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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Lux
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Quelle aller Informationen. Älter als Sanskrit. Damit ist das Fundament für eine makellose Grundlagenforschung gegeben.
    Ich habe eines Nachts in meiner Klinik in Trondheim, als ich bereits sehr erschöpft war, das Verhältnis von Irisgröße zur Proportion des Auges untersucht. Da fiel mir etwas ein, das ein verstorbener Geologe mir einst über die Verschiebung der Erdachse sagte. Er behauptete, die Pole würden sich alle fünfundzwanzigtausend Jahre abrupt verschieben. Dies führe zu Katastrophen aller Art.“
    „Die Apokalypse.“
    „Wenn sie so wollen, ja. Ich fand heraus, als ich die Augenmaße untersuchte, dass es zwischen diesen Maßen einen Zusammenhang gibt. Ihr Verhältnis ist ausnahmslos bei den Augen aller Menschen und Tiere identisch. Es wich nie ab. Das brachte mich dazu, wenn es bei allen Lebewesen gleich war, es auf die Erde anzuwenden.
    Das Verhältnis der Irisgröße zum Radius des Auges beträgt genau eins zu sechs. Der Geologe sagte mir, fünf Achsenverschiebungen der Erde hätten bereits stattgefunden. Nun sei die Letzte, die Sechste, zu erwarten. Anzeichen davon sehen wir überall. Wale und Delfine stranden, weil die verschobenen Magnetpole ihren Orientierungssinn täuschen. Vogelschwärme tauchen in unbekannten Gebieten auf. Das Abschmelzen der Pole, weil sie sich nicht mehr dort befinden, wo sie gefrieren. Das löst den Klimawandel aus. Niemand will darüber reden. Eine fatale Panik wäre die Folge. Viel lieber schiebt man es auf die Umwelt. Warum will die USA kein Abkommen zum Klimawandel unterschreiben? Sie kennen die wahre Ursache.“
    „Und wie hängt das mit ihrer Beobachtung der Augen zusammen?“
    „Es war das Sechstel. Alle Punkte der bisherigen Achsenverschiebungen liegen genau sechstausendsechshundertsechsundsechzig Kilometer auseinander. Genau der sechste Teil des Erdumfangs. Auf einer geraden Linie!“
    „Alle bisherigen Pole?“
    „Genau, meine Liebe. Der jetzige Nord- und Südpol natürlich auch. Und der Mount Kailash ebenfalls. Er befindet sich genau sechstausendsechshundertsechsundsechzig Kilometer vom Südpol entfernt. Der letzte Polsprung, das Ende aller Zeiten, steht uns bevor. Wir müssen die Quelle allen Wissens finden. Der Kailash im Himalaya, unser Expeditionsziel, scheint laut Bersinsch dieser Ort zu sein. Was sich dort genau verbirgt, weiß niemand. Aber nicht umsonst bilden alle diese Punkte zusammen mit den Pyramiden von Gizeh, denen der Azteken, Stonehenge und dem Bermudadreieck ein Netz. Ich arbeite an einer Weltkarte dieses Netzes. All diese Orte liegen in einem präzisen Abstand zueinander. Gizeh-Südpol, Südpol-Kailash, Kailash-Stonehenge, Stonehenge-Bermudadreieck, Bermudadreieck-Osterinsel. Jede dieser Entfernungen misst genau – sechstausendsechshundertsechsundsechzig Kilometer.“
    „Und die gestohlene Scheibe?“
    „Glücklicherweise hatte Bersinsch mir ein Foto gemailt. Legt man die Blume des Lebens auf die Weltkarte, so liegt der markierte Punkt genau auf dem Kailash.“
    Es klopfte an der Tür.
    Professor Carlsen legte den Finger auf die Lippen.
    „Wer ist da?“, fragte er durch die Tür.
    „Roger Schüssli, von der Bione Corporation. Ich wollte sie zum Essen mit Herrn von Stein abholen.“
    Professor Carlsen schaute auf seine Armbanduhr.
    „Tatsächlich“, murmelte er. „Sie sind schon fertig, so bezaubernd, wie sie in ihrem Abendkleid aussehen.“
    Laima errötete unter seinem Kompliment.
    „Wie sehe ich in meinem Smoking aus? Mit einer so attraktiven, jungen Frau an meiner Seite kann ich nur aussehen wie ein junger Gott. Ich fühle mich wie in meinen besten Tagen“, sagte er und bot ihr seinen Arm an, damit sie sich bei ihm unterhakte.
     
    „Die anderen sind bereits da. Wir haben nur eine kurze Fahrt vor uns“, sagte Schüssli, als sie in der Limousine über die seichten, kurvigen Bergstraßen glitten.
    Das Haus lag am Hang. Es bot sich ihnen ein noch sagenhafterer Ausblick auf den See und die Stadt Zürich als vom Grandhotel aus. Der Himmel war klar und die Bergluft roch frisch und rein.
    Die Haustür stand offen. Das Haus war ein minimalistischer Kubus aus schwarzem Granit. An zwei Seiten offen, schloss die rohe Felswand des Berges den hinteren Teil. Zur anderen Seite lag eine Terrasse mit Blick auf den See tief unter ihnen. Der Boden war ebenfalls aus schwarzem Granit. Moderne Designklassiker bildeten das Mobiliar. An den Wänden übergroße Fotos eines drahtigen Mannes, der an überhängenden Felsen ohne Sicherung, teils nur

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