Die widerspenstige Lady
ihre Unabhängigkeit – wie sie auch für die seine.
„Derlei kommt nur selten vor, wie dir wohl bewusst ist, Elizabeth.“
Wieder stieg ihr heiß das Blut in die Wangen. „Wie du dich aus der Affäre zu ziehen suchst!“ Sie hob abwehrend die Hand, als er etwas erwidern wollte. „Bitte, Hugo. Halt mich nicht für eine unerfahrene Jungfrau. Es gibt keinen wirklich sicheren Schutz vor einer Empfängnis. Ich trage dein Kind unter dem Herzen.“
Es würde nicht helfen, sich jetzt ein hitziges Wortgefecht mit ihr zu liefern. Er kannte Elizabeth – und sie war ganz offensichtlich fest entschlossen, ihn zum Altar zu führen, welche Gründe auch immer sie dazu bewegen mochten. Natürlich war ihr bewusst, dass er ihr um des Kindes willen die Hand bieten würde.
„Lass uns nicht streiten, Elizabeth.“
„Ich werde kein Kind zur Welt bringen, wenn der Vater mich nicht ehelicht, Hugo. Du solltest wissen, in welche Lage ein solcher Bastard andernfalls gerät. Obwohl dein Vater dich als Sohn anerkannte und für dich sorgte, wirst du doch beizeiten genügend Spott und Ablehnung ausgesetzt gewesen sein.“
Ja, er konnte es nicht leugnen. Gerade die Schulzeit war sehr schwer für ihn gewesen. Eigentlich hatte er bisher gedacht, all das wäre längst vergessen. Doch jetzt fühlte er wieder, wie furchtbar er damals unter den Verletzungen gelitten hatte.
„Du hast recht, Elizabeth“, antwortete er müde. „Aber was ist mit St. Cyrus?“ Keinesfalls wollte er für einen anderen Mann büßen!
„Ich sagte doch, Hugo, dass du der Vater bist“, antwortete sie schluchzend.
Sie schien sich ihrer Sache tatsächlich ganz sicher. Das Herz wollte sich ihm zusammenziehen. Dabei war er stets derart vorsichtig gewesen!
„Woher willst du das so genau wissen, Elizabeth? Wir haben seit mindestens drei Monaten das Bett nicht mehr miteinander geteilt. Bestimmt hättest du dich viel eher an mich gewandt, wäre ich an deinem Zustand schuld.“
Seltsam, sie wirkte gar nicht mehr so aufgebracht und wütend wie noch vor wenigen Minuten. Nein, jetzt gab sie sich ganz zart und verletzlich. Vielleicht hätte sie ihr Brot doch als Schauspielerin verdienen sollen, dachte er ironisch. Scheinbar kraftlos sank sie auf die Knie und bettete den Kopf auf seinen Schoß. „Ich musste doch erst ganz sicher sein. Immerhin hätte ich das Kind noch verlieren können.“
Weder streichelte er ihr den Kopf, noch schob er sie von sich. „Aber das geschah nicht.“
„Nein.“ Sie hob den Kopf und schaute Hugo an.
Was sollte er nur tun? Alles in ihm sträubte sich gegen eine Ehe mit ihr. Doch seine Ehre ließ ihm keine Wahl.
„Ist denn wirklich jeder Zweifel ausgeschlossen?“ Nicht dass er nun eine andere Antwort erwartet hätte. Aber er musste einfach immer wieder hören, dass er der Vater war, damit er sich an den Gedanken gewöhnen konnte.
„Vollkommen.“
Prüfend betrachtete er ihre Miene. Elizabeth hielt dem Blick stand, und nichts an ihr verriet, dass sie befürchtete, bei einer Lüge ertappt zu werden.
Sanft schob er sie von sich und stand auf. „Ich werde eine Ankündigung unserer Verlobung in die Times setzen.“
Sie verharrte auf den Knien. Für einen Augenblick aber erhellte ein triumphierendes Lächeln ihre Züge. Nun hätte Hugo schwören mögen, dass sie doch log. Er war nicht der Vater, sondern ein Esel, der gerade aufs Glatteis geführt wurde. Dann aber verschwand das Lächeln und machte einer ungeheuren Erleichterung Platz. Offenbar war sie nicht restlos sicher gewesen, ob er ihr den Schutz seines Namens bieten würde. Wenn er ihr nur hätte beweisen können, dass St. Cyrus und nicht etwa er selbst der Vater war … Doch dazu fehlte ihm jede Möglichkeit. Und falls das Kind einige Monate zu spät geboren werden sollte, gäbe es kein Zurück mehr. Obwohl dann kein Zweifel mehr daran bestehen konnte, dass Elizabeth zu einer Zeit empfangen hatte, in der er keine körperlichen Beziehungen mit ihr unterhielt, wäre das Jawort längst gegeben.
„Ich werde dich morgen Nachmittag wieder aufsuchen.“
Sie stand auf. „Wie du wünschst.“
„Dies wird keine Liebesheirat, Elizabeth“, erklärte er. Am besten, er stellte dies von Vornherein klar.
„Du beliebst zu scherzen, Hugo“, entgegnete sie. „Weshalb sollten wir uns die körperlichen Freuden auf einmal verwehren, die wir einander so lange geschenkt haben?“
Ja, weshalb eigentlich, überlegte er. Sie wären dann Mann und Frau.
Nach diesem Desaster konnte er froh sein,
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