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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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für unsere ganz anders hergestellte »Schokolade« ab.
    Das Kakao-Wort cacahuatl wurde ebenfalls aus dem Aztekischen in die Weltsprachen übernommen. In der Maya-Sprache lautete es wohl ka-ka-wa . »Kakao« und »Kakaobaum« hatten sich in Europa längst eingebürgert, doch der bahnbrechende schwedische Taxonom Linné wollte das »heidnisch-barbarische Wort« 1753 als wissenschaftliche Bezeichnung partout nicht anerkennen, zumindest nicht als ersten Gattungsbegriff in seinem Pflanzenverzeichnis. Darüber kam es zu einem berühmten Streit mit anderen Botanikern, doch Linné bestand auf seiner poetischeren Benennung Theobroma . Heute lautet der wissenschaftliche Terminus für den Kakaobaum Theobroma cacao . Theobroma bedeutet: Götterspeise.
    In Mittelamerika kultivierten die Maya ka-ka-wa schon im ersten Jahrtausend vor der Zeitenwende auf der Halbinsel Yucatán, also bereits lange vor den Azteken, die erst während des europäischen Spätmittelalters, im 13. Jahrhundert, in Mexiko einwanderten. Von dort bezogen auch die Azteken ihr cacahuatl , denn für einen Kakaobaumanbau war es im Zentrum ihres Reiches in der Gegend des heutigen Mexiko-City zu trocken.
    Die Kakaobohnen sind die Samen des Kakaobaums. Dieserstammt aus dem Amazonasgebiet, im heutigen Brasilien, und gedeiht nur in den Tropen, weil er Feuchtigkeit, Wärme, aber auch Schatten braucht. Der Baum ist eine ausgesprochene Regenwaldpflanze und extrem kälteempfindlich – ebenso wie die Kakaobohnen. Einen Transport in einem kalten Flugzeugladeraum würden sie nicht verzeihen.
    Ungewöhnlich ist das Erscheinen Tausender kleiner Blüten auf dem grobrindigen Stamm oder an den kräftigen Ästen. Weil die Blüten direkt am Stamm sitzen, bildet sich natürlich auch die Kakaofrucht direkt am Stamm – eine einmalige botanische Besonderheit. Die Blüten müssen innerhalb weniger Stunden bestäubt werden, wofür bestimmte kleine Fliegen zuständig sind. Andernfalls bleiben die Blüten unbefruchtet. Die am Stamm sitzenden Kakaofrüchte können leicht gepflückt werden. Sie sind so auffällig, kein indianischer Wildbeuter im Amazonas konnte sie übersehen. Sie forderten die Nutzung geradezu heraus, auch wenn es bis zum Genuss noch vieler komplizierter und aufwendiger Verarbeitungsschritte bedurfte – bei den präkolumbianischen Xocolaltl -Trinkern und erst recht bei den modernen Schokoladeproduzenten. Die Kakaofrüchte haben ungefähr die Größe und die Form einer Cola-Flasche – und in der Tat sind die berühmten, früher geriffelten, bauchigen Flaschen von Coca-Cola nach dem Vorbild der Kakaofrucht entworfen worden.
    Jede Kakaofrucht enthält bis zu 50 Bohnen (Samen). Die Früchte müssen gleich nach der Ernte geöffnet werden, damit die Bohnen mit dem Fruchtfleisch fermentieren: eine Gärung, bei der Alkohol und Essigsäure entsteht. Dabei verlieren die Bohnen einen Teil ihrer Bitterstoffe, die ersten Aromen entwickeln sich. Die getrockneten Bohnen können dann leicht transportiert werden.
    Sie werden, wie die Kaffeebohnen, vor der Weiterverarbeitung geröstet. Erst dann entfalten sie ihr volles Aroma. Danach werden sie gemahlen und gepresst. Wegen ihres hohen Fettanteils (ca. 50 Prozent) entsteht aus den Bohnen eine zähe Masse.
    Erster Importeur von Cacahuatl -Bohnen in Europa war der Aztekenreich-Eroberer Hernán Cortés (1525). Kakao wurde das erste modische Luxusgetränk aus den Kolonien an den Höfen Europas. Die damals noch nicht »entölte« Kakaomasse wurde nur in heißem Wasser aufgelöst und immerhin mit Rohrzucker oder Honig gesüßt und eventuell mit Vanille oder Zimt gewürzt. Spanische Mönche waren auf dieses angenehm süße Rezept gekommen. Sie hatten das scharfe Chili-Pulver aus dem Indianercocktail weggelassen und außerdem entdeckt, dass das süße exotische Getränk besser schmeckt, wenn es als Heißgetränk serviert wird. Es wurde bereits damals Chocolade genannt.
    Hauptlieferant war die spanische Kolonie Venezuela; Anbau und Ernte waren Sklavenarbeit. Die Spanier hüteten das Klosterrezept etwa hundert Jahre lang wie ein Staatsgeheimnis und gönnten nur dem innersten Hofzirkel den exklusiven Chocolade -Genuss. Durch die Heirat des französischen Königs Ludwigs XIII ., des Vaters des Sonnenkönigs, mit der spanisch-habsburgischen Prinzessin Anna im Jahr 1615 gelangte die Chocolade -Sitte zur Musketierzeit nach Frankreich. Chocolade soll das Lieblingsgetränk Ludwigs XIV . gewesen sein. Chocolade zu trinken galt als exotisch und

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