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Die widerspenstige Braut

Die widerspenstige Braut

Titel: Die widerspenstige Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Jahren hatte sie begriffen, dass Adorna so etwas wie einen sechsten Sinn hatte, was Menschen betraf, und auf geradezu Furcht erregende Weise alles um sich herum mitbekam.
    »Es war etwas an dir, was ich mochte.« Leicht widerstrebend musste Adorna lachen. »Du hast mich an mich selbst erinnert.«
    »Mylady, Sie mussten in Ihrem ganzen Leben noch nicht stehlen.«
    »Nein, aber ich hatte einen Vater, der mich zu seinem eigenen Nutzen verheiraten wollte.« Adorna blickte auf den offenen Brief vor sich auf dem Schreibtisch. »Ich habe eine Lösung für dein Problem. Du musst London verlassen.«
    Samantha sprang auf. »London verlassen?«, rief sie.
    »Eine Dame spricht nie mit lauter Stimme.«
    Samantha versuchte, normal zu sprechen, musste aber feststellen, dass es ihr nicht gelang. »London verlassen?«, flüsterte sie deshalb.
    »Ich habe hier einen Brief von Colonel William Gregory aus Cumbria.«
    »Cumbria?«
    »Im Lake District.«
    »Der Lake District? Aber das ist … in der Provinz.«
    »Gesunde Luft«, stimmte Adorna ihr zu.
    Samanthas Hand machte eine schwache wegwerfende Geste.
    »Im Norden … weit nördlich. Und westlich. Gebirge. Hohe, bedrohliche Berge.«
    »Und Schnee. Frischer, sauberer, weißer Schnee. Klare Flüsse. Schöne, blaue Seen. Ich beneide dich. Jeder Tag wird ein Ferientag sein.«
    Beunruhigt sah Samantha Adorna an und suchte nach irgendeinem Anzeichen dafür, dass die Lady scherzte.
    Aber sie scherzte nicht. »Colonel Gregory sucht verzweifelt eine Gouvernante für seine Kinder. Du bist eine Gouvernante, und dazu eine sehr gute.«
    »Ich weiß, aber … das
Land.«
Ein Gemälde, das sie einst im Royal Museum gesehen hatte, kam Samantha in den Sinn. Eine gewundene ländliche Straße. Üppige grüne Bäume. Ein Hirsch, halb verborgen im Wald. Und in der Ferne ein tiefblauer See und schroffe, in Wolken gehüllte Berge. Die schrecklichste Szenerie, die Samantha jemals gesehen hatte.
    Adorna war unnachgiebig.
    »Ich soll für einen … Colonel arbeiten? Aus der Armee Ihrer Majestät?«
    »Ja, für den jüngeren Sohn, der zum Militär gegangen ist und ehrenvoll in Indien gedient hat. Er hat während seiner Dienstzeit dort eine Engländerin geheiratet – Mrs. Gregory galt als ausgesprochen schön und freundlich –, und sie waren wohl sehr glücklich. Vor drei Jahren starb sein älterer Bruder, und Colonel Gregory erbte den Familienbesitz.
    Doch bevor Colonel Gregory wieder nach Hause reisen konnte, wurde seine Frau unter mysteriösen Umständen getötet. Man sagt, dass er sie tief und innig geliebt haben muss, weil er seitdem keine andere Frau mehr angesehen hat.«
    Adorna schwieg, und schließlich wurde Samantha klar, dass sie einen passenden Kommentar erwartete. »Wie tragisch.«
    »In der Tat. Als Colonel Gregory schließlich zurückkehrte, war die Geschichte das Tagesgespräch von London.« Mit einem leichten Lächeln spielte Adorna mit ihrem Stift. »Weil natürlich alle Mütter heiratsfähiger junger Damen gehofft hatten, dass er in London residieren würde, um eine neue Braut zu finden.
    Stattdessen ist er unverzüglich in sein Landhaus Silvermere in der Nähe von Devil’s Fell gefahren und seither dort geblieben.«
    »Devil’s Fell?« Sofort entstand vor Samanthas Augen das Bild eines altersschwachen Schlosses auf einem schroffen Felsen, das sich verfallen und düster gegen einen stürmischen Himmel abhob.
    »Es genießt den Ruf, ein sehr schöner Ort zu sein.«
    Wenn man Fledermäuse mochte.
Samantha fragte: »Sind Sie Colonel Gregory schon einmal begegnet?«
    »Nein, aber er ist Offizier und ein Gentleman mit einem tadellosen Ruf, den seine Untergebenen sehr schätzen.« Adorna fixierte Samantha. »Ich bin sicher, dass er dir keinen Grund für einen erneuten Skandal geben wird.«
    »Ich hoffe nicht, Mylady.«
    Adorna räusperte sich.
    Samantha fügte hastig hinzu: »Ich bin dessen sicher, Mylady.«
    Adorna setzte ihre Brille auf und las ihr aus Colonel Gregorys Brief vor. »›Obgleich mein Haus abgelegen ist …‹«
    Samantha wimmerte leise.
    »›… muss sich die Gouvernante keinerlei Sorgen um ihre Sicherheit machen. Die Straßen werden regelmäßig von der örtlichen Miliz patrouilliert, die ich befehlige und die von meinen Männern verstärkt wurde.‹«
    Unbeeindruckt von Samanthas deutlicher Abscheu fuhr Adorna fort: »Und einige Absätze weiter schreibt Colonel Gregory: ›Ich biete ihr einen Verdienst von vier Pfund plus einer Zulage für Tee und Zucker und zusätzlich

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