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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Lux
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das Thema beendet und sie gingen hinein.
     
    Am nächsten Morgen erwachte Laima früh in ihrem Hotelzimmer. Sie konnte nicht sagen, ob es an ihrer Unruhe lag oder ob es die ungewohnte Umgebung war. Schließlich stand sie auf und ging frühstücken.
    Als sie auf die Terrasse des Grandhotels trat, wusste sie, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Es war ein sonniger Morgen. Sie war vom gestrigen Festmahl noch nicht wieder hungrig. Als sie dann aber vor den duftenden Buttercroissants und dem frisch gepressten Orangensaft saß, konnte sie nicht widerstehen.
    Das Unbehagen, das sie bereits geweckt hatte, wurde immer größer. Sie saß in einem Schloss über dem Zürichsee, in aller Ruhe, als vor zwei Tagen noch auf sie geschossen wurde. Diese Ruhe schien ihr zu trügerisch. Der Kontrast war zu groß. Weshalb plötzlich diese Stille um sie herum? Sie sah sich um. Aber zu dieser frühen Stunde saß, außer ihr und einer älteren Dame, die ihren kleinen Hund auf dem Schoß mit Croissant fütterte, niemand an den Tischen.
    Laima holte die Schokoladen, die sie gestern an der Rezeption eingesteckt hatte, heraus. Sie wickelte eine aus. Kein Zettel. Sie untersuchte das Papier genauer. Nichts. Die Nächste war ebenfalls leer. Ganz normale Schokolade. Keine Glückskekszettel. In keiner von ihnen!
    Was sollte das bedeuten? Laima war nervös. Sie blickte sich um. Wer spielte hier mit ihr? Wo waren die Männer hinverschwunden, die sie so fieberhaft von ihrer Abreise abhalten wollten? Die ihre Mutter ins Koma befördert hatten. Die ihr Drogen untergeschoben hatten.
     
    TRAUEN SIE NIEMANDEM. SCHON GAR NICHT SICH SELBST.
     
    Sie musste sich beruhigen. Alles andere half ihr wenig. Erstaunlich war, dass überall Kornkreise auftauchten. Wussten sie untereinander, was die Anderen wussten? Ganz hatte sich Professor Carlsen gegenüber Gerold von Stein nicht offenbart. Professor Bersinsch hatte gesagt, sie solle sich an Professor Carlsen halten. Traute sie ihm? Vielleicht. Vielleicht war es dieser kleine Zettel aus der Schokolade, der sie verwirrte. Nun traute sie wirklich niemandem mehr. Auch sich selbst nicht. Sie konnte nicht mehr sagen, was sie vor dem Zettel getan hätte. Wie sie gehandelt hätte, wäre sie unvoreingenommen gewesen.
    Wer immer ihr diese Nachricht übermittelt hatte, hatte sein Ziel erreicht. Auch wenn sie versuchte, sich ganz frei zu machen, nochmals alles durchzugehen, alle Sympathien neu zu prüfen, dieser Jemand hatte einen Schleier des Misstrauens ausgebreitet, der ihr die klare Sicht genommen hatte.
    Sie beschloss, sich abzulenken und zu entspannen. Vielleicht würde das helfen, ihre Gedanken zu ordnen. Das umfangreiche Spa Angebot des Hotels war genau das, was sie jetzt brauchte. Schließlich stand ihr eine anstrengende Expedition bevor. Sie hatte sich kaum von der Gletschertour in Österreich erholt und der Himalaya war sicher noch weit weniger erholsam.
     
    Als Laima sich nach der Sauna gerade massieren ließ, trat ein Hotelangestellter ein, um ihr mitzuteilen, dass sie nach der Massage erwartet werde.
    In der Lobby saßen bereits Professor Carlsen mit seinem Assistenten, Figaro Slinkssons, Roger Schüssli und Sam, der Koch. Sie stiegen in einen luxuriösen Kleinbus.
    Während der Fahrt sah Laima immer wieder in den Rückspiegel. Sie saß vorne neben dem Fahrer. Ein Lieferwagen folgte ihnen. Sie sah, dass er mehrfach die Spur wechselte. Andre Autos schoben sich dazwischen, aber er blieb an ihnen dran. Oder kam es ihr nur so vor? Wechselten sich bei professionellen Beschattern nicht mehrere Teams ab? War dieser Lieferwagen nicht viel zu auffällig? Gerade als sie darüber nachdachte, verschwand er. Hinter ihnen war niemand mehr. Sie fuhren noch einige Minuten und bogen dann ab. Es war kein weiterer Wagen zu sehen. Laima zweifelte an sich. Dann erreichten sie die Bione Corporation.
    Das Firmengebäude war im gleichen schlichten Stil wie von Steins Haus. Vorne Glas, hinten nackter Fels, schwarze Steinwände, schwarzer Boden. In der Eingangshalle stand ein gigantischer goldener Buddha, der zusammen mit der Architektur und den Felsen auf magische Weise harmonierte.
    „Das ist doch eine schöne Einstimmung auf Tibet, oder?“, sagte Schüssli.
    „Das ist ein thailändischer Buddha.“
    „Seien sie doch nicht so humorlos, Slinkssons“, sagte Professor Carlsen zu seinem Assistenten.
    „Kommen sie hier entlang“, sagte Schüssli, der versuchte, den Einwand an sich abprallen zu lassen. „Herr von Stein

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