Die Weltgeschichte der Pflanzen
luxuriös, aber auch als nahrhaft, gesund und … oh là là … stimulierend. Die Franzosen beeilten sich, eigene Plantagen auf Haiti anzulegen. Prompt ahmten das die geschäftstüchtigen Holländer auf Curaçao nach.
In der Barockzeit war der Versailler Hof das große Vorbild für die Fürstenhöfe in ganz Europa – auch in Sachen Chocolade . Von dort verbreitete sich die neue Luxusmarotte über den ganzen Kontinent und blieb als Salongetränk vor allem mit dem Adel verbunden. Zum standesgemäßen Chocolade- Genuss gehörten nach der Erfindung des Porzellans in Meißen die sündhaft teuren, bemalten, verzierten und mit Deckeln versehenen Porzellantassen und -kännchen, wie man es auf vielen Rokokogemälden sehen kann.
Die wohlhabenden Bürger bevorzugten in der gleichen Epoche hingegen das neue Luxus-Heißgetränk aus dem Orient, um dassich eine ganze eigene Kaffeehaus-Kultur entwickelte. Vereinfacht gesagt: Chocolade war das Getränk der adeligen Salons, Mokka das Getränk der bürgerlichen Kaffeehäuser.
Mit dem Ende der Adelsgesellschaft durch die Französische Revolution verfiel der Chocolade -Genuss in seiner traditionellen Form. Bis dahin hatte es Chocolade ausschließlich als Heißgetränk gegeben – keine Tafelschokolade und keine Pralinen. Das änderte sich nun durch die Erfindung des Verfahrens zur Herstellung von Kakao-Pulver (!) durch den holländischen Apotheker C. J. van Houten im Jahr 1828. Erst durch das »Entölen« (die Zugabe von Soda und das Pressen) der »fetten« Kakaobohne wurde die Schokoladeherstellung in der Form möglich, wie wir sie heute kennen.
Pioniere der technisch stets aufwendigen Tafelschokoladenherstellung in Deutschland waren Jordan & Timeus in Dresden, eine im 19. und frühen 20. Jahrhundert europaweit bekannte Firma, die jedoch 1930 ihren Betrieb einstellte. Weitere frühe deutsche Hersteller von Schokoladeprodukten waren F. A. Miethe (Halloren in Halle an der Saale, 1804) und Stollwerck in Köln 1839.
Die eigentliche Geschichte der modernen Tafelschokolade beginnt aber 1847 in England, wo Joseph Storrs Fry durch eine Mischung der Kakaobutter mit dem entölten Kakaopulver die in Formen gießbare »Schokoladencremestange« (englisch: chocolate bar ) erfand. Heute spricht man eher von Schokoriegel. Nach dem Ersten Weltkrieg ging Fry’s in der schon 1824 gegründeten Firma Cadbury’s auf, seit 2010 wiederum eine Division des amerikanischen Lebensmittelriesen Kraft Foods, zu dem auch Jacobs und Milka gehören.
Allein, die Fry-Methode ist ein vergleichsweise grobes Verfahren. So richtig delikat wurde die Tafel Schokolade erst nach Schweizer Art. Fortan waren es fast ausschließlich Schweizer, die im 19. Jahrhundert die Schokoladezubereitung zu dem Hochgenuss verfeinerten, wie wir ihn heute kennen, und den Mythos der Schweizer Schokolade begründeten.
Der Welschschweizer Daniel Peter, verheiratet mit einer Tochter des ersten Schweizer Schokoladeherstellers Cailler, verwendete nicht wie sein Schwiegervater nach der Fry-Methode Kakaobutter und Kakaopulver, sondern Kondensmilch (heute Milchpulver), Kakao und Zucker. Das ergab 1875 die Milchschokolade. Wie wirtschaftlich folgenreich diese Erfindung war, zeigt sich daran, dass Daniel Peter zusammen mit Henri Nestlé 1879 das spätere Weltunternehmen in Vevey am Genfer See gründete.
Die Schweiz ist heute das führende Land beim Schokolade-Pro-Kopf-Konsum – knapp vor Deutschland. Die Krönung der Schokoladeherstellung schuf im Jahr 1879 Rudolf Lindt durch die von ihm eher zufällig erfundene Methode des Conchierens. Diese arbeitsaufwendige und viele Stunden in Anspruch nehmende Walz- und Rührmethode in der 90 Grad warmen Conche (»Muschel«) ergibt eine besonders feine, salbenartige Masse von hoher Qualität. Durch die Wärme und Sauerstoffzufuhr beim Rühren verflüchtigen sich letzte unerwünschte Geruchs- und Geschmacksstoffe. Verbunden mit dem Alpenpanorama und dem Bild von glücklichen Kühen entstand das sehr dauerhafte Markenimage der Schweizer Qualitätsschokoladen.
Bis zum Ersten Weltkrieg blieb auch die Tafelschokolade ein Luxus für die Reichen, so wie in den Zeiten des Ancien Régime die Trink- Chocolade ein Privileg des Adels war. Doch da man im Krieg erkannte, wie praktisch Schokoladetafeln als konzentrierter Energiespender für die Soldaten waren, wurden Schokoriegel und Schokoladetafeln zum Massenprodukt.
Eine traditionelle Luxusform der Schokoladezubereitung ist die Praline.
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