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Die Werte Der Modernen Welt Unter Beruecksichtigung Diverser Kleintiere

Die Werte Der Modernen Welt Unter Beruecksichtigung Diverser Kleintiere

Titel: Die Werte Der Modernen Welt Unter Beruecksichtigung Diverser Kleintiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Lewycka
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sich unter den knappen Designerkostümen verbarg. Kein Ton. Schweigen.
    Ihr zuzusehen, wie sie sich bei ihrer Geburtstagsfeier am Freitagabend gehen ließ, war eine Offenbarung gewesen. Sie waren mit dem Securitisation-Team in ein Restaurant im Westend gegangen, ein schickes kleines Lokal nahe Haymarket, mit antiken Möbeln, einer unverständlichen Speisekarte und einer Weinkarte, die bei fünfzig Pfund anfing und bei dreitausend aufhörte. Maroushka war die einzige Frau unter den sieben; inzwischen war sie das wohl gewöhnt. Jedenfalls hielt sie sich wacker, was das Essen und das Trinken anging. Es war unglaublich, dass eine so schmale Person so viel verdrücken konnte. Sie saßen im Séparée, und kaum waren sie mit dem Dessert fertig, wurden Cognac und Wodka aufgetischt. Plötzlich streifte Maroushka die Schuhe ab, sprang auf den Tisch und begann sich barfuß im Kreis zu drehen, die roten Zehennägel blitzten auf dem weißen Tischtuch, als sie vorsichtig die Füße zwischenTeller und Gläser setzte und dabei in die Hände klatschte und sang, oder eher gurrte, in ihrer seltsamen kehligen Sprache. Dann sprangen die zwei Franzosen aus dem Team auf und fielen ein, es war eine alte Carla-Bruni-Nummer, und bald tanzten und sangen sie alle zusammen und warfen Gläser über die Schulter. Vielleicht ging auch sonst noch ein bisschen was zu Bruch. Dummerweise trat Serge, als er den Moonwalk machen wollte, auf eine leere Flasche, die auf dem Boden herumrollte, stürzte und rammte im Fallen den Kopf durch ein Ölbild an der Wand. Als er wieder zu sich kam, waren alle weg bis auf ein paar besorgt wirkende Kellnerinnen, die ihn in ein Taxi setzten, sobald er wieder stehen konnte.
    Was ist dann passiert? Er hat es vergessen.
    Einer dieser unvergesslichen Abende.
    Er fängt ihren Blick durch die Scheibe auf und wirft ihr eine Kusshand zu; sie wendet sich ab, doch er hat den Anflug eines Lächelns gesehen. Wie wäre es wohl, fragt er sich, wenn er sie mit nach Doncaster nehmen und sie seinen Eltern vorstellen würde, Marcus und Doro? Hm. Vielleicht ein bisschen verkrampft am Anfang. Er müsste gute Vorarbeit leisten. Ein winziges Problem ist, er hat seinen Eltern noch nicht erzählt, dass er die Mathe-Promotion in Cambridge an den Nagel gehängt hat und jetzt als quantitativer Analyst bei der britischen Niederlassung einer internationalen Investmentbank arbeitet. Und ... mehr verdient, als sie je verdient haben. Wenn er sich morgen mit Doro trifft, wird er es ihr sagen.
    Ja, morgen sagt er es ihr, ganz bestimmt.

Clara
    Vandalismus, Urin und das Klima von Doncaster
    Am 1. September 2008, dem ersten Tag des Schulhalbjahrs, biegt Clara in eine triste halbmondförmige, von Backsteinhäusern gesäumte Straße in Doncaster ein, legt den Rückwärtsgang ein und visiert im Außenspiegel das Schultor an. Sie sieht über die rechte Schulter. Sie gibt ein bisschen Gas. Der Wagen stößt zurück und schrammt am Tor entlang: krach. Scheibenkleister!
    Als sie aussteigt, um den Schaden in Augenschein zu nehmen, erlebt sie einen Moment der Genugtuung. Jemand anders, wahrscheinlich Miss Postlethwaite, die Geschichtslehrerin, alias Miss Hippo, hat sich noch blöder angestellt und das Schild der Schule angefahren.
    Es neigt sich schief über den hässlichen Maschendrahtzaun mit der Stacheldrahtkrone: eenhills Primary Schoo (das »Gr« und das »l« sind schon vor Jahren verschwunden), die Schrift bogenförmig über einer weiten idyllischen Landschaft grüner Hügel, ungeachtet der Tatsache, dass die Schule mitten in einer Sozialsiedlung in Doncaster steht.
    Einparken ist nicht Claras Stärke, und heute Morgen ist sie besonders unkonzentriert. Eigentlich hat sie Glück, dass sie noch am Leben ist, es hätte nämlich genauso gut auf der Schnellstraße krachen können, als sie versuchte, beim Fahren den Brief ihrer Mutter zu lesen, der heute Morgen im Briefkasten lag.
    Wir haben sehr aufregende Neuigkeiten. Marcus und ich denken ans Heiraten.
    Hey, was ist da los, liebe Eltern? Nach fast vierzig Jahren? Warum lasst ihr es nicht einfach gut sein?
    Das Klassenzimmer mit dem vertrauten Geruch nach Desinfektionsmittel und Bohnerwachs atmet still in Erwartung der Kinder. Sie zieht den zerknitterten Brief ihrer Mutter aus der Tasche und fragt sich, warum sie einen Brief geschrieben und dann nur eine Zweite-Klasse-Briefmarke draufgeklebt hat. Warum hat sie nicht einfach angerufen? Wahrscheinlich ein Zeichen ihrer zunehmenden Schrulligkeit.
    Wir machen ein

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