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Die widerspenstige Braut

Die widerspenstige Braut

Titel: Die widerspenstige Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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der auf der sandigen Straße ins Dorf zurückraste. »Was habe ich denn gesagt?«, schrie sie dem jugendlichen Fahrer hinterher, der sie mit unerschütterlicher Nichtachtung strafte.
    Sie hatte doch nur gefragt, ob die Wölfe immer noch Dorfbewohner fraßen. Ob sie die Kinder vor Bären zu schützen hatte. Und ob Colonel Gregory sein Vieh im Haus hielt. Das waren doch alles Fragen von einer gewissen Dringlichkeit, aber den Stallburschen vom Hawksmouth Inn hatte das offensichtlich beleidigt, und er hatte sie kurzerhand mitten in der Wildnis abgeladen.
    Die Umgebung stellte sich als genauso beängstigend heraus, wie sie befürchtet hatte. Bäume säumten die Straße und führten in einen dunklen Wald, wo, da war sie sicher, Bären mit langen Krallen und blutbefleckten Zähnen lauerten. Bären, die sie jetzt heimlich beobachteten, während sie vor Gier sabberten und auf die Dunkelheit warteten, um sich auf sie zu stürzen und sie in Stücke zu reißen. Und direkt vor ihr erstreckte sich eine offene Landschaft. Eine dieser vielen Weiden, nahm sie an, die die Kutsche auf ihrem Weg hierher passiert hatte. Eine Weide, weitläufig und grün, sanft hügelig, eingefasst von hellen Trockensteinmauern, soweit das Auge reichte. Schafe trotteten über die Weiden mit wachsamen Augen, kauten Gras und hielten beständig Ausschau nach … Wölfen.
    Ja, nach Wölfen. Sie würde jede Wette eingehen, dass es hier Wölfe gab. Sie konnte sich die Wölfe gut vorstellen, wie sie sich anschlichen und mit ihren roten Augen die nächste Mahlzeit frisches Lammfleisch fixierten und wie sie sich plötzlich scharf umwendeten, weil sie eine bedeutend größere, zartere Mahlzeit erspäht hatten.
Sic.
    Ein Schauder überlief sie, und sie setzte sich auf ihren Schrankkoffer. Adorna muss ihr Schützling wohl Leid getan haben, denn sie hatte Sorge dafür getragen, dass Samantha gut gekleidet in ihr Exil ging, hatte sie mit extravaganter Garderobe beschenkt, mit Schals, Unterröcken, Hüten und Stiefeln.
    Leider würden diese jetzt hier am Straßenrand verrotten, denn die Nacht kündigte sich an, und Samantha würde in dieser Wildnis festsitzen, jede einzelne mit Reißzähnen ausgestattete Kreatur würde die Chance nutzen, sie zu fressen, und niemand würde ihre Schreie hören.
    Sie erhob sich und begann, die Richtung nach Silvermere einzuschlagen. Ihre Rocksäume wirbelten Staub auf. Sie warf einen prüfenden Blick zurück und um sich. Die Schatten unter den Bäumen wurden länger. Die Sonne neigte sich dem Horizont, dem Rachen des Gebirges zu, das sie verschlingen würde.
    Wenn sie klug wäre, würde sie zurück zu ihrem Schrankkoffer gehen und ihre letzten kostbaren Momente bei ihren Kleidungsstücken verbringen, aber der Überlebenswille war zu stark. Obgleich sie wusste, dass es sinnlos war, musste sie versuchen, nach Silvermere zu gelangen.
    Sie rückte ihr Damentäschchen über ihrem Arm zurecht. Sie konnte nur hoffen, dass das verfallene Schloss am Ende der Straße auf sie wartete.
    Sie kam an einem See vorbei, einer stillen, blauen, beängstigenden Untiefe, kalt und tief. In ihr
lebte
etwas. Sie wusste, dass es so war, weil gelegentlich etwas plätscherte und an die Oberfläche kam. Es könnte ein Fisch sein. Andererseits könnte es auch gut ein Ungeheuer sein, das in der Tiefe lauerte. Sie hatte von Seeungeheuern gehört. Sie hatte gerade einen Roman über eins in Schottland gelesen.
    Während sie ihre Schritte beschleunigte, erinnerte sie sich an die Schauerromane, die sie so liebevoll in diesem Schrankkoffer verstaut hatte. Wenn sie dies hier überleben sollte, würde sie sie wegwerfen … nun ja, nicht in den See. Das könnte das Ungeheuer aufscheuchen. Aber auf jeden Fall wegwerfen.
    Sie spähte geradeaus, in der Hoffnung, ein Gebäude zu sehen.
    Irgendein Gebäude. Aber da war nichts. Nichts außer der Straße, die sich schlängelte und wand, anstieg und abfiel. Die Bäume, nichts als ein unerbittliches Grün. Und über all diesem erhoben sich diese Berge, karg, felsig und teilnahmslos. Der junge Fahrer hatte auf sie gewiesen und ihr erklärt, dass man sie hier in Cumbria »fells« nannte. Sie hatte ihn gefragt, ob man sie so nannte, weil die Menschen von ihnen herunterfielen oder weil sie auf die Menschen fielen. Es schien ihr eine logische Frage zu sein, aber gleich danach war er richtiggehend sauer geworden.
    Die Sonne begann rasch zu sinken und färbte die Bergspitzen rot. Von den Bäumen stieg Nebel auf, der wieder wegglitt, als hätte

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