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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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botanischen Heimat gelangte sie in Jahrtausenden vor Kolumbus entlang des durchgehenden Gebirgsrückens bis hoch hinauf nach Nordamerika. Und natürlich geschah dies schon viele Tausend Jahre vor dem Beginn irgendeiner präkolumbianischen Hochkultur, also lange bevor irgendein Olmeke, Maya, Tolteke, Azteke oder Inka auch nur einen Fußabdruck hinterließ.

Das sind doch Peanuts!
Erdnuss
    Für den früheren Chef der Deutschen Bank Hilmar Kopper waren 1994 rund 50 Millionen DM nur peanuts . Der abfällig gemeinte Slang-Ausdruck bedeutet im Englischen so viel wie »Kleinigkeiten«, »Kleingeld«. Diese weltläufige Sprachkunst aus berufenem Munde hat man sich in Deutschland gemerkt.
    Im Deutschen wie im Englischen ist die Bezeichnung des Schmetterlingsblütlers Arachis hypogaea als Nuss ( pea-nut , »Erbsennuss«) botanisch nicht korrekt. Erdnüsse sind keine Nüsse, sondern sie gehören zu den Hülsenfrüchten wie Bohne und Erbse. Nur wegen ihrer Gestalt und Form werden sie »morphologisch« zu den Nüssen gerechnet. Anders als bei Bohne oder Erbse befindet sich die Hülse von Arachis mit ihren Früchten in der Erde – daher der Name im Deutschen.
    Die französischen und spanischen Namen cacahuete leiten sich hingegen erkennbar von dem indianischen Begriff tlacacáhuatl ab, unter dem die europäischen Konquistadoren die Erdnuss in Mexiko kennenlernten. Daran lässt sich unschwer das Mutterwort cacáhuatl für die Kakaobohne erkennen. In der aztekischen Nahuatl-Sprache bedeutet tlacacáhuatl denn auch nichts anderes als »Kakaobohne der Erde«. Tlacacáhuatl ist, wohlgemerkt, das Aztekenwort. Die ursprüngliche Bezeichnung aus den Anden kennen wir nicht, denn im heutigen Peru wurden Erdnüsse schon um 5000 v. Chr. kultiviert. Dort wurden ganz andere Indio-Sprachen gesprochen.
    Heute werden Erdnüsse in warmen Gegenden weltweit angebaut, in Europa allerdings nur in Zypern. Größte Erzeugerländer sind China und Indien, die es zusammen auf zwei Drittel der Welternte von 33 Millionen Tonnen bringen. Beide Länder exportieren kaum, sondern verbrauchen fast alle Erdnüsse selbst. Wie in Afrika sind sie dort eine Art Grundnahrungsmittel. Die nach China und Indien folgenden großen Anbauländer sind die USA , Nigeria und Indonesien. Deutschland importiert rund 60000 Tonnen, ungefähr je zur Hälfte aus den USA und aus Argentinien.
    Die USA dürfen als Haupt- und Vorbildland des modernen Erdnusskonsums (geröstet, gesalzen, als Erdnussflips oder Erdnussbutter) gelten. Erfinder der Erdnussbutter war der exzentrische amerikanische Diät-Arzt John Harvey Kellogg (1852-1943), dem wir auch die Cornflakes verdanken. In der EU darf man aus rechtlichen Gründen allerdings nicht von Erdnussbutter sprechen, da der Begriff »Butter« nur für Molkereiprodukte verwendet werden darf. Juristisch korrekt handelt es sich um Erdnusscreme.
    Einen überragenden Stellenwert im kulturellen Gedächtnis der Amerikaner nimmt George Washington Carver ein (1864-1943). Der schwarze Amerikaner wurde noch als Sklave geboren, erlitt in seiner Jugend ein typisches Sklavenschicksal. Als vielfältig begabter Junge wurde er zu einem anerkannten Botaniker und Universitätsprofessor. Bereits als Kind besaß er eine umfassende, intuitive Kenntnis und Begabung für Botanik; später gelang ihm die Entdeckung von Hunderten von Nutzanwendungen für Erdnüsse (und Süßkartoffeln), zum Beispiel die Gewinnung von Farbstoffen oder Kosmetiksubstanzen. Ihm ist es wesentlich zu verdanken, dass heute in den Südstaaten großflächig Erdnüsse als Alternative zur Monokultur der Baumwolle angebaut werden. Auf diese Weise konnten sich die Südstaaten wirtschaftlich von den Verheerungen des Amerikanischen Bürgerkriegs erholen. Das Time -Magazin nannte ihn 1941 einen »schwarzen Leonardo« – wegen der Vielseitigkeit seiner Begabungen, zu denen auch die Malerei zählte. Carvers armseliges Geburtshaus ist heute eine nationale Gedenkstätte, die erste in den USA für einen Afroamerikaner und die erste, die nicht für einen Präsidenten errichtet wurde.

Die fabelhafte Welt der Kakaobohne
Kakao
    Als leicht berauschendes Kultgetränk Xocolatl war Kakao den Azteken »heilig«. Auch die viel früheren Kulturen der Olmeken und Maya genossen dieses mit Wasser, Mais, Vanille und Pfeffer zubereitete Gebräu. Das Aztekenwort Xocolatl bedeutet »Bitterwasser« und beschreibt damit wohl zutreffend, wie dieses scharf gewürzte Getränk geschmeckt hat. Von Xocolaltl leitet sich das Wort

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