutigen Thailand ist es denkbar, dass sich der Reisanbau dort ebenfalls in neolithischer Zeit unabhängig von China entwickelte. Korea übernahm den Kultur-Reis schon während der Bronzezeit, Japan erst in der Zeit des europäischen Frühmittelalters. Bis dahin war Hirse das wichtigste Getreide in Japan – wie in Nordchina. Und wie in China wurde Reis zur Speise der Wohlhabenden; die armen Leute begnügten sich weiterhin mit Hirse.
    Noch älter als der Reisanbau ist in China nämlich der Hirseanbau – Reis wäre im kühleren Norden gar nicht gediehen. Zwar wurde Reis in seiner südchinesischen botanischen Heimat mehr gegessen als im Norden, aber noch in der Zeit der ersten Kaiserdynastie, die ungefähr der Römerzeit in Europa entspricht, war Reis eine Speise der Wohlhabenden. Auch in Indien und Japan blieb er bis ins 17. Jahrhundert den Oberschichten vorbehalten und wurde erst danach ein allgemeines Grundnahrungsmittel. Man sieht hier eine parallele Entwicklung zu Europa, wo der zwar schon sehr alte, aber exklusive Weizen ebenfalls erst in der Barockzeitallmählich zu einem alltäglicheren Brotgetreide auch für breitere Bevölkerungsschichten wurde. Erst von da an, nach dem Dreißigjährigen Krieg, traten Einkorn, Emmer, Hafer und Hirse in Anbau und Konsum langsam in den Hintergrund. So war es auch in Asien mit der Hirse zugunsten von Reis.
    Wie in allen jungsteinzeitlichen Kulturen kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass der Feldanbau mit religiösen Vorstellungen, einschlägigen Schutzgöttern oder -göttinnen und Riten und Zeremonien verbunden war, insbesondere bei Aussaat und Ernte. Reis gehörte im alten China zu den fünf heiligen Nahrungspflanzen, die der Kaiser beim alljährlichen Frühlingsfest selbst anpflanzte. (Die anderen waren Hirse, Weizen, Gerste, Sojabohne.)
    Unser Reis-Wort stammt nicht aus dem Chinesischen, sondern aus dem Sanskrit. Vrihi wurde im Iranischen zu birinj und daraus im Griechischen oryza . Nach Wegfall des anlautenden »o« entstand aus dieser Form das in allen europäischen Sprachen geläufige Wort für Reis.
    Die Griechen lernten Reis – wie das Zuckerrohr – durch die Feldzüge Alexanders des Großen kennen, aber nicht erst am Indus, sondern schon in Mesopotamien an Euphrat und Tigris (330 v. Chr.). Reis war also bereits durch den frühantiken Orient-Indien-Handel in den Nahen Osten gelangt und wurde schon zur Alexanderzeit als Pilaw zubereitet, wie es dort heute noch üblich ist.
    In der Antike blieb der Reis im europäischen Horizont jedoch eine Handelsware. Erst die Araber begannen mit dessen Anbau am Mittelmeer, im Nildelta und in Andalusien. Seit der Renaissancezeit (um 1500 n. Chr.) baut man Reis in der Poebene an. Wie etliche der gerade aus der Neuen Welt eingetroffenen Pflanzen und Früchte galt der oberitalienische Reis als exotisches Novum und exklusive Delikatesse der Reichen: Gesüßten Milchreis gab es nur an Feiertagen. Erst im 19. Jahrhundert vervielfachten sich die Reisimporte, und Reis wurde in Europa zu einer Alltagsspeise.
    Nach Nordamerika kam der Reis erst während der Kolonialzeitals reine Kulturpflanze, angeblich als Folge eines Schiffsunglücks, bei dem ein holländisches Schiff mit einer Reisladung aus Indonesien wegen eines Sturms um 1690 vor Charleston strandete. Charleston war damals eine ganz junge Kolonie an der Küste von South Carolina. Bald betrieben etliche der Südstaaten-Kolonien den aufwendigen Reisanbau mit Sklavenarbeit. Reis, Tabak und Indigo waren die wichtigsten Exportgüter der englisch-amerikanischen Kolonie, bevor die Baumwolle alles andere dominierte.
    In den asiatischen Tropenländern wirkt der großflächige Reisanbau auf bewässerten Terrassenfeldern ungemein landschaftsprägend. Das richtige Fluten der Reisfelder ist eine Bewässerungskunst für sich. Das Wasser muss fließen, damit sich keine Algen bilden, aber es darf nicht zu schnell strömen, damit der Boden nicht

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