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Die widerspenstige Braut

Die widerspenstige Braut

Titel: Die widerspenstige Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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einen halben freien Tag pro Woche. Außerdem bekommt die Gouvernante jährlich eine Woche Urlaub, um ihre Familie besuchen zu können.‹« Sie blinzelte Samantha über ihre Brillengläser hinweg an.
    »Sehr großzügig. Sehr viel großzügiger als alles, was du hier in London verdienen könntest.«
    »Aber Mylady, es gibt nicht einmal eine Zugverbindung dorthin.« Wenn Samantha schon die Stadt verlassen musste, wollte sie wenigstens die Gewissheit haben, dass sie schnell wieder zurückkonnte.
    »Der Zug bringt dich ganz in die Nähe«, versicherte Adorna ihr. »Colonel Gregory schreibt: ›Sie sollte den Zug nach York nehmen und von dort aus eine Kutsche, die sie bis nach Hawksmouth bringen wird. Wenn sie dem Besitzer des Gasthofs ihren Namen nennt, wird er sie nach Silvermere befördern lassen, wo ihre Schützlinge und ich sie erwarten.‹«
    »Deshalb bezahlt er vier Pfund pro Woche.« Samantha konnte sich die raue Landschaft lebhaft vorstellen, in die Adorna sie verbannen wollte. »Niemand möchte in der Wildnis leben.«
    »Tatsächlich ist das nicht der eigentliche Grund.« Adorna studierte den Brief weiter. »Es sind die Kinder.«
    »Die Kinder?« Das wurde ja schlimmer und schlimmer.
    Samantha versuchte, den Brief von ihrem Platz aus zu entziffern. »Was stimmt nicht mit den Kindern?«
    »Laut Colonel Gregory ist alles in Ordnung mit ihnen.«
    »Wenn er sagt, dass alles in Ordnung ist mit ihnen, dann stimmt ganz gewiss irgendetwas nicht mit ihnen.«
    »Das dachte ich selber auch schon. Es gibt offensichtlich eine Fülle von den kleinen Lieblingen.«
    »Eine Fülle?« Alarmiert stellte Samantha die Frage: »Was würde man denn als eine Fülle von Kindern bezeichnen?«
    Adorna konsultierte den Brief. »Sechs, und zwar von vier bis zwölf Jahre alt.«
    »Der Colonel war ja ein beeindruckend emsiger Mensch!«
    Und er war genau das, was Samantha nicht brauchte. Ein griesgrämiger Kerl, der eine Gouvernante brauchte, die sich um seine zahlreich gezeugten Kinder kümmerte, damit er währenddessen gefährlichen Banditen hinterher jagen konnte. »Mylady …« Samantha spreizte ihre Hände, die Handflächen nach oben, in einer bittenden Geste.
    Adorna nahm ihre Brille ab, faltete sie zusammen und legte sie mit einer Präzision auf den Schreibtisch, die Samantha Böses ahnen ließ. »Ich bin entschieden der Auffassung, dass du diese Position annehmen solltest.«
    O nein. Adorna sprach selten mit derartiger Entschlossenheit. Sie erreichte zwar fast immer das, was sie wollte, aber normalerweise erreichte sie das mit Takt und Zartgefühl. Wenn sie so direkt wurde, hatte der Adressat dieser unverblümten Ansprache in der Regel keinerlei Chance. »Mylady?«
    »Du hast Mr. Wordlaws Einkommen geschadet, seinem Status und seinem männlichen Stolz – und dieser Stolz wird erst dann befriedigt sein, wenn er deine gesamte Reputation zerstört hat. Ich kann hier in London keine andere Position für dich finden.«
    »Aber … ich habe London nie verlassen.«
    »Du hast dir dein Schicksal selber zuzuschreiben. Nun musst du damit fertig werden.« Adorna sah Samantha unverwandt an. »Du
wirst
in den Lake District fahren.«
    Samantha sank das Herz, als Adorna sie so unbarmherzig fixierte.
    Brüsk sagte Adorna nun: »Ich habe Colonel Gregory bereits einen Brief gesandt und ihm geschrieben, dass er dich innerhalb von vierzehn Tagen erwarten kann. Und, Samantha?«
    Adornas ernster Tonfall brachte Samantha dazu, ihr vorübergehend wieder ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken.
    »Ja, Mylady?«
    »Erzähl Colonel Gregory niemals, unter keinen Umständen, etwas von deiner Vergangenheit.« Adorna faltete ihre Hände auf dem Schreibtisch. »Ich habe einige Nachforschungen über ihn angestellt, und mir wurde gesagt, dass er ein guter und fairer, aber ein intoleranter Mann ist.«
    »Ein Dieb ist ein Dieb bis zum Ende seiner Tage?« Samantha schaffte es nur mit Mühe, ihren aufsteigenden Ärger zu unterdrücken. »Das ist doch nichts Neues. Ich könnte eine Heilige werden, und die Bastarde würden mich nach wie vor verurteilen.«
    »Werde bitte nicht vulgär«, tadelte Adorna sie. »Und versprich mir, dass du Diskretion bewahren wirst.«
    Samantha lächelte bitter. »Ich verspreche es, Mylady. Ich werde diesem selbstgefälligen Griesgram nichts verraten.«

Kapitel 2
    LAKE DISTRICT
    Zwei Wochen später
    Mit offenem Mund stand Samantha auf dem Gras neben ihrem Schrankkoffer und starrte dem in einer Staubwolke verschwindenden Pferdewagen hinterher,

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